In den Ältesten Tagen Mittelerdes, lange vor dem Herrn der Ringe, wird Húrin von den dunklen Mächten Mordors gefangen genommen. Seine Kinder, allen voran sein tapferer Sohn Túrin, nehmen den Kampf gegen das Böse auf, um den Vater zu befreien.
Sprecher: Gert Heidenreich
Vollständige Lesung, 7 CD, Spielzeit: 484 Minuten
Für ein Werk Tolkiens sind die „Kinder Húrins“ eigentlich ein recht kurzes Werk. Dies liegt daran das diese Geschichte vom Altmeister der High Fantasy selbst nie vollendet wurde. Sein Sohn Christopher machte sich daran diese Geschichte, welche nur aus Fragmenten bestand, zusammen zu fügen und zu ergänzen.
Die Geschichte, welche hier erzählt wird, spielt sich lange vor der Zeit der Ereignisse um den „Herr der Ringe“ ab. So wirken die Personen und Begebenheiten des Hörbuchs irgendwie durchweg wie Legenden, welche bereits Frodo und den anderen der Ringgemeinschaft nur aus Überlieferungen bekannt sind. So könnte man meinen das sich dieses Buch als Einstieg in das Tolkiensche-Universum eignen könnