Bobby war nicht böse. Das Leben war böse. Die Umstände waren böse. Sein Vater, ja der war abgrundtief böse, aber er? Bobby? Niemals! Das zwölfjährige Mädchen Candygirl gerät in die Fänge des Zuhälters „Schweineschwarte Bob“, der ihr das Leben zur Hölle macht. Der sadistische Mann setzt alles daran, das zwölfjährige Mädchen sowohl seelisch, als auch körperlich zu brechen. Wie ein Stück Vieh wird das junge Mädchen gebrandmarkt und von einem perversen Kunden an den anderen weitergereicht. Und was war mit Bobby? Bobby interessierte es einfach nicht, ob es kleine Mädchen oder Jungs waren, er nahm sie beide gern, schließlich waren es doch Gottes Kinder und der Mann hasste Gott. Abgrundtief!
„Wennste Monster bekämpfen willst, darfste keins sein und wennste in den Abgrund kuckst, kanns sein dasser zurück kuckt!“ Fritz Nietzsche (frei interpretiert).
Der Autor des Buches, namentlich Michael Merhi, ist nicht nur bekennender Fan der etwas härteren Thriller und Psychothriller, sondern auch noch Verleger und eigener Autor in Personalunion. Dies hat zur Folge, dass der gute Mann sich nicht wirklich hat zurück nehmen müssen in seiner geschriebenen Fantasie oder gar verlegerischen Restriktionen unterwerfen.
Man merkt dem Buch an, das Merhi eine Heidenfreude daran hatte seinen literarischen Vorbildern (Ketchum, Laymon, Barker) nicht nur nachzueifern, sondern auch noch eins obendrauf zu setzen.
Was sich hier auf 430 Seiten abspielt ist brutal, schonungslos und teilweise exzessiv ekelhaft, was definitiv gewollt ist. Wer sich schon vom Coverhinweis „Rape & Revenge Horror Roman“ abschrecken lässt, der tut definitiv gut daran, denn für schwache Nerven ist „Candygirl nicht geschrieben worden.
Ich habe mir vor der Lektüre des Buches bereits – gegen mein besseres Wissen – Meinungen zum Buch durchgelesen und kann denen nicht zustimmen, welche die plakative Darstellung von Gewalt als reines Mittel zum Zweck ansehen. Sicherlich gibt es Thriller, welche mit weniger bildlichen Beschreibungen auskommen und dennoch Spannung und Horror aufbauen können, doch würde dies nicht zu Merhis rotziger Schreibe passen.
Mehri schreibt so, wie ihm scheinbar auch der Schnabel gewachsen zu sein scheint – ohne viele Schnörkel und niemals um den heißen Splatterbrei herum. Die Widmung, welche er mir zugedacht hat – „Ach ja, hoffentlich musst du k****n!“ – bewahrheitete sich nicht, denn mein Magen ist hart genug für solche Lektüre, doch teilweise schlich sich Unbehagen während des Lesens ein, wenn es wieder zu plakativ wurde.
Die Charaktere sind alles andere als subjektiv nachvollziehbar für Ottonormalverbraucher, denn in solche Situationen wird hoffentlich niemand er dieses Buch liest jemals geraten oder auch hoffentlich noch nicht in ihnen gewesen sein. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich jemand so verhält, der durch die hier beschriebene Hölle muss, aber nachvollziehen kann ich es nicht.
Für ein Erstlingswerk ist dies hier schon recht geschliffen – auch wenn es noch ein paar Stellen diamantentechnisch zu glätten gibt – aber Merhi darf sich beruhigt zurücklehnen und sicher sein, dass er seinen Vorbildern brauchbar hat nacheifern können.
Nichts für Kuschelhorror und Softthrillerfans, sondern eher etwas für die Hard Boiled-Fans von Psycho und Co..
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