Die Pflöcke bohrten sich erbarmungslos in die vermoderten Körper, die den Gang säumten. Und hatten kurz darauf auch das einzige lebende Wesen erreicht – Al. Wir sahen, wie sich die Spitzen in sein Fleisch bohrten. Er wurde aufgespießt wie ein Grillhähnchen. Fassungslos klebten meine Augen am Bildschirm. So grausam das Geschehen auch war – ich konnte sie nicht abwenden. Warum, weiß ich nicht, aber ich musste zusehen, bis Als Körper vollständig durchlöchert war, er aufhörte zu zucken, sich zu winden. Erst dann senkte ich den Blick.
Zum Einstieg habe ich die Ehre verkünden zu dürfen, das ich die im Hörspiel erwähnten Filme „Saw“ und „Hostel“ nur aus Erzählungen kenne und nicht gesehen habe. Dennoch fiel mir nach wenigen Minuten sofort auf, das man hier mit einer Verbindung zu beiden Filmserien kokettiert und somit auch auf deren Publikum abzielt.
„Dark Mysteries“ richtet sich schon mit der ersten Folge an ältere Zuhörer, welche es etwa deftiger und mit schön viel Blut und teilweise sogar Gore mögen. Da wird gelitten was das zeug hält und der Verstand der eingepferchten Protagonisten bis an seine Grenze belastet. Dies führt natürlich dazu, das sich die Helden der Geschichte zumeist im Schreiton des Entsetzens unterhalten und man somit die erste Folge der Serie zum einschlafen komplett ad acta legen kann, denn dies gelingt bei der lautstarken Soundkulisse keineswegs. Billige Schreckeffekte gibt es keine, denn der hier vorhandene Horror bedient sich eher der Psyche des Zuhörers, als das man sich darauf verlässt durch lautstarke Schocks zu punkten.
Auch wenn Dark Mysterythriller drauf steht, so fand ich eher die Bezeichnung Psychothriller passend, denn Mystery ist für mich eher etwas wie die „X-Files“ oder „Fringe“, also mit einem übernatürlichen Faktor versehen, welchen es bei beiden Folgen der „Dark Mysteries“ nicht gibt. Doch hielt sich Enttäuschung in Grenzen, denn unterhaltsam ist die ganze Sache trotzdem.
Von der Story zu viel zu verraten macht keinen Sinn, da man sonst die Spannung aus der Sache heraus nimmt und Spannung ist massenweise vorhanden. Auch wenn das Produktionsteam sich durch gewisse Elemente den „Wer überlebt denn nun?“-Effekt selbst weg genommen hat, so kann die vorhandene Stimmung dieses Manko doch recht passabel ausgleichen.
Die vier aktiven Sprecher: Melanie Hinze, Björn Schalla, David Truba und Yvonne Greitzke, erledigen ihren Job so zufriedenstellend das man die Charaktere problemlos kauft und sich die Figuren recht bildhaft auf der Augenleinwand des Kopfkinos bewegen.
Die Soundkulisse ist recht üppige ausgefallen. Bei den Geräuschen ist genug Hintergrundkulisse vorhanden, das man von einem Hörspiel reden kann, denn von einem „Audiobook“.
Die Produktion hat jedoch auch einen Negativpunkt, welcher mich streckenweise ziemlich abgenervt hat: Die Musik. In den wenigsten Momenten passt sie zur gerade ablaufenden Szene und ab und an ist sie sogar so laut eingemischt, das sie die Handlung fast komplett übernimmt. Da zumeist auf Heavy-Sounds zurück gegriffen wird, sicher um den „Wir sind dark and gritty“-Effekt zu unterstützen, wirkt alles noch zusätzlich aufgesetzt hektisch, was dem Storyfluß nicht zu jeder Zeit gut tut.
Sieht man von dem Ausrutscher bei der Musik ab, so bietet die erste Folge eine Menge an nerverzerrender Unterhaltung, welche nicht gerade zimperlich mit Gore und Gewalt umgeht. Die Altersempfehlung „Ab 16 Jahren“ ist kein Werbegag, sonder trifft vollkommen zu, denn was sich hier abspielt ist nicht für schwache Nerven…
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