Intro: Ich werde in diesem Gelaber ein paar Namen, Produktionen und Begebenheiten nennen, welche ich im Rahmen der freien Meinungsäußerung für tragbar halte. Ich werde kein Bashing betreiben oder Partei für wen auch immer ergreifen, sondern einzig meine eigene Meinung vertreten. Für Gegendarstellungen zu meinen Subjektivthesen, einfach diverse Hörspielforen besuchen, denn dort gibt es zumindest Kommentare von einem Beteiligten – hier werde ich keine veröffentlichen. Bei Problemen: luke@lukes-meinung.de.
Und nun los…
Das Wirtschaftslexikon umschreibt den Begriff „Crowdfunding“ so: „Crowdfunding ist eine Form der Finanzierung („funding“) durch eine Menge („crowd“) von Internetnutzern. Zur Spende oder Beteiligung wird über persönliche Homepages, professionelle Websites und spezielle Plattformen aufgerufen.„
Dies ist nun schon mein zweites Gelaber zum Thema Crowdfunding, denn so positiv wie ich der ganzen Sache im Hörspielbereich einmal gegenüber stand, stehe ich heute eher misstrauisch beäugend daneben.
Mittlerweile habe ich an diversen Fundings teilgenommen, von denen die meisten problemlos abgewickelt wurden. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Und dieser Schatten beginnt sich so langsam in Sodbrennen und Zweifel an der Professionalität der Fundingstarter zu verwandeln.
Ich will kein Öl auf brennende Feuer gießen, doch gibt es gewisse Dinge die ich mit einem einfachen „Entschuldigung, es gab Probleme, hier ist eine exklusive YouTube-Version eines Hörspiels!“ nicht mehr so niederlegen möchte. Schief kann immer mal wieder etwas gehen, doch sollte dies bei einem Crowdfunding nicht wirklich passieren.
Zuerst einmal die positiven Beispiele:
Ich habe mich an (ich meine) drei Crowdfundings von Pandoras Play beteiligt um eine Serie beendet zu bekommen und von anderen Serien ein paar neue Folgen zu erstehen. Jedes Funding wurde vollkommen problemlos abgewickelt und die CDs flogen kurz nach Beendigung des Fundings in den Briefkasten. Pandoras Play starten die Fundings mit fertig produzierten Hörspielen und es handelt sich um die Finanzierung der Presskosten und andere bereits im Vorfeld geleistete Beträge. Das letzte CF wurde sogar umgesetzt obwohl es nicht erfolgreich gewesen ist. Großes Plus auf der PP-Seite – mag man zu Label und Machern stehen wie man will.
Zweites positives Beispiel ist der letzte „Richard Diamond“ der Lauscherlounge. Funding beendet – zack, die CD im Kasten und alles gut! Profis eben.
Doch damit hat es sich bereits mit meinen positiven Erfahrungen im CF der Hörspielwelt.
Im Juli 2013 wurde auf der letzten „Hörspielmesse“ der Hörspiel-Gemeinschaft (in Anführungsstrichen, weil es nicht wirklich eine war) vier Hörspiel-CF-Projekte vorgestellt. Eines davon war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, eines davon interessierte mich nicht die Bohne, das dritte erwartete eine utopische Summe als Mindestbeitrag und das vierte Projekt wollte ich unterstützen – was ich auch tat… leider! Es wurde auf der Bühne von allen vier Fundern das Beste vom Besten versprochen und man solle sich doch beteiligen am guten Werk für die Hörspielwelt. Jeder der Funder verpasste auch nicht die Möglichkeit seinen Kollegen zu versichern dass er ihn unterstützen würde. Das zwei der Projekte noch nicht einmal die Scriptphase angekratzt hatten wurde nur am Rande humorig eingestreut und als minderwichtig gewertet.
Ich beteiligte mich also an dem für mich relevanten Projekt, den letzten vier Folgen der Serie „Der Fluch“ von Falk Puschmanns Innovative Fiction, wurde in der ersten Zeit mit Mails bombardiert, welche von Fortschritten in der Produktion berichteten und versuchten noch mehr zu funden, denn es würde für die Mehrfunder Goodies exklusiv geben. Info über Info über Info und ich überlegte schon die Mailadresse zu blockieren als plötzlich… Totenstille… Sendepause…
Nicht mehr großartig darüber nachgedacht und irgendwie vergessen, tauchten dann ab und an Kommentare auf Facebook auf, welche von Problemen, gesundheitlichen Schwierigkeiten und anderen Sachen berichteten, welche das Projekt verzögern würden. Ok, dafür hat man Verständnis, denn das Leben benimmt sich zumeist wie Moonshine (wir erinnern uns an das Menschenaffenbaby mit dem Aggressionsproblem) wenn man es am wenigsten gebrauchen kann.
Zwischendurch immer wieder Funkstille, bis dann eine Hörspielpremiere in Berlin veranstaltet wurde zu der alle Funder eingeladen waren. Ah, ok, ein Hörspiel ist also fertig und man will sich feiern, nach fast zwei Jahren Produktionszeit. Sticht mich, macht mich aber noch nicht wirklich moonshinig.
