20 – Blutmond

2.06Ich rannte so schnell ich konnte auf die Bestien zu. Meine Gegner hatten sich schon wieder aufgerichtet. Es waren drei Werwölfe. Einer hässlicher als der andere. Dann griffen sie an! Ich war zu langsam. Ein Prankenhieb beförderte mich auf den feuchten Waldboden.Warum war ich nur so dumm und hatte nicht Hilfe geholt? Mehr Zeit zum Nachdenken blieb mir nicht. Die drei Lykanthropen bauten sich über mir auf, und fixierten mich mit ihren kalten gelben Wolfsaugen. Ekliger Sabber tropfte mir ins Gesicht. Das war‘s! Ich war zu schwach!

TrennstrichWerwölfe tauchen nicht zum ersten Mal in der Faith-Serie auf. Doch in der zweiten Staffel hat man sich von den Genexperimenten irgendwelcher wirren Wissenschaftler abgewandt und lässt nun endlich die gewohnte Art des lycanthropen Nachtwesens zum Zuge kommen.

Nach der hervorragenden letzten Folge, die sich durch die Thematisierung von unbequemen Themen abhob, dachte ich das nun wieder auf die gewohnte Schiene zurück gegriffen werden würde. Doch wieder einmal weit gefehlt. Die Qualität wird bei behalten, nicht nur was die Inszenierung angeht, sondern auch die Story kann erneut überzeugen. Als bekennender Werwolffan liegt mir natürlich an der „artgerechten“ Vorführung des Lycanthropen und so bin ich gerade hier sehr kritisch.

Auch wenn sich wieder die etwas schmalzigeren Momente einschleichen, wie eigentlich immer noch regelmäßig, in denen sich Faith Seelenleben vor dem Zuhörer ausbreitet, so empfinde ich sie mittlerweile doch nicht mehr als wirklich störend, so wie es mir in der ersten Staffel zumeist passierte. Die Geschichte wird durch sie mittlerweile vertieft, denn die Rahmenhandlung findet auch in ihnen eine Fortsetzung. Noch lange nicht löst sich alles in Wohlgefallen auf und die Zerrissenheit des Faith-Teams bleibt weiter bestehen. Die Möglichkeiten, welche sich da storytechnisch anbieten, sind fast grenzenlos und ich denke das die R&Bler sie auch zu nutzen wissen da sie nichts tabuisieren oder vorne weg lassen.

Zu den Sprechern der Hauptrollen überhaupt noch ein Wort verlieren ist eigentlich Platzverschwendung – und dennoch tue ich es – denn Nana Spier, Boris Tessmann, Thomas Nero Wolff, Dorette Hugo so wie auch Lutz Riedel, Klaus Dieter Klebsch und Marion von Stengel wissen was man von ihnen erwartet und kennen die Rollen gut genug um sie überzeugen spielen zu können. Neben den Hauptrollen sind auch wieder die ab und zu wiederkehrenden Protagonisten gut stimmlich besetzt. Robert Missler, Karen Schulz-Vobach, Helmut Gauß, Gerrit Schmidt-Voss, David Nathan (wenn auch nur recht kurz) oder Marius Clarén – jeder macht einen guten und angenehm hörbaren Job.

Auch die Inszenierung ist wieder punktgenau platziert. Geräusche und Musiken, auch wenn sie teilweise bekannt sein mögen – who cares? – treffen den Nerv der jeweiligen Szene und Stimmung genau und schaffen die Atmosphäre glaubhaft und intensiv in das Ohr des Zuhörers hinein.

Normalerweise verliere ich nur wenige Worte über ein Cover, da es zwar die erste Berührung mit dem Käufer sein mag, aber zumeist doch recht wenig über die Qualität des Hörspiels aussagt – obwohl es auch ein Anzeichen dafür ist wie ernst es die Produzenten mit dem Produkt nehmen. Doch diesmal muss ich anmerken das mir diese Coverzeichnung besonders gut gefällt. Nicht komplett, denn es ist eher die rechte Seite die so plastisch gemalt ist das man das Feeling der „Begegnung mit den Werwölfen“ sehr deutlich vermittelt bekommt.

Nicht mehr ganz so anspruchsvoll wie die vorherige Folge, dennoch haben die Macher wieder den Dreh zwischen trivialem und eher anspruchsvollem hin bekommen und eine sehr unterhaltende Folge hin gelegt. Selbst ein Werwolffan wie ich kann diesmal nicht meckern, denn die „Bestien“ sind so dargestellt wie man sie gerne hat…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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