01 – Metro 2033

Metro-2033

Es ist das Jahr 2033. Nach einem verheerenden Krieg liegen weite Teile der Welt in Schutt und Asche. Moskau ist eine Geisterstadt, bevölkert von Mutanten und Ungeheuern. Die wenigen verbliebenen Menschen haben sich in das weit verzweigte U-Bahn-Netz der Hauptstadt zurückgezogen und dort die skurrilsten Gesellschaftsformen entwickelt. Sie leben unter ständiger Bedrohung der monströsen Wesen, die versuchen, von oben in die Metro einzudringen … Dies ist die Geschichte des jungen Artjom, der sich auf eine abenteuerliche Reise durch das U-Bahn-Netz macht, auf der Suche nach einem geheimnisvollen Objekt, das die Menschheit vor der endgültigen Vernichtung bewahren soll.

Sprecher: Detlef Bierstedt

Autorisierte Lesefassung, 6 CD, Spielzeit: 474 Minuten

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Das Jahr 2008 ist ein dunkles Jahr für die Menschheit. Ein Krieg verwüstet die Oberfläche des Planeten Erde und die Menschheit sieht sich gezwungen unter der Oberfläche weiter zu existieren. Wie Ratten haben hat sich die einst so hochmütige Spezies Mensch in Tunneln, Bergwerken oder gar U-Bahnnetzen verkrochen um dem sicheren Strahlentod an der Oberfläche ausweichen zu können.

Fünfundzwanzig Jahre nach dem verheerenden Krieg beginnt die Geschichte von Artjom. Er und seine etwa 40.000 Leidensgenossen haben sich im Netz der Moskauer Untergrundbahn eingenistet und führen dort ein eher karges und unwirtliches Leben. Aufgeteilt in viele einzelne Splittergruppen, betrachtet jede Familie ihren Bahnhof als eine Art Zuhause welches es gegen Mutanten, Ratten und marodierenden Gruppen aus den angrenzenden Nachbarbahnhöfen zu verteidigen gilt.

Doch nicht nur diese Gruppen sind eine Bedrohung. Durch Eingänge aus der Außenwelt versuchen die so genannten Schwarze“, mutierte Lebewesen, in die Metro hinein zu kommen. Um diese Nachricht aus den weiter entfernten Gebieten in die Polis, der Hauptstadt des unterirdischen Metro-Reiches, zu bringen, wird der neunzehnjährige Artjom ausgewählt sich auf den Weg zu machen.

Doch soll der Weg durch das Netz von Tunneln und Schächten sich als sehr gefährlich heraus stellen und Artjom muss allen Mut zusammen nehmen um sich überhaupt beweisen zu können. Doch erhält er Hilfe von unerwarteter Seite und schafft es sogar in die Polis zu gelangen. Allerdings nimmt man dort die drohende Gefahr auf die leichte Schulter und Artjom muss daraus eine bittere Konsequenz ziehen.

Metro 2033 ist das Erstlingswerk des russischen Autors Dmitry Glukhovsky. Sicherlich ist dieser Roman auch auf der Welle von „Wächter der Nacht“ und dessen Nachfolgern mit zu uns nach Deutschland herüber geschwappt, denn von alleine schaffen es solche Werke zumeist nicht in die Übersetzung. Die russische Seele ist eben eine ganz spezielle und schlägt sich auch in der zeitgenössischen Literatur aus dem Phantastikbereich besonders ausgeprägt nieder.

Glukhovsky greift hier das Genre des postapokalyptischen Thrillers auf und bedient sich an den bisher da gewesenen Elementen in vollen Zügen. Man erwartet mutierte Gestalten und Tiere die sich nun gegen die vermeintlich momentan noch dominante Spezies Mensch durchzusetzen wissen – und man bekommt auch all dies ausreichend geboten. Zusätzlich baut er noch ein Fantasyelement ein das sehr gerne benutzt wird: die Quest. Artjoms Odyssee durch die Welt der Untergrundbahn Moskaus unterscheidet sich nicht wirklich von der Reise Frodos zum Schicksalsberg. Beide sind keine Supermänner und nur in der Lage die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel, welche doch recht eingeschränkt sind da es sonst zu einfach wäre, zu nutzen. Doch sonst hat “Metro 2033“ nichts mit dem tolkienschen Werk gemeinsam.

Obwohl sich Glukhovsky sehr viel Mühe damit gegeben hat die gesellschaftlichen Strukturen dieser neuen Zivilisation, fünfundzwanzig Jahre nach dem Big Bang, aufzuzeigen und zu vertiefen, so geht der Hauptcharakter Artjom doch recht durchsichtig durchs Leben. Er wirkt wie einer von vielen und hat nicht wirklich viel persönlichen Tiefgang aufzuweisen. Anstatt den Protagonisten der Geschichte etwas mehr aufzubauen verrennt sich Glukhovsky zu stark in der Darstellung des vorherrschenden Systems und der Ausschmückung der Umgebung. So kommt es selbst auf nur 6 CD zu gewissen Längen in der Geschichte und die Tempowechsel der Erzählung wirken dadurch auch nicht immer flüssig und reibungslos.

Auch wenn die gesellschaftlichen Dinge bis auf das letzte I-Tüpfelchen ausgewalzt werden, gibt es dennoch Dinge die recht stiefmütterlich behandelt werden. So ist es dann auch nach wie vor unklar wer und was die Schwarzen eigentlich sind oder gar was ihre Motive sein mögen. Auch viele andere Fragen bleiben unbeantwortet und so ist das Endergebnis, trotz aller russischen Schreibkunst, recht unbefriedigend.

Detlef Bierstedt gibt sich alle Mühe die Geschichte interessant und auch in gewissem Maße vielstimmig klingen zu lassen, doch kämpft auch er auf verlorenem Posten wenn es um die Ausgewogenheit der storytechnischen Elemente geht. Er versucht die einzelnen Figuren zu unterscheiden, doch ist er kein wirklich großer Stimmakrobat und deshalb sind diese Variationen auch recht einfach, wenn auch eingängig genug.

Zum Schluss lässt sich sagen das Dmitry Glukhovsky hier eine gute Idee hatte und das richtige Genre gewählt hat, sich aber doch zu stark in den Strukturen der Zivilisation verrennt und nicht wirklich auf den Hauptakteur und seine Geschichte eingeht. Mit zu vielen Längen versehen und eigentlich nur durch die Lesung von Detlef Bierstedt getragen…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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