Im dritten Zeitalter spielt die Geschichte um die Vorherrschaft in Mittelerde und den Kampf um den Besitz eines mächtigen Rings und seiner Vernichtung. In grauer Vorzeit vom finsteren Herrscher Sauron geschmiedet, verleiht er dem Träger große Macht. Der wieder erstarkte Sauron braucht den Ring, um ganz Mittelerde unterwerfen zu können. Dieser ist dem Hobbit Bilbo Beutlin zugefallen, der ich an seinen Neffen Frodo weitergibt. Der Ringträger Frodo wird vom Rat der Bewohner Mittelerdes dazu ausersehen, den Ring ins Land des Feindes, nach Mordor, zu bringen, um ihn dort zu vernichten. Begleitet wird er von acht Gefährten mit Vertretern der Völker Mittelerdes. Die Ringgemeinschaft wird jedoch vom Feind getrennt; jeder beteiligt sich nun auf seine Art am Kampf gegen die Heerscharen Saurons. Letztlich siegreich sind die Völker Mittelerdes erst, als es Frodo mit seinem Freund Sam schließlich gelingt, den Ring im Berg des Feuers zu vernichten: Saurons Macht ist damit gebrochen und das dritte Zeitalter beendet. Der König der Menschen tritt letztendlich seine rechtmäßige Herrschaft an.
Viele erklärende Worte brauche ich hier nicht mehr über die Geschichte von Frodo und Co. zu verlieren da sicher jeder zumindest die Filme kennt. Auch die Grundessenz der Bücher, das auch kleine Leute große Taten vollbringen können usw., wird sicher auch jedem bekannt sein.
Viele unterschiedliche Umsetzungen gab es vom Stoff aus dem spätere Fantasyträume wurden. Filme, Hörbücher, Comics, Videospiele und auch Hörspiele wurden aus Tolkiens Traumstoff gewebt. Jede steht für sich alleine und doch sind die Qualitätsunterschiede sehr markant.
Bereits im Jahr 1981 machte sich die BBC-London daran den Stoff als Hörspiel umzusetzen. Die deutsche Version des Klassikers folgte dann genau zehn Jahre später, im Jahr 1991. Beide Versionen nehmen zehn CD an Spielzeit ein und beide werden hier in Deutschland vom Hörverlag vertrieben, was mir die Möglichkeit einräumt beide Produktionen miteinander zu vergleichen.
Die deutsche Version kam mir 1995 das erste Mal auf CD zu Ohren und ich fand sie recht nah am Originaltext, jedoch auch ein wenig zu mystisch verklärt in der Umsetzung. Seit neustem kenne ich auch die alte Version der BBC und die deutsche Version muss sich hinter dieser leider verstecken.
Um es direkt voraus zu schicken: dieses Hörspiel ist nur etwas für diejenigen welche sich mit ihrem Englisch im reinen befinden und sicher im Sattel der unterschiedlichsten Akzente sitzen. Reines Schulenglisch, besonders das welches heute gelehrt wird, wäre da vergebens und würde zu Frustrationen führen. Es gab mehre Stellen die ich mir mehrfach angehört habe, da ich ihnen nicht sofort folgen konnte, auch wenn ich recht bibelfest bin was die Story an sich betrifft.
Diese Version, im Gegensatz zu ihrem deutschem Kollegen, beginnt mit Gollums Gefangennahme durch die Schergen Mordors und der Pressung der Nennung des Ringaufenthalts. So kommt man etwa besser in die Geschichte hinein, ohne wirkliche Vorkenntnisse besitzen zu müssen. Der Purist mag nun hier gerne von einem Sakrileg zetern, da man sich nicht sklavisch an das Buch und dessen Ablauf zu 1000% hält. Doch schmerzt das nicht wirklich, da sich so die ganze Sache etwas flüssiger erleben lässt. Wer die deutsche Version kennt, kann vielleicht nachvollziehen was ich jetzt schreibe.
Wenn man beide Produktionen miteinander vergleichen mag – und das möchte ich jetzt einfach einmal tun – so wäre diese hier der lebendige Tolkien der vor Kraft nur so strotzt und ein episches Abenteuer zu erzählen hat. Die Version des WDR / SWR ist dagegen ein alter Großvater dem die Luft ausgegangen ist und der sich nun zu einer Gute-Nacht-Geschichte aufgerappelt hat.
Wo im deutschen selbst die Hobbits den Eindruck von vergeistigten Ätherwesen verströmen, da werden hier bodenständige kleine Abenteurer angeboten, welche wissen was sie tun und mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen. Die Musik ist alleine schon ein so großer Unterschied das man es kaum beschreiben kann. Wo in der deutschen Version die ruhigen Klänge das Regiment führen und sich alles eher anhört wie aus einer esoterischen Klangcollage entnommen, da wird hier feinste, klassisch angehauchte, Orchestermusik als Untermalung verwendet.
Der einzige mir bekannte Name in der Sprecherliste war Ian Holm, welcher in der Filmversion den „Bilbo“ verkörpert. Er spricht hier den Frodo, immerhin hat das Hörspiel schon 28 Jahre auf dem Buckel, und macht seine Sache mit der vollen Inbrunst eines britischen Schauspielers. Auch wenn der Rest der Besetzung mir akustisch wie namentlich nichts sagte, so erfüllt doch jeder seine Rolle mit Kraft, Ausdruck und Freude an der Geschichte selbst.
Wenn in der deutschen Version Edgar Hoppe seinen „Sam“ mehr haucht denn das er ihn wirklich spricht, so ist man hier von der Darstellung William Nighys hin und weg, da er den Hobbit belebt und nicht ätherisch verklärt. Einzig die Gollums machen eine Ausnahme. Dietmar Mues ist durchgedrehter und mehr an meiner Vorstellung dran als hier Peter Woodthorpe, denn Woodthorpe bringt das Unwesen etwas zu „menschlich“ herüber und vernachlässigt die kreatürlichen Aspekte des Charakters.
Sonst verteilt jeder der 54 britischen Sprecher eine schallende akustische Ohrfeige an sein deutsches Pendant und zeigt wie sich Tolkien, meines Erachtens nach, die Charaktere vorgestellt hat: lebendig, aktiv und heroisch bis zum Schluss.
Die Atmosphäre des Hörspiels ist unwahrscheinlich dicht und man wird sehr intensiv in die Geschichte hinein gezogen. Die lange Spielzeit verfliegt wie nichts und man wundert sich wie schnell man zur nächsten CD wechseln muss. Die Effekte sind nicht wirklich aufdringlich und werden nur da eingebracht wo sie Sinn machen und von Nöten sind, da die Schauspieler alleine schon genug Druck erzeugen um Spannung und Begeisterung durchgehend hoch zu halten.
Wer Tolkien mag und der englischen Sprache mächtig ist, sollte nicht an dieser Umsetzung vorbei gehen. Jeder Fan von Mittelerde wir sein wahre Freude an diesem Spektakel haben und sich schnell zurecht finden und zuhause fühlen…
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