Eine hartnäckige Grippe geht um – eine Epidemie sogar, wie manch einer behauptet. Auf Plakaten sagen sie dir, du sollst beim Niesen die Hand vor den Mund halten und Taschentücher nur einmal benutzen. Zu dumm, dass sich diese Grippe nicht von solchen Maßnahmen aufhalten lässt. Hast du sie dir erst eingefangen, klopfen schwer bewaffnete Polizisten an die Tür und sperren dich zu Hause ein, wo du allein sterben musst – und das wirst du innerhalb weniger Tage. Wenn es dann mit dir zu Ende gegangen ist, dauert es keine zwei Stunden, und du schlägst die Augen wieder auf …
„Hast Du gerade geniest?“
Wer in Wayne Simmons postapokalyptischem Roman diese Frage mit einem „Ja!“ beantwortet, hat unter Umständen sein Leben bereits verwirkt. Zum einen könnte es geschehen, dass der Fragende ohne Umschweife zu Waffe greift um den Antwortenden ins Jenseits zu schicken, zum anderen könnte der Gefragte an der Grippe erkrankt sein, die dem Roman den Titel gibt und welche ebenso tödlich endet wie man glaubt das es eine Männergrippe täte.
Der Auslöser dieser literarischen Zombie-Apokalypse ist eine gewöhnliche Grippe, welche ungewöhnliche Dinge nach sich zieht und wie man bereits aus dem Begriff ableiten kann, lässt sie die an ihr Verstorbenen wieder auferstehen und als hirnlose Fressmaschinen durch die Gegend wanken und stöhnen.
Doch bis es soweit ist und sich die Zombies auch als solche zu erkennen geben, lässt Autor Wayne Simmons erst einmal 64 Seiten der deutschen Übersetzung aus dem Voodoo Press Verlag vergehen um dann doch die gewohnten Leichenfresser ins Rennen zu schicken, auch wenn er sich teilweise humorig darüber auslässt, das diese eher wie normale Grippekranke röcheln und husten, statt wie die Walking Dead einfach nur vor sich hin zu stöhnen.
In diesen ersten 64 Seiten, welche es braucht um aus den Grippetoten normale Zombies zu machen, lernt man zumindest die Protagonisten des ganzen Geschehen kennen. Es handelt sich hierbei zwar um vollkommen normale Bewohner einer postapokalyptischen Welt, welche sich gerade im Aufbau befindet, und man scheint sie schon aus anderen Publikationen dieser Art zu kenne, doch gibt Simmons ihnen einen besonderen Twist mit auf den Weg.
Da sich das Ganze in Irland – Belfast, um genau zu sein – zuträgt, nimmt er sich die politische Geschichte der Iren zu Herzen und verbindet die vermeintlichen Normalos mit einer IRA- oder militärischen Vergangenheit. Dieser Twist macht alles ein wenig interessanter und hilf ein wenig über das normale Survive and Destroy-Szenario hinweg.
Wie oben bereits erwähnt, sind die Charaktere alles andere als neu oder gar innovativ und auch die irisch nationale Färbung verliert schnell an Glanz, sobald sie beginnen irrationale Dinge zu tun, welche dem gerade eben noch ausgearbeitetem Charakter vollkommen wiedersprechen und sich nicht mit einer gerade eben noch vollzogenen Handlung in Einklang bringen lassen. So wird ein Mensch auf einmal von einem der Protagonisten als schlecht und böse durchschaut, obwohl genau dieser Protagonist dem Durchschauten vor ein paar wenigen Seiten noch seine Hilfe und Fürsorge hat angedeihen lassen – ein konstruierter Argwohn, welcher mir ein wenig sauer aufstieß.
Auch sind gewisse Verhaltensmuster ein wenig befremdlich, denn wenn ein ehemaliger Paramilitärs auf einen Militärhubschrauber schießt, welcher eigentlich die Rettung verheißen könnte, er ihn aber an erduldete Folter und schlimmeres erinnert, so sind die Gedankengänge des jeweilige Protagonisten nicht wirklich nachvollziehbar.
Negativ fiel selbst mir bei diesem Roman das holperige Lektorat auf. Manchmal fehlen komplette Worte und geben so den Sätzen entweder eine vollkommen andere oder gar keine Bedeutung. Auch die Übersetzung holpert sich teilweise ein wenig unbeholfen durch die Geschichte und verwendet Worte, welche sich mir nicht sofort erschließen wollten, scheinen sie doch eher einem regionalen Slang entsprungen zu sein, als dass sie normales Gebrauchsdeutsch darstellen.
„Grippe“ ist nette Unterhaltung für zwischendurch, denn so wirklich in die Tiefe geht Wayne Simmons nicht und seine Welt ist nicht so voller Gore und Violence wie die Zitate anderer Autoren über das Buch auf dem Buchrücken vermuten lassen. Interessant ist der Lokalkolorit und die irische Einfärbung vor dem Hintergrund der politischen Geschichte des Landes. Ich erhoffe mir, da ja nun das Setting komplett steht und angekommen ist, von Band 2 – „Inkubation“ – ein wenig mehr Tiefgang.
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