Moon Knight
…auch bekannt unter den nicht geheimen Pseudonymen: Marc Spector, Steven Grant und Jake Lockley. Eine Person, viele Facetten
Hier geht es nicht um eine komplette Nahaufnahme des Charakters, sondern um das was ich mit ihm am Hut habe. Deshalb halte ich die „So ist er es geworden!“ und die „Das ist bisher an Comics erschienen!“ recht kurz.
Die Idee: Für die Marvel-Serie WEREWOLF BY NIGHT hatte der Autor Doug Moench die Aufgabe einen neuen Gegner zu kreieren. Er entschied sich dafür die Sache mit dem, den Werwolf dominierenden, Mond zu vertiefen und sie mit der Schwäche des Werwolfs zu verbinden, dem Silber. So entstand die Idee zum MOON KNIGHT.
Das Origin: MARC SPECTOR, welcher seit frühster Kindheit gegen seinen Vater (einen Rabbi) rebellierte, entschließt sich die Profession eines Söldners zu erlernen. Während eines Aufenthaltes in Afrika lernt er den Franzosen JEAN-PAUL DUCHAMP auch „FRENCHIE“ genannt, kennen. Ebenfalls ein Söldner, wird FRENCHE bald zu MARCs bestem Freund und späteren Piloten. Als MARC während eines Auftrages seine Arbeit als Söldner in Frage stellt, geschieht die Wandlung, welche schließlich zur gespaltenen Persönlichkeit SPECTORs führen soll und zu MOON KNIGHT.
Während eines Jobs für den Terroristen RAOUL BUSHMAN im Sudan, trifft MARC auf den Archäologen Dr. Alraune, der gerade mit Ausgrabungen beschäftigt ist. BUSHMAN tötet den Wissenschaftler und Marc wird so sehr von Schuldgefühlen geplagt das er sich um dessen Tochter, MARLENE ALRAUNE, kümmert. Doch BUSHMAN rast vor Empörung über den Verrat an ihm und er prügelt SPECTOR in der Wüste zusammen, um ihn dort dem Tod zu überlassen. Halb bewusstlos schafft MARC es sich in die Grabstätte zu schleppen, wo MARLENE mit ein paar Helfern ihres Vaters Zuflucht gefunden hat. Sie legen MARC am Fuß einer Statue ab, bei der es sich um ein Abbild des Mondgottes KONSHU handelt. Während Marlene MARCs nahendes Ableben betrauert, erwacht SPECTOR zu neuem Leben. MARC ist sich sicher das er von KONSHU wiederbelebt wurde um dessen Ritter des Mondes (MOON KNIGHT) zu sein. SPECTOR bemächtigt sich des Umhangs der Statue und greift BUSHMAN erneut an, um diesmal siegreich zu sein – und so wird MOON KNIGHT geboren.
Als SPECTOR, zusammen mit FRENCHIE und MARLENE, in die UA zurück kehrt, entschließen sich die drei Schicksalsgenossen gegen das Verbrechen zu kämpfen. SPECTOR hat ein Vermögen als Söldner verdient, welches nun dazu verwendet wird die nötige Ausstattung zu erwerben und die nötigen Scheinexistenzen zu schaffen. Aus Eins wird Drei und aus MARC SPECTOR wir noch zusätzlich der New Yorker Taxifahrer JAKE LOCKLEY und der reiche Lebemann STEVEN GRANT. Als LOCKLEY kann sich SPECTOR in den Straßen New Yorks bewegen ohne aufzufallen und als GRANT hat er Zugang zu den höheren Kreisen der Stadt. Doch das Hin und Her zwischen den drei unterschiedlichen Persönlichkeiten zehrt an MOON KNIGHT geistiger Stabilität.
Hier beginnt nun die erste eigenständige Serie von MOON KNIGHT, nachdem er diverse Auftritte als Gaststar hingelegt hat, welche seine Popularität untermauerten.
Im November des Jahres 1980 erschien in den USA die erste Ausgabe unter der schriftstellerischen Leitung von Doug Moench und dem Zeichner Bill Sienkiewicz, welcher sich selbst inkte und dabei von Frank Springer unterstützt wurde. Die Serie setzte vom ersten Moment an auf negative Untertöne, dunklere Farben und eher bedrückendes Ambiente.
Und so lernten wir uns kennen – MOON KNIGHT und ich. Ich weiß nicht mehr genau wann es war, ich weiß nur noch das ich mir damals per Mailorder, beim Comicladen Günther Philp, einen ganzen Schwung der ersten Hefte bestellt hatte, ohne MOON KNIGHT überhaupt besser zu kennen. Damals bestellte ich die Comics noch relativ wahllos per Brief aus einem fotokopierten Katalog per Post, denn einen Comicladen gab es damals in der Möchtegerngroßstadt Solingen nicht. Zwar konnte ich mit dem Zug zum Bahnhof nach Düsseldorf, um dort die vorhandenen Marvel (keinerlei DC) abzugreifen, doch da waren damals nur die Mainstreamer (AMAZING SPIDER-MAN, FANTASTIC FOUR, AVENGERS usw.) vertreten, welche in den USA am Newsstand zu bekommen waren…von den Heften aus dem Direct Market keine Spur.
