Was mache „ich“ wenn „ich“ ein Hörspielproduzent bin, der nicht genug Rücklagen auf der hohen Kante hat oder eine Idee hat die niemand der Moppen sein eigen nennt verwirklichen möchte?
Richtig, „ich“ versuche durch eine Crowd das zu funden, was ich selbst nicht in der Lage bin zu bewegen!
Sag mal, Wikipedia, was ist eigentlich Crowdfunding?
Crowdfunding gestaltet sich jedoch nicht immer so einfach wie es sich anhört, denn die zusammenspielenden Faktoren sind so vielfältig, das nur eine komplette Synchronität aller Dinge einen Erfolg bringen kann.
Zuerst einmal muss ich eine Fanbase aufbauen, welche sich dann durch bekennende „Fans“ im Crowdfunding-Portal niederschlägt. Doch sind Fans noch lange keine „Supporter“ – also Menschen, welche bereit sind die Katze im Sack auch wirklich zu kaufen und nicht nur Interesse zu signalisieren und teilweise auch zu heucheln.
Nun bauen sich Fans und Supporter bei Produktionen wie „Richard Diamond“, „Terra Mortis“ oder „Das dunkle Meer der Sterne“ relativ schnell auf. Zum einen, weil Diamond eine satte Produktionscrew zu bieten hat, zum anderen weil Dinge wie Terra Mortis und DDMDS von Sympathen wie Dane Rahlmeyer und Marcel Schweder hergestellt werden, die durch ihr positiv überschwappendes Karma und Können bereits Interesse generieren.
Doch sollte man stets mit den angestrebten Tatsachen auf dem Boden der Realitäten bleiben und nicht in Sphären abheben, welche heutzutage selbst Hersteller von Megapowerpornosuperduperhardcoreproduktionen nicht mehr ansteuern können.
Wenn ein unbekannter Produzent für ein einziges Hörspiel von unbekannten Autoren, mit unbekannten Sprechern, eine Summe von 32.000€ veranschlagt, darf er sich nicht wundern, das man ihn nicht ernst nimmt. Solche Höhenflüge werden immer mit einem gnadenlosem Sturz aus schmerzhafter Höhe vom Konsumenten abgestraft.
Beispiel Zwei: Wenn ein Team an unbekannten Menschen eine Hörspielserie mit 31 Folgen crowdfunden möchte und die Produktionskosten ebenfalls im fünfstelligen Bereich ansiedelt, so ist dies ein Garant für Nichtgelingen, denn wer bezahlt schon gerne für eine Serie die wahrscheinlich eh nicht beendet wird.
Auch Projekte mit kleineren Ansprüchen finden zumeist nicht den Weg in die Presswerke oder Downloadarkaden, wenn sie zu lokal und zu amateurhaft daher kommen.
Ist Crowdfunding also nur etwas für Produktionen, welche theoretisch auch ohne Crowdfunding auskommen würden?
Häh?
Irgendwie schon!
Wer mein Geld haben möchte, der sollte mir schon etwas anbieten, das ich entweder kenne – also die Beendigung einer bereits laufenden Serie – oder mit dem ich mich durch Hörproben und Co. anfreunden kann. Katzen im Sack kaufe ich nicht mehr, denn zumeist werden sie in amateurhaftem Möchtegern ertränkt.
Sicher kaufe ich auch ein Hörspiel mit Sprechern, die in der weiten Welt da draußen nicht so bekannt sind, wenn ich sie persönlich bereits schon einmal in einer kleineren Produktion gehört und für gut befunden habe. Wenn jedoch ein mir unbekannter Produzent von „bekannten Stimmen“ schwärmt, welche mir noch niemals akustisch begegnet sind und welche auch keinerlei respektable Vita aufzuweisen haben, dann möchte ich schon eine aussagekräftige Hörprobe, bevor ich die Geldbörse zücke. Blind und taub bezahle ich nur Falk T. Puschmann oder das Team Dane Rahlmeyer / Marcel Schweder…
Ich als Konsument teile bereits im Vorfeld in keinster Weise die Begeisterung des Herstellers für sein Produkt. Wie sollte ich auch, wenn es komplettes Neuland ist und die beteiligten Personen für mich unbeschriebene Blätter?
Wieso dann also überhaupt Crowdfunding für neue Sachen?
Weil´s die Kultur belebt und bereichert!
Du willst was von mir? Dann gewinne und überzeuge mich!
Nur weil Du und deine Saufkumpels/Familie/Facebookfreunde denken das Du ein begnadeter Produzent bist und dein Hörspiel total tollig supi ist, so reicht mir das noch lange nicht aus um dir mein Geld zu geben.
Baller mich mit Hörproben zu. Schick mir Vitas der Sprecher oder erkläre mir warum auch ich diese Sprecher gut finden werde. Erstelle eine eigene Webseite, damit ich mir nicht den Wolf suchen muss wenn ich etwas erfahren will oder bewege zumindest deinen Hintern ins Facebook. Mach Videos in denen ich sehen kann wer Du bist und wieso Du dich für gut hältst. Oder geh mir mit Mails so dermaßen auf die Nerven – wie Falk T. Puschmann – das ich dich gar nicht mehr überhören kann und mich mit dir beschäftigen muss. Erwarte nicht von mir das ich bei einer Summe von 32.000€ oder 31 Episoden nicht in schallendes Lachen verfalle, da ich solch ein Wolkenkukucksheim eher erheiternd finde statt es wirklich ernst zu nehmen. Und nutze Crowdfundingportale, welche mir garantieren das ich meine Kohle zurück bekomme und auf denen ich sehen kann das meine Geld auch wirklich für für das angegebene verwendet wird und nicht für deinen Urlaub in Hippenindien – auf eine Mail hin bekommst Du nichts von mir außer Kopfschütteln! Bemühe dich, denn geschenkt bekommst Du von mir nichts!
Crowdfunding ist eine gute Sache, wenn sie subjektiv gut instrumentalisiert wird. Wer das verinnerlicht, der „sollte“ auch Erfolg haben.
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