Immer noch werden die Vampirin Doriana Gray und Mason Flint, Sonderermittler der Metropolitan Police, von Vampirjägern verfolgt. Während die Hexerin fieberhaft nach einem Versteck Ausschau hält, versucht Mason Flint trotz aller Schwierigkeiten seiner Arbeit als Ermittler weiter nachzugehen. Sie entscheiden sich für Dorianas früheren Zufluchtsort, ein altes Cottage in der Nähe Londons. Dort finden sie mit Hilfe von Dorianas Hexenkräften eine alte, mysteriöse Tür. Diese rettet sie zunächst vor ihren Verfolgern, doch was sie dahinter erwartet ist ungleich grausamer und gefährlicher.
Nach der letzten Folge, in der Doriana gefühlte vierhundert Mal darüber monologisierte das sie ja keine Vamiprin mehr sei aber immer noch eine Hexe, konnte es eigentlich nur noch bergauf gehen. Und das tat es dann auch. Es wird nicht mehr so viel gelitten und überzogen dramatisch agiert wie vorher und man steuert wieder auf die Qualität des ersten Teils zu.
Sicherlich ist „Die Hexerin“ immer noch kein Lord Byron, aber das sollte man auch nicht wirklich erwarten. Was man hier erneut, nach dem wirklich recht lahmen zweiten Teil, geboten bekommt ist Unterhaltung auf höchstem Trashniveau. Nichts wird ausgelassen: Gewalt, Sex, Vorurteile und Stereotypen. Doch das ist auch bei Sinclair, den ich erwähnen darf da der Autor der selbe ist, auch der Fall. Doch sollte man beide Produktionen nicht miteinander vergleichen. Das was Cocomico hier bietet ist wie ein Hammer-Horror-Film der siebziger Jahre, von der Story so wie auch der Umsetzung her.
Wer sich also nicht davor scheut das hier nicht alles auf Hochglanz poliert ist und die ganze Sache wie eine glatte Hollywoodproduktion abläuft, der sollte richtig gute Unterhaltung finden. Die Ecken der Gruselfiguren wurden nicht abgeschliffen und sind so derbe wie man sie aus frühen Sinclairs gewohnt ist. Die Story ist so brachial zusammengemixt wie die Geschichten welche Rellegerd überhaupt erst bekannt gemacht haben. Und gerade die Mischung aus Classic-Grusel und Up-To-Date-Technik macht alles interessant.
Die Gegnerin von Doriana und Mason ist diesmal sogar geschichtlich belegt. Elizabeth Barthory, auch die Blutgräfin genannt, lebte von 1560 bis 1616 in Ungarn. Ihre Familie war die reichste im und und selbst der König hatte Schulden bei ihnen. Sie hat in ihrem Leben mehr als 80 Morde begangen und konnte nur überführt werden weil man ihre Bediensteten folterte um aus ihnen die Dinge heraus zu bekommen welche die Barthory dann belasteten. Die Dunkelziffer ihrer Morde liegt jedoch wesentlich höher. Man sagte ihr später nach das sie im Blut der getöteten Mädchen gebadet habe und es trank um sich ihre Jugend zu erhalten. Dich ist dies eher ein Mythos da, laut der Zeugenaussagen anderen Leute, sie die Mädchen „nur“ gequält und brutalst gefoltert habe, bis zum Tod.
Die Sprecher geben sich wieder alle Mühe die Figuren lebendig und realistisch zu spielen. Bodo Primus erzeugt, als minimal beteiligter Erzähler, eine dunkle Stimmung und führt den Zuhörer geschickt durch die Geschichte. Reinhard Schulat-Rademacher kehrt als „Kincaid“ zurück und kann erneut mit rauer Stimme und dem richtigen Tonfall für den „bösen Jungen“ seinen Charakter beleben.
Suzan Erentok, als Doriana, und Michael-Che Koch, als Mason, sind mittlerweile ein eingespieltes Team, was aber auch daher rühren könnte das alle drei Folgen zusammen aufgenommen worden sind. Die Figuren leben und atmen den Trash der Vorlage aus, welcher sicher von der Scriptschreibung und der Regie her noch entschärft wurde. Auch der Rest kann sich hören lassen. Susanne Armin-Zierold ist eine herrlich unangenehme „Barthory“ und auch Sandy Schlumm, Marcell Gödde (auch Bearbeitung), Andy Muhlack (auch Musik & Regie), Thorsten Schotten und Thomas Linden machen ihren Job gut.
Mit dieser Story wären die Buchvorlagen aus dem Mira-Taschenbuch auch erschöpft. Da dort bisher nichts weiteres erschienen ist, vermute ich einfach einmal das sich die Printserie nicht hat behaupten können. Sollte dies von der Hörspielserie nicht der Fall sein, so bin ich sehr gespannt ob es weiter geht und ob Helmut „Jason Dark“ Rellegerd auch weiterhin für die Serie schriftlich tätig sein wird.
Ehrlich gesagt sind die Printvorlagen nicht wirklich berauschend gewesen (was ich mir von diversen Leuten habe bestätigen lassen), aber das was die Cocomicoianer dennoch daraus gemacht haben konnte sich hören lassen (was ebenso für die „Elben“-Serie gilt, miese Buchvorlage – nette Hörspiele). Insofern ziehe ich den Hut vor den Machern da sie sich eine Menge Mühe gegeben haben doch noch Gold aus Stroh zu spinnen…
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