Als Horst von Allwörden diesen Satz vor meine Besprechung zum Buch „Die Hungrigen“ von M.R. Carey im Zauberspiegel packte, fragte ich mich warum ich eigentlich wirklich das Genre der Dystopie allen anderen gegenüber bevorzuge.
Die Antwort mag sicher im Grundgedanken der Dystopie an sich liegen: Die Welt ist am Arsch und nur der Zusammenhalt kann uns noch retten!
Mir ist es da relativ egal, wer die Welt gerade in den Abgrund gestürzt haben mag, denn es interessiert mich am Ganzen nur die daraus entstehenden Entwicklungen innerhalb der sozialen Strukturen. Diese müssen jedes Mal aus den gewohnten Bahnen ausgebrochen werden, um die neuen Verhältnisse überleben zu können, und finden sich dann neu zusammen, wie auch immer geartet.
Dies fördert natürlich den Grundgedanken der selbstwählten Familie zutage, welche nun nicht mehr nur aus Blutsverwandten besteht, sondern aus Menschen die sich aus unterschiedlichsten sozialen Umfeldern heraus zusammenfinden, um gemeinsam ein neues Leben zu beginnen.
Dass es dabei nicht wirklich friedlich zugeht, versteht sich von selbst, denn der Nächste ist mein Feind, wenn er mein Wohlergehen bedroht, sei es nur durch unterlassene Hilfeleistung gegen Zombies oder Aliens, oder indem er mir das streitig macht, was ich mit Mühe und Not habe neu errichten können.
Despoten haben in Dystopien Hochkonjunktur, ist es doch so einfach sich als Leithammel einer Gruppe aufzuschwingen, welche panisch nach Führung lechzt, da sie in der bisher gewohnten Ordnung wie die Schafe ihren Leitbildern hinterhergetrampelt sind und nun nicht wissen wie sie alleine, ohne die Hilfe eines Supermarktes, die alltäglichsten Dinge erledigen sollen.
Auch interessiert mich der Verfall der moralischen Werte, denn die können nur schwerlich aufrechterhalten werden, wenn man sich gegen Hunger, Tod und Infektionen zur Wehr setzen muss. Wie weit kann man gehen und wie weit ist die bisher gewohnte Moral überhaupt überlebensfähig?
All diese Faktoren erheben für mich das Genre der Dystopie über die anderen Dinge, die ich so leserisch zu mir nehme. Allerdings muss ich da dennoch Unterscheidungsstriche ziehen, denn nicht jede Dystopie ist auch in der Lage mir zu gefallen.
Die Seuche der Dystopien mit Lovestory für Jugendliche findet bei mir wenig bis gar keine Beachtung. Einzige Ausnahme bilden hier die „Hunger Games / Die Tribute von Panem“, denn die sind ziemlich fies geschrieben und der Hintergrund ist auch alles andere als kuschelig. So etwas wie „Warm Bodies“ mag vielleicht seine Daseinsberechtigung haben, aber meine restliche Lebenszeit ist mir zu schade für eine Lovestory mit Zombies, igitt!
Was also macht die Dystopie für mich so lesenswert?
Der Familiengedanke dahinter, der Gedanke des Zusammenhaltes gegen die Widrigkeiten des Lebens und der Umwelt, die Idee, dass es doch noch Gutes im Homo Sapiens gibt, welches zwar nur in solchen Situationen großflächig sichtbar wird, aber dennoch tief in uns drin existent ist.
Dystopie = Familienroman? Irgendwie schon, wenn auch teilweise mit Zombies…
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