Lord Bryont Saris ap Llewellyn liegt im Sterben. Im hohen Norden Schottlands bereitet sich der Erbfolger auf den Tod vor. Zamorra, sein bester Freund, soll die Geburt von Bryonts Sohn überwachen, in welchem der Erbfolger wiedergeboren werden wird. Doch kaum in Llewellyn angekommen, plagen Zamorra seltsame Träume. Träume über eine ihm unbekannte Vergangenheit. Noch, als Zamorra versucht, sie zu ergründen, wird er in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt!
Damit wäre sie also komplett, die Hörspielvertonung der „großen drei“ Geisterjäger des Bastei-Verlages. Nach Sinclair und Ballard schickt nun Canora-Media Professor Zamorra, den Mann ohne Vornamen, ins Rennen um die Gunst der Zuhörer. Da bleibt es nicht aus, das sich diese Produktion mit den anderen beiden vergleichen lassen muss und man ganz automatisch gewisse Parallelen zieht. Doch sind die Heftromanserien auch sehr unterschiedlich vom Stil und Art der Protagonisten gewesen, so sollte man diesen Umstand auch den Hörspielserien zu Gute halten. Zamorra ist nicht der handelsübliche Geisterjäger wie man ihn gewohnt ist. Er jagt sicher auch ab und an Vampire und Werwölfe, doch geschieht dies in einem eher mystischen Rahmen als mit reiner Action wie bei seinen Kollegen. Die Fantasyelemente überwiegen ja gerade in den späteren Romanen sehr und lösten damit die reine Ausrichtung auf Grusel ab. Die Serie steigt mit dem Roman Nummer 500 ein, welcher schon recht weit in der Fantasyecke der Serie liegt.
Die Geschichte selbst gibt zuerst nicht so sehr viel her. Das liegt daran das dies in den Heftromanen ein Vierteiler (500: Die Quelle des Bösen, 501: Der Biss der Kobra, 502: Das Schwert des Vampirs, 503: Der Stierdämon) gewesen ist und sich somit die komplette Handlung erst langsam aufbaut und dem Leser/Zuhörer erschließt. Was bei den Heftromanen kein großes Problem darstellte, könnte sich bei den Hörspielen als eines erweisen. Die Romane haben einen Erscheinungsrhythmus von 14 Tagen, was bei einem Hörspiel kaum zu schaffen wäre. Hier wäre es sicher besser gewesen direkt 2, oder sogar mehr, Teile auf einmal erscheinen zu lassen. Doch ist dies für ein junges Label wie Canora-Media kaum machbar da die Kosten viel zu hoch sind und ein kommerzieller Erfolg der Serie ja noch nicht abzusehen ist. So muss ich der Nichtkenner der Romanhefte etwas gedulden um in den vollen Genus der Story und ihrer Element zu kommen. Doch kann man das Hörspiel definitiv nicht langweilig bezeichnen, es fehlen ihm jetzt nur noch die actionreicheren Momente die später folgen werden.
Die Sprecher sind fast alle gut gewählt. Gerhart Hinze war mir vom Namen her kein Begriff, aber seine Stimme erkannte ich sofort wieder. Es ist gut gewesen die Titelrolle mit einer unverbrauchten Stimme zu besetzen und nicht auf jemanden zurück zu greifen der auch anderweitig auffällig präsent ist. Er ist in der Rolle glaubhaft, da Zamorra eh kein Übermensch ist und seine Stimme nicht zu dominant wirkt. Der Rest, bis auf einen, ist mir auch eher positiv aufgefallen. Reent Reins höre ich immer wieder gerne und die Rolle hier ist ihm schon fast wie auf die Stimme geschneidert. Ghadah al Akel ist stimmlich sexy genug um Nicole auch dementsprechend vor dem inneren Auge zum Leben zu erwecken. Doch nun der einzige sprechertechnische Negativpunkt der Produktion: Henry König. Seinen „Erzähler“ empfand ich schon vom Intro an als reinstes Overacting und so übertrieben das es teilweise eher ins unfreiwillig komische abrutschte denn das es dramatisch wirkte, was es wohl sollte. Ich höre lieber eine Erzähler der unbeteiligt die Ereignisse und Begebenheiten wieder gibt denn einen der sich fast wie eine agierende Person anhört. Das war leider etwas zuviel des Guten. Zweiter Knackpunkt, welcher eigentlich kein richtiger ist, war die Aussprache diverser schottischer (so vermute ich) Namen, wie „Llewellyn“. Da ich nicht weiß wie man so etwa richtig betont oder ausspricht, hörte es sich für mich streckenweise eher so an würde der Sprecher gerade seine Stimmbänder in einer Sprachübung säubern, als das ich wirklich verstanden habe wer da jetzt gemeint war – das aber nur am Rande erwähnt und auch nicht als negativ betrachtet.
Auf dem Cover prangt gut sichtbar der Hinweis „Musik komponiert von Carsten Bohn“. Dies brachte mich irgendwie dazu in dieser Richtung bereits im Vorfeld das schlimmste zu befürchten und einen Anachronismus zu erwarten. Doch dem ist nicht so! Die Musik ist so passend und stimmig gemacht das ich mir davon sogar eine eigenständigen Soundtrack anhören würde. Sicher ist sie vom Stil her sehr in Richtung achtziger Jahre ausgerichtet, doch konnte sie mich voll und ganz überzeugen.
Zum Cover möchte ich dann auch noch ein Wort verlieren. Es ist dem Titelbild des Heftromans Nummer 500 nachempfunden nur leider ist die Dame etwas zu spärlich bekleidet geraten. Das Originalbild hat wesentlich mehr Ausstrahlung und Flair. Nun mag es auch daran liegen das man nicht die Nutzungsrechte für das Originalheftromancover bekommen konnte, aber ein wenig mehr (Bekleidung) wäre hier viel mehr (Ausstrahlung) gewesen.
Aller Anfang ist schwer, gerade wenn man mit einem Mehrteiler startet und sich dann auch noch mit einer Konkurrenz messen muss die sich mittlerweile sehen lassen kann. Doch braucht sich der Professor, oder besser das Team das ihn zum Leben erweckt hat, nicht zu verstecken. So anders wie es die Heftserie später zu den Mitbewerbern um die Gunst der Leserschaft war, so anders ist auch diese Vertonung. Sie hat ihren eigenen, für mich noch nicht so richtig bestimmbaren, Flair der mich angesprochen hat und mich irgendwie in den Bann zog.
Ich hoffe das die nächsten Teile schnell folgen werden um die Kontinuität der Geschichte auch für die reinen Hörspielhörer, die noch nie in Berührung mit der Printvorlage gekommen sind, zu gewährleisten.
Dann mal los Zamorra. Der Start verspricht schon gutes…
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