Remy arbeitet als Tourguide in Carrow House. Sie führt Menschen durch das berüchtigte Spukhaus und erzählt ihnen von den Geschehnissen, die sich einst in diesen Mauern zutrugen.
Als eine Reisegruppe für eine ganze Woche einen Aufenthalt bucht, um die unheimlichen Phänomene zu untersuchen, hofft Remy, selbst endlich einige zu erleben. Und tatsächlich: Nach einer Séance nimmt die paranormale Energie so weit zu, dass Fenster zerbrechen und gespenstische Erscheinungen durch die Flure schreiten.
Dann stirbt einer der Gäste und Remy zieht die Möglichkeit in Betracht, dass der Geist des einstigen Eigentümers noch in den Hallen weilt: John Carrow. Und der war ein irrer Serienmörder …
Geisterhäuser haben etwas Magisches an sich, aber irgendwie scheinen sie immer die gleiche Geschichte zu erzählen: Böses geschah in ihnen und das Böse, welches das Böse ausgeübt hat, sucht jetzt die Protagonisten der jeweiligen Geschichte heim.
Das mag sicher der Plot einer jeden Geisterhausgeschichte sein, doch variieren die Umsetzungen solch eines Plots so sehr wie die Geister in den jeweiligen Häusern.
Nun muss man den Autoren solcher Storys im Vorhinein bereits zu Gute halten, das sich eben nicht viel an solch einer Story abwandeln lässt, doch der Festa Verlag wäre nicht der Festa Verlag, wenn man sich dort mit so etwas wie Canterville und Co. abgeben würde.
Die Protagonisten, welche sich in Carrow House tummeln und um ihr Leben fürchten müssen, sind ziemlich bunt zusammengewürfelt. Es gibt – und ich will jetzt hier nicht jeden einzelnen Charakter sezieren – die gefühlte Grundmischung, welche auch in der Verfilmung von „Spuk in Hill House“ – namens „Das Geisterschloss“ – zu sehen ist. Dem fügt man noch die Rolle von Zelda Rubinstein aus „Poltergeist“ hinzu, mischt einen „Lurch“ aus der „Adams Family“ darunter, und fertig ist die Geisterjägerriege. Dies dient nur zu allgemeinen Veranschaulichung.
Und diese illustre Mischung erlebt so einiges in Carrow House, was mir beim lesen zwischendurch immer wieder die Gänsehaut auf die Unterarme trieb. Carrow House ist nämlich alles anders als Schauerromantik, mit dem es ab und an verglichen wird, und auch das gute alte Hill House muss ich hinter diesem Gebäude verstecken.
Wo man im Hill House wirkliche Action sicherlich vermissen wird, ich muss von dem ausgehen was ich bisher über dieses Buch gelesen habe, so kann sich Carrow House damit brüsten gerade am Ende ein richtiger Actionkracher zu sein.
Auch erhält man hier einen scheinbar recht fundierten Crashkurs in Geisterkunde, denn ich musste mich belehren lassen, das es sich bei den Unwesen in Carrow House nicht nur um reine Geister handelt, sondern das diese Entitäten auch zu anderen Dingen fähig sind, als ich zu Beginn angenommen hatte.
Ab der Mitte des Buches versieht Autorin Darcy Coates die meisten Kapitel mit einem fiesen Cliffhanger, der einen geradezu dazu nötig, das nächste Kapitel noch zu lesen, welches erneut mit einem fiesen Cliffhanger endet usw..
Ab Seite Dreihundert wird das Tempo noch mehr angezogen und man sich urplötzlich in einem Ende wiederfindet, welches ich so ebenfalls nicht erwartet hätte. Die große Bedrohung wird nicht so glimpflich angegangen, wie man es vermuten mag, es entwickelt sich ein fast schon reißerisches Crescendo an Möglichkeiten und Aktionen, die einem die Luft beim Lesen nehmen und es für mich unmöglich machten die letzten Kapitel nicht in einem Rutsch zu lesen.
Wer also eine Geschichte mit dem Feeling von „Poltergeist“ sucht, welche sehr gut durchdacht und umgesetzt wurde, der wird hier fündig. Fans der Schauerromantik sollten nicht wirklich zugreifen, denn dafür ist es zu „hart“!
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