Weitere Zeit vergeht und die Ausreden werden für mich subjektiv immer seltsamer. Nun ist es der Bearbeiter, welcher es nicht schafft so langsam mal etwas abzuliefern. Es wird die Frage gestellt ob man den Bearbeiter wechseln soll und die Schafsmenge der stimmigen Crowd verneint das und meint sie könne noch warten.
Und plötzlich erwacht Moonshine in mir…
Es liegt also an einem „Arbeiter“ der seine Arbeit nicht abliefern kann… zeitgerecht… obwohl alles bereits seit Monaten bezahlt ist und man erwägt nicht wirklich ihn entweder in den Hintern zu treten oder vom Projekt zu entbinden? Die Frage an die zahlende Schafmenge war so formuliert das die Antwort fast nur „Och nöööööh, wir waaaaarten nooooch“ lauten konnte und dies auch tat.
Professionell ist anders. Zumindest in meinem Empfinden.
Es gibt noch ein CF-Projekt von dem mir die dortigen Funder erzählen dass die Kommunikation so gut wie tot sei und viele gar nicht mehr mit der fertigen CD-Box rechnen. Tröstet mich aber auch nicht!
Ich empfinde es mittlerweile als eine Art von Schindluder, was da getrieben wird. Man muss immer damit rechnen das etwas in die Produktion schlägt und man sollte, wenn man sich selbst als professionell bezeichnet, solche Dinge auch einrechnen. Wenn man nicht in der Lage sein könnte gewisse Dinge zu delegieren oder bereits im Vorfeld auszuräumen – körperliche Probleme einmal ausgenommen – sollte man besser von einem CF Abstand nehmen.
Das oben in der der Beschreibung des Begriffes „Crowdfunding“ benutzte Wort „Spende“ schiebt sich gerade in den Vordergrund, denn immerhin habe ich Geld für etwas gegeben, das mir bis heute noch nicht geliefert wurde und von dessen zukünftiger Existenz ich nicht mehr wirklich überzeugt bin. Selbst Überlegungen einer Rückforderung des Geldes werden in verschiedenen Ecken des Netzes laut, doch ist die aktuelle Rechtslage diesbezüglich alles andere als wirklich klar.
Nun kann man mir gerne unterstellen dass ich mich an einem einzigen Beispiel hoch ziehe. Es ist nicht ein Beispiel, denn ein britisches Projekt, das ich auch mitgefundet habe, verhält sich ähnlich. Dort hat man von zwei versprochenen Produktionen eine CD abgeliefert und bereitet bereits das nächste CF für ein ähnliches Projekt vor. You gotta be fucking kidding me!
Und auch wenn es nur ein Projekt wäre – wenn ein Hirsch an der Quelle in den Fluss pinkelt, trinkt das ganze Dorf kein Wasser mehr daraus, sobald sich die gelbliche Farbe zeigt.
Durch solche Verhaltensweisen werden zukünftige Projekt – ich meine realistische Sachen und nicht Spinnereien wie „35.000 € für ein einziges Hörspiel von Amateuren“ – sofort gelblich angestrichen und verlieren eventuell die Funder, welche alles hätten zu einem guten Ende bringen können.
Wenn ich verschiedene Hörspielmacher auf Crowdfunding anspreche, erhalte ich zumeist eine Antwort in Richtung „Geh mir bloß damit weg! Entweder man bekommt es so geregelt, oder man lässt es besser.“. Ganz so drastisch sah ich es bisher nicht, doch kann ich diese Einstellung mittlerweile nachvollziehen. Diese Menschen sind Profis und rechnen immer damit das sie ausfallen könnten, das Projekt sich verschiebt oder ganz stirbt und sie eine Horde an wildgewordenen Hörspielern an der Hacke haben die entweder die CD oder die Moppen haben wollen. Da sind selbst Spendenaufrufe per Newsletter eine sicherere Sache als ein CF. Dieser Seitenhieb ist vielleicht gemein und unnötig, aber er sei mir gestattet.
Du denkst Du kannst liefern, was auch immer passiert? Hier ist mein Geld, let´s fund!
Ist dem nicht so, f*** y** und spare dir Ausreden, denn die will ich nicht hören – schon gar nicht wenn sie in Richtung „Ich bin es gar nicht schuld, es ist der Techniker!“ oder ähnlich lauten. Ich gab dir Geld – wie viele andere auch – also beliefere uns! Wenn nicht, nenne dich nicht Profi, denn das bist Du dann nicht! Dies ist nicht auf Falk Puschmann alleine bezogen, sondern auf alle Crowdfunder die ihr Anliegen eindringlich vorbringen, es aber leichtfüßig schultern sobald es finanziert wurde.
Klar, mich zwingt keiner einem die Crowd zu funden, doch wenn ich es tue möchte ich nur ungerne darauf hingewiesen werden wie Arsch doch das ganze Getue sein kann mit dem man es in der HSP-Branche viel zu oft zu tun bekommt. Mein Vertrauen ist in CFler außerhalb von Pandoras Play komplett verschwunden und mein Respekt gegenüber den Machern die private Kredite aufnehmen um zu produzieren in ungeahnte Höhen gestiegen
In diesem Sinne schicke ich jetzt Moonshine wieder schlafen…
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