Trent Adams hasst die Welt, die Menschen und am meisten sich selbst. Gehässig betrachtet er die wiederauferstandenen Toten als konsequenten Schritt der Evolution, ahnt aber nicht, dass die Zombies das geringste Problem in Georgetown sind.
Sie sind da! Die Zombies! Doch wie sind sie angekommen? Bus, Bahn, Gruppenticket oder Einzelfahrausweis – wobei der Bus eh nicht mehr kommt? Ist das wichtig und reicht nicht nur der Umstand aus, dass sich die Menschheit am Allerwertesten befindet und man sowieso nichts mehr retten kann?
Reyk Jordens Werk „Georgetown“ (ehemals Sinnfinsternis im Eigenverlag) stellt all diese Fragen nicht!
Stattdessen bietet der Autor eine Menge Charaktere an, wie ich sie mir lebhaft in solch einer Lage vorstellen könnte, denn der Mensch ist und bleibt das dümmste und gefährlichste Tier des Planeten. Ichbezogen und kaum mit Sinn für Gemeinschaft gesegnet versucht jeder seinen Hintern aus der Beißlinie zu ziehen, koste es was es wolle.
Doch beginnen wir am Anfang, denn an dem ist Trend Adams zu finden. Sein Leben ist Mist, sein Job ebenfalls und auch wenn er sich irgendwie in dem ganzen Misthaufen arrangiert hat, so ist er alles andere als zufrieden, geschweige denn glücklich. Selbst als die Zombies schon die ersten Gänge der großen Weltmenüs verzehrt haben, tritt er noch letztmalig seinen Job bei einem Käseblatt an und erlebt fast live mit, wie sich sein Chef seines Lebens entledigt. Cut – nächster Protagonist, Cut – nächster Protagonist, Cut… denn in den ersten fünfzig Seiten des Romans hat man Alle und Alles recht gut kennen und lieben oder verabscheuen gelernt.
Die Erzählweise wechselt zwischen der Ich-Form von Trent und der normalen Erzählform des allwissenden Beobachters hin und her. Trents Sichtweise trieft nur so von Sarkasmus und Spott gegen die alte Weltordnung und seine Mitbürger. Auch wenn er alles in eher unterhaltsamer Art und Weise betrachtet, so scheint Autor Reyk Jorden viel Wert darauf zu legen, Philosophie nicht außer Acht zu lassen. Man erkennt vieles in seinen Protagonisten an sich selbst wieder und kann sich so mit ihnen recht gut identifizieren.
Doch geht es nicht nur um Gedanken und Selbstreflektion. Die Splatterelemente werden ebenfalls nicht vergessen, denn Zombies und deren Verhalten, sowie die Möglichkeiten sich ihrer zu entledigen, sind eben nicht geeignet um einen Kuschelroman zu schreiben. Die Hinweise auf der Rückseite „Nichts für schwache Nerven“ und „Parental Advisory, Explicit Content“, treffen sicherlich zu, doch sollten sie nur als Warnung für Leser gelten, die bisher nicht viel in dystopischen und apokalyptischen Wassern geschwommen sind. Alle etwas hartgesotteneren Freunde des Weltuntergangs werden hier „nur“ eine ungewöhnliche Erweiterung des Endzeitweltbildes geboten bekommen.
Das Ende kommt nicht wirklich neu und unverhofft, doch schließt sich der Kreis logisch und befriedigend. Was will man auch erwarten, denn es gibt Zombieromane wie Sandkörnchen am Strand. Doch dieser Roman hat eine Sache die sich von den anderen abhebt – seinen Autor.
Da dies scheinbar das Erstlingswerk Reyk Jordens ist, bin ich gespannt, was er sich als nächstes ausdenken wird. Ich hoffe er lässt Trend seinen Schlaf und wendet sich anderen Protagonisten zu, denn nichts ist schlimmer als ein Sequel das mit seinem Vorvater nicht mithalten kann. Aber da bin ich guter Hoffnung.
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