Jon Whitcroft hat es schwer. Seine Mutter und ihr neuer Freund schicken ihn aufs Internat nach Salisbury. Strömender Regen, dunkle Gemäuer, enge Flure, fremde Gesichter und ein Zimmer, das er sich mit zwei Mitschülern teilen muss. Jon ahnt nicht, dass dies bald seine geringsten Sorgen sein werden. Denn in seiner sechsten Nacht im Internat erscheinen plötzlich drei Geister unter dem Fenster seines Zimmers und starren zu ihm herauf. Doch zum Glück gibt es jemanden in Salisbury, der sich mit Geistern auskennt …
Cornelia Funke ist bekannt dafür das ihre Geschichten zwar für ein jüngeres Publikum konzipiert sein mögen, aber dennoch genug Tiefgang besitzen um auch erwachsene Gemüter in Verzückung zu versetzen.
Auch „Geisterritter“ macht hier keine Ausnahme, denn wie gewohnt ist der sympathische Underdog der Held der Geschichte – menschlich und gerade deshalb auch nicht ein vollkommener Gutmensch. Als sein Leben noch aus der Familie an sich bestand, war für den Hauptakteur Jon – 11 Jahre alt und sehr erfindungsreich – die Welt in Ordnung. Als sich jedoch Familienzuwachs in Form des neuen Freundes der Mutter einstellt, gerät alles ins wanken. Jedes Teil der Familie, selbst der Hund, ist vom „Vollbart“ – wie Jon den Freund seiner Mutter nennt – vollkommen eingenommen und angetan, doch Jon sieht sein Revier bedroht und versucht alles um weiterhin der „Mann in Haus“ (wie er es nennt) zu bleiben. Doch die vielen kleinen Pläne gehen schief, Jon verliert den „Krieg“ und wird kurzerhand in ein Internat „abgeschoben“.
Nicht sehr fair, nicht sehr fein, mag man jetzt denken, doch wäre die Geschichte uninteressant, wenn Jon nicht in einem Internat untergebracht würde, welches eine Menge an Übernatürlichem zu bieten hat. Und damit das ganze noch einen Gipfel bekommt, sind die titelgebenden Geisterritter alles andere als nett und freundlich in Canterville-Form, denn die Gesellen haben großes Interesse daran Jons Ableben zu beschleunigen.
Um solch eine Geschichte glaubhaft zu inszenieren, benötigt es ein Team, das versteht Gruselstimmung zu schaffen, ohne jüngeren Zuschauern das Grauen zu lehren. Mit Regisseur Frank Gustavus und Jan-Peter Pflug an der Musikmaschine hat man ein Team gewählt, welches schon mehrfach zusammen gearbeitet hat und bisher stets außergewöhnliche Hörerlebnisse produziert hat. Auch wenn die Inszenierung teilweise ein wenig zu kühl in den Klangfarben geraten ist, so passt dies doch zur Geschichte und fördert ein wenig den „Nebel“ auf der Ohrkinoleinwand.
Zur Sprecherriege gilt es nur ein Calling Names zum besten zu geben, denn wie im Produktionsteam sind hier nur Hochkaräter zu finden. Martin Baltscheit als einfühlsamer Erzähler, Leon Alexander Rathje in der Rolle des „Jon“, Christine Pappert als Jons Mutter, Michael Prelle als „Lord Stourton“, Wolf Frass als „Sir John Cheney“ und viele mehr.
Gruselig, ja! Grausig, nein! „Geisterritter“ ist, um eine Phrase zu dreschen, ein Hörspiel welches man von 10 bis 99 Jahre hören kann und den gleichen Spaß daran empfindet…
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