Die Geschichten hatten mich, soweit es mein Anfangsenglisch damals zuließ, sofort im Griff und ich verschlang lesend die Hefte mehrfach hintereinander. Doug Moench baute MOON KNIGHT und sein Umfeld glaubhaft und sehr realistisch auf, so das man stets das Gefühl hatte er würde in New York wirklich auf Patrouille gehen und nicht rein fiktiv sein. Auch wenn sich die übernatürlichen Elemente mit den eher kriminalistischen Ansätzen mischten, so gab es keine Ausreißer in zu abgedrehte Gefilde. So war es nur logisch das auch DAREDEVIL irgendwann (#13) aus HELLS KITCHEN vorbei schauen würde.
Moench und Sienkiewicz bestritten zwar einen Großteil der Serie alleine, wurden jedoch später von Kollegen wie den Autoren Tony Isabella und Alan Zelentz sowie den Zeichnern Denys Cowan und Kevin Nowlan abgelöst. Nach 38 Ausgaben bereiteten dann Alan Zelenetz und Bo Hampton, im Juli 1984, der ersten Soloreise von MOON KNIGHT ein Ende.
Und hier möchte ich jetzt einen subjektiven und großen Sprung über 22 Jahre und mehrere ongoing und limited Serien machen, da er zwar stets präsent war, man sich jedoch auf den halbwegs wahren MOON KNIGHT erst wieder 2006 besann – naja, ihn zumindest auf den Weg brachte für Volume 6!
HIER BILD: Moon_Knight_Vol_5_1
Im Juni 2006 nahmen sich der Autor Charlie Huston und der Zeichner David Finch, damals ein Nachwuchstalent aus der Top-Cow-Zeichenschmiede von Marc Sivestri, dem Ritter des Mondes an. Auch wenn der Serie nur 30 Ausgaben gewährt wurden, so machte sie doch einen Riesensprung weg von den Storys die in „MARC SPECTOR – MOON KNIGHT“ und Co. erzählt wurden. Man verzichtet auf jeden Avengers-Pathos und auch auf peinliche Sidekicks a´la MIDNIGHT, dem Sohn von MIDNIGHT MAN – einem Gegner aus Moench / Sienkiewicz-Zeiten.
Im ersten Storyarc kehrt MOON KNIGHT in die Riege der Crimefighter zurück und es gelingt ihm seinen Uraltgegner BUSHMAN zu besiegen, indem er ihm dessen Gesicht mit einem seiner messerscharfen CRESCENT DARTS (dem Äquivalent zu BATMANS BATTARANGS) herunter schält. Ebenfalls bekommt sein Origin ein Update verpasst. MARC SPECTOR ist zwar immer noch ein Söldner, doch beginnt seine Geschichte nun zu Zeiten des Golfkrieges in den 90ern. Auch wird FRENCHIE hier ein neues Origin verpasst, in dem er in MARC verliebt ist und nur deshalb so lange bei ihm geblieben ist, wie man es kennt. Diese Homosexualität wird auch in späteren Ausgaben noch ab und an für Storystoff sorgen.
Im zweiten Storyarc, welcher zu Zeiten des MARVEL UNIVERSE CILVIL WAR spielt, kehrt zwar SPECTORS ehemaliger Sidekick MIDNIGHT zurück, doch diesmal ist er der Gegner. Während MOON KNIGHT eine Mordserie aufklärt, welche von MIDNIGHT verübt wird, begegnet er mehreren anderen Helden aus dem Marvel Universum und wird sogar von IRON MAN überwacht, weil er MOON KNIGHTs Geisteszustand für bedenklich hält, da dieser stets noch mit seinen 3 Identitäten (LOCKLEY, SPECTOR & GRANT) zu tun hat und auch noch von Visionen KONSHUs heimgesucht wird.
Das alles schaukelt sich so weit hoch, das MOON KNIGHT sich dazu entschließt zu sterben, indem er den Tod von MARC SPECTOR inszeniert und von nun an die Identität des New Yorker Taxifahrers JAKE LOCKLEY als die dominante Persönlichkeit agieren lässt. Dies alles endete im Juli 2009 mit der #30 des Volume 5.
