Peter Lundt: Blinder Detektiv. Ein Karpfen auf dem Land keucht und erstickt. Ein blinder Detektiv im Meer ertrinkt. Wie ist Peter Lundt nur in diese Situation geraten, allein im Nordseewatt bei auflaufender Flut? So ging es los: „Sie haben meine Karpfen entführt!“ Japanische Zierkarpfen nämlich, kostbare Koi. Eine Katastrophe für den Koi-Importeur Malzahn und für seine Versicherung. Für den blinden Detektiv Peter Lundt ist es der erste Fall nach dem tragischen Unglück, das den Ex-Bullen sein Augenlicht, seine Karriere und die Scheidung von seiner Familie gekostet hat.
Der erste Fall eines sehr ungewöhnlichen Ermittlerduos. Peter Lundt, ein ehemaliger Polizist, verliert bei einem Unfall sein Augenlicht. Jetzt, drei Jahre nach diesem Ereignis, beginnt er sein Leben als Privatdetektiv. Da seine Behinderung ihn beim Aufklären der kommende Fälle sicher ab und an ein paar Steine in den Weg werfen wird, sucht er sich das was er nicht mehr hat – Augen welche für ihn sehen können. So meldet sich Anna Schmidt auf Lundts Zeitungsanzeigen „Augen gesucht“ bei ihm und die beiden werden mit ihrem ersten Fall konfrontiert. Zunächst scheint die Sache recht klar und der Fall wird schnell gelöst, doch dann kommt es zu nachträglich Komplikationen die Peter Lundt schwer zusetzen sollen.
Das es dass Label Hörformat gewagt hat einen behinderten Serienhelden ins Geschehen zu werfen finde ich sehr bemerkenswert. Aber, wie stellt man einen körperlich behinderten Menschen akustisch dar – in diesem Fall sogar noch einen Blinden? Es sollte realistisch sein und die Problematik nicht verklären oder gar unglaubwürdig erscheinen lassen. Ein Spagat der wohl abgewägt werden sollte. Und das hat man beim Hörformat auch getan. Peter Lundt wirkt nicht wie ein gebrechlicher und durch die Behinderung zerstörter Mensch, nein, er ist so wie „Du & Ich“ – nur eben ohne Augenlicht. Aber das kann er sich ja besorgen, in diesem Falle mit seiner Assistentin Anna Schmidt.
Spannung kommt im ersten Teil nicht gerade viel auf, aber man nutzt die Gelegenheit um die Hauptfiguren so einzuführen das man sie als reale Personen hinnehmen kann und sie auch die Möglichkeit haben ins Herz des Zuhörers zu wandern. Alle Akteure sind nicht zu stark überzeichnet dargestellt und könnten einem so auch jederzeit auf der Strasse oder sonst wo im realen Leben begegnen. Die Gerste Folge stellt die komplette Welt von Peter Lundt vor und führt die neuen Personen darin ein, außer „Oliver Zornvogel“ den Lundt aus Polizistentagen kennt und welcher sein bester Freund ist. Lundt lernt Anna kennen und auch etwas später sein zukünftiges „Ab und An“-Verhältnis – die Stripperin „Sally Vation“.
Die Sprecher sind vom feinsten. Mark Bremers angenehme, teilweise etwas martialisch wirkende, Stimme passt sehr gut zum relativ gefestigten Charakter des Peter Lundt. Elena Wilms weiß als seine Assistentin ebenfalls zu überzeugen. Ich fand ihre Stimme sehr sexy und sie bringt die Skepsis und Vorsicht der ersten „Begegnung“ recht gut in Szene. Auch belebt sie „Anna“ mit den nötigen Power die eine Assistentin bedarf um nicht nur in die Schublade „gut aussehende Begleitung“ gesteckt zu werden. Tetje Mierendorfs Auftritte sind zwar nur recht kurz, doch merkt man ihm ans das er mehr drauf hat als nur im Fernsehen den „unmöglichen Schwiegersohn“ zu geben. Besonders gut gefiel mir jedoch Angela Quast als „Sally Vation“. Tough und zerbrechlich zugleich gibt sie der lebenserfahrenen Stripperin die nötige Portion Erotik die es braucht um die Figur überzeugend wirken zu lassen.
Die Musik ist feinster „easy listening“-Jazz und zusammen mit der Soundkulisse erzeug er eine Großstadtfeeling das den Zuhörer wirklich in die Metropole Hamburg entführen kann. Auch gibt es wohl kaum ein passendere Musikauswahl für die Abenteuer eines Privatschnüfflers als Jazz. Die ruhigen Stücke unterstreichen die auch recht ruhige Gangart des Hörsiels zusäztlich.
Die Lübbe-Neuauflage der Serie kommt im schmucken Digipack daher, das alle nötigen Infos enthält. Die neue Gestaltung ist etwas gewöhungsbedürftig, passt aber meiner Meinung nach besser zur Serie als das alte Layout. Die drei Punkte des Coverbildes sollen sicher die stilistische Darstellung der „Blindenpunkte“ sein, was ich zusammen mit der Brailleschrift daneben sehr gelungen finde.
Ein gelungener Start, der noch eine Menge mehr verspricht und mir nach dem zweiten hören wesentlich besser gefiel als beim ersten Mal…
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