Um es direkt voraus zu schicken: Dies ist kein Plädoyer gegen die Synchronisationskultur in deutschen Landen, ganz im Gegenteil.
Manchmal reicht es einfach, immer die selben Stimmen zu hören und auch wenn ich seit Jahren englische Filme und Serien versuche im Originalton zu sehen/hören, so packt mich ab und an die Neugier wen man denn nun auf die Rolle als Synchronbesetzung gepackt hat.
Diesmal geschehen während der ersten Staffel von „Once upon a time“.
Bei einem kurzen hineinzappen in die deutsche Synchronisation wurde die Schauspielerin Lana Parilla – die „Böse Königin“ – von Claudia Urbschat-Mingues synchronisiert. Mein erster Gedanke war „Ok, schon wieder die selbe Stimme. Unreflektierte Typbesetzung!“ und ich begann zu vergleichen, sah mir Szenen mehrfach an um ein Gefühl für das Original und die Synchro zu bekommen – Timbre, Spachfluss und vieles andere mehr.
Nun schätze ich Claudia Urbschat-Mingues und ihre Kunst sehr, doch im Vergleich zur Originalstimme von Lana Parilla und deren Spielmöglichkeiten konnte sie nur verlieren. Beide Stimmen ähneln sich nicht im entferntesten – in jeder Hinsicht – und das akustische Spiel von Lana Parilla geht mit der Synchronisation komplett verloren, denn man hört Claudia Urbschat-Mingues, welche sich dominant über die Figur legt.
Das ist nichts negatives, denn die Zuschauer, welche sich die Originalversion ohnehin niemals anhören werden, werden mit der hervorragenden Leistung zufrieden gestellt sein, doch für mich war dies wieder eine erneute Bestätigung dafür mich weiter am Original fest zu halten – so lange mir die Originalsprache flüssig geläufig ist. Da dies nur im englischen Sprachraum der Fall ist, wird es weiterhin bei J-Horror und Co. bei der Synchroversion bleiben.
Doch wieso dies alles dann überhaupt erwähnen?
Weil es mir nach wie vor sauer aufstößt das es scheinbar immer nur noch eine begrenzt große Hand voll Synchronstimmen zu geben scheint, welche für Gott und die Welt als „die deutsche Stimme von“ gebucht werden.
1234 Schauspieler werden hierzulande von gefühlten 20 deutschen Kollegen synchronisiert. Selbst wenn sich Thomas Danneberg noch nicht einmal im entferntesten wie Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger und John Travolta anhört, so leiht er doch allen drei Mimen seine Stimmbänder. Und es entstehen fast Volksunruhen, als Stallone und Schwarzenegger in einem Film zusammen spielen und man eine neue Stimme für Arnie auswählt. „Wie kann man nur? Wir sind das doch gar nicht gewöhnt!“.
Was dem Synchronhörer zwar entgeht, kann man teilweise nur schwer umsetzen, denn bestimmte Akzente sind schwer ins deutsche Vokalbild zu übertragen, doch gibt es sicher mehr synchronfähige Schauspieler hierzulande, als man bisher bereit ist einzusetzen.
Schauspielervielfalt = Stimmvielfalt.
Einer der Gründe wieso ich die Synchro meide ist eben die Langeweile immer wieder die gleichen Sprecher hören zu müssen – denn sie werden einem ja von den Studios aufgezwungen. David Nathan hin oder her – genialer Sprecher und Schauspieler – doch Markus Off passt als Synchronisator besser auf Johnny Depp als David Nathan. Bewiesen in „Fluch der Karibik“ und auch sofort wieder geändert, anstatt mal gegen den Strich zu besetzen und der Originalstimme weiterhin Tribut zu zollen.
Es ist nun einmal ein Fakt das sich nicht beliebig viele Schauspieler anhören wie Thomas Nero Wolff, Frank Glaubrecht, Ghada Al Akel, Melanie Pukass oder Santiago Ziesmer – doch man hört sie immer und immer wieder.
Liebe Synchronverantwortlichen, traut euch doch mal den Weg zu gehen, welcher am Ende den Erfolg verbuchen kann, das man auch akustisch richtig besetzt hat und nicht nur dem gewohnten Ohrhund sein Lieblingsfressen vor die Füße geworfen. Da draußen sind mehr Talente als man glaubt und kennt.
Viva La Nachwuchs, Viva la Vielfalt…
Aber das sind nur meine 2 Cents…
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