Im großen und ganzen war diese Serie schon eher an dem dran, was ich von diesem Charakter erwartete. Doch wurde wieder zu viel Wert auf das Umfeld und diverse Eingliederungen ins Marvel U gelegt, in das dieser getriebene Gesetzeshüter kaum zu pressen ist. Doch weiter in der momentan recht aktiven Geschichte…
Nach kurzer Pause startete Marvel, im November 2009, mit VENGEANCE OF THE MOON KNIGHT einen neuen Versuch alles in alte Bahnen zu lenken und back to the 80s zu kehren. Zuerst machte man sich jedoch daran MOON KNIGHT in der Öffentlichkeit als Held zu etablieren und die alten Lasten abzuschütteln. Die komplette Storyline ist nicht wirklich interessant, da sie eher dazu diente MOON KNIGHT als SECRET AVENGER zu aktivieren und ihn für die nächste Reinkarnation in Serie bereit zu machen. Mit #10 war, im August 201, auch Schluss, doch konnte man weiter an MOON KNIGHTs Seite bleiben, wenn man die SECRET AVENGERS verfolgte – ein von „Ex-und-bald-wieder-CAPTAIN AMERICA“ STEVE ROGERS ins Leben gerufene Black Ops-Team.
Der May 2011 sollte die nun mittlerweile sechste Erneuerung des Titels MOON KNIGHT als eigenständige Serie erleben. Diesmal stellte man ihm jedoch einen Ritterschlag an Produktionsteam zu Seite, der es in sich hat. Marvels Allwetterwaffenautor Brian Michael Bendis und Comickünstler Alex Maleev bekamen hier die Möglichkeit einer erneuten Zusammenarbeit, deren herausragende Ergebnisse sie ja bisher in einem Run auf DAREDEVIL und einer Miniserie von SPIDER-WOMAN beweisen konnten.
MOON KNIGHT ist wieder MARC SPECTOR im realen Leben, und hat sich an die Ostküste der USA begeben, wo er im TV-Filmgeschäft tätig ist. Die #1 beginnt mit einer neuen Erzählung des Origin, wohl um dem Neuleser den Charakter und dessen Motivation / Entstehung nahe zu bringen. Danach schwenkt man in SPECTORs Leben um, der auf einer Releaseparty die Nachricht erhält das sich jemand mit ihm auf dem Dach des Gebäudes treffen will. Oben angekommen findet er CAPTAIN AMERICA, SPIDER-MAN und WOLVERINE, welche ihn bitten sich um Los Angeles zu kümmern, da er es ja zu seinem Territorium erklärt habe. Er sei auch nicht alleine, denn er sei ja nun ein AVENGER, erklärt CAPTAIN AMERICA, und er könne sich stets auf die AVENGERS verlassen wenn seine Bestimmung zu schwer für ihn würde. MOON KNIGHT nimmt den Job an, kämpft gegen ein paar Bösewichte um am Ende der Ausgabe ein erneutes Meeting mit seinen drei Avengerskollegen zu haben. Bei diesem stellt sich jedoch heraus das sich sein Geisteszustand nicht wirklich gebessert hat, sondern einfach nur verschoben wurde. Statt JAKE LOCKLEY und STEVEN GRANT sind nun CAPTAIN AMERICA, SPIDER-MAN und WOLVERINE mental an seiner Seite und er setzt die jeweiligen Charakteristika der drei Personen ein um sich mental halbwegs im Gleichgewicht zu halten.
Doch auch dieser Serie war kein langes Leben beschert. So endete im April 2012 auch dieser Ausflug in die Welt von MOON KNIGHT mit nur 12 Ausgaben und ließ den Fan des Charakters recht ratlos zurück. Waren die Anfänge perfekt ausgelotet, so schien das Ende eine Art von „zumindest wollen wir das alles irgendwie abschließen“-Zwang zu sein.
Allerdings ist noch lange nicht aller Tage Abend, denn im März 2014 wird erneut ein Titel auf den Marvel-Markt geworfen werden, welcher „MOON KNIGHT #1“ heißen wird und man wird den Charakter wieder an die Anfänge zurück bringen – zumindest steht dies so in den Vorankündigungen.
„Marc Spector is Moon Knight!…Or is he? It’s hard to tell these days, especially when New York’s wildest vigilante protects the street with two-fisted justice and three—that’s right, count ‘em—different personalities! But even with the mystical force of Khonshu fueling his crusade, how does the night’s greatest detective save a city that’s as twisted as he is? The road to victory is going to hurt. A lot. Marvel’s most mind-bending adventure begins NOW as Moon Knight sleuths his way to the rotten core of New York’s most bizarre mysteries! „
Diesmal soll Warren Ellis (Planetary, Transmetrolpolitan) es richten, doch versteht sich der Autor – meiner Meinung nach – zu sehr auf die Persiflage des Genres, als das ich hier einen neuen Doug Moench erwarten würde.
Auch mit Zeichner Declan Shalvey verbinde ich bisher nichts wirklich bekanntes und MOON KNIGHT nun in festen britischen Händen zu wissen, scheint mir auch ein wenig gewagt zu sein.
Abwarten und (Earl Grey) Tee trinken…
© alle Bilder: www.collectorz.com
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