Eine schreckliche Transformation hatte stattgefunden. Der junge Mann war gestorben, doch sein toter Körper hatte sich verändert und lebte wieder, ein untotes, unheiliges Leben. Sein blasser Leib war von dicken grünen Adern durchzogen, die Augen leuchteten in dunklem Grün und wirkten wie Steine. Die schwarze Magie Alraunes hatte einen neuen Diener geschaffen. Und nun gab es für die Herrin der Untoten eine neues Ziel: Faith! Faith van Helsing sollte noch in dieser Nacht qualvoll sterben.
Als die Handlungsebene nach Shelville zurück schwenkt ist dort bereits eine Menge in Gang geraten. Dracula ist mittlerweile vor Ort und sucht nach seiner „Braut“. Diese scheint er in jemanden aus dem Faith-Team wiedergefunden zu haben und nun macht er sich daran seine „Braut“ wieder zu seinem Eigentum zu machen. In Deutschland gehen derweil ebenfalls genug unheimliche Dinge vor sich, welche Faith noch in Atem halten werden. Ein Vermächtnis aus dunkler Vergangenheit, mit dem Raven konfrontiert wird, bricht sich einen Weg in die heutige Zeit.
Das erneute Auftreten Ravens ist gut gelöst. Er kann in der Geschichte agieren ohne unlogische Dinge tun zu müssen und die Story so unglaubwürdig werden zu lassen. Mit diesem recht gut gedrehten Plot halten sich die Produzenten eine Menge Türen offen, welche eigentlich alle logisch durchschritten werden könnten ohne dafür hanebüchende Erklärungen geben zu müssen. Immer mehr macht sich der große Gesamtplot bemerkbar und die lose Aneinanderreihung von Einzelgeschichten – welche zum Schluss der ersten Staffel doch noch zusammen fanden – scheint endgültig Vergangenheit zu sein.
Action wird wieder mehr als genug geboten, doch wirkliche Spannung und Grusel kommen nicht direkt auf. Es dauert eine gewisse Zeit bis sich der Flair dieser etwas klassischeren Geschichte entfaltet und so etwas wie ein TSB- oder H.G. Francis-Gruselserien-Feeling aufkommt, nur mit dem erwarteten Faith-Twist. Doch geht man hier nicht mit verstaubten Mitteln ans Werk, sondern produziert einfach eine technisch hochwertig umgesetzte Geschichte die jedoch eher den alten Pulp-Grusel-Storys eine Hommage erweist.
Die Sprecher haben einen unleugbaren Wiedererkennungswert. So weiß man sofort am Anfang welche „junge Frau“ da fast überfahren wird und wer ihr aus der brenzligen Situation hilf, auch wenn keine Namen fallen. Auch im Restcast wird wieder nicht mit Namen und Stimmen gegeizt. Marianne Groß ist in einer etwas größeren Nebenrolle zu hören und einige Sprecher, welche in den vorherigen neuen Teilen nur kurz zu hören waren, dürfen nochmals auftreten – wie zum Beispiel Karen Schulz-Vobach, als „Monika Liefhaus“, sich richtig austoben kann und ihre „Angst“ recht überzeugend an den Zuhörer bringt.
Der Hauptcast ist gewohnt souverän am Werk. Weder von Nana Spier, Thomas Nero Wolf, Thomas Danneberg, Boris Tessmann oder Dorette Hogo erwartet man wirklich das sie ihre Rollen nicht mehr beherrschen könnten. Auch die wiederkehrenden Charaktere wie „Dracula“ (Lutz Riedel), „Luterus Einhorn“ (Till Hagen) oder „Michael“ (Simon Jäger) wurden mit Sprechern besetzt die bei einer guten Story niemals einen Ausfall bieten würden.
Besonders fiel mir jedoch Victoria Sturm als „Alraune“ auf. Sie bringt in dieser Rolle eine so extrem große Menge Boshaftigkeit und unterschwelligen Sex stimmlich zum tragen, das man der Coverdarstellung des Charakters nur kopfnickend zustimmen kann.
Musik, auch wenn ab und an bekannte Konservenkost geboten wird, und Sound ist wie gewohnt auf recht hohem Niveau und üppig genug ausgearbeitet um nicht zu steril zu wirken. Auch hier ist die Abmischung der unterschiedlichen Tonelemente besser gelungen als in der ersten Staffel. Nichts dröhnt mehr über die Stimmen hinweg und ich wurde das Gefühl nicht los als habe man weiterhin an dieser Fertigkeit gearbeitet.
Auch wenn es eine Einzelfolge ist, wird die große Geschichte trotzdem kontinuierlich weiter getrieben. Die „Erwachsenwerdung“ der Serie war keine kurzlebige Angelegenheit, sondern setzt sich fort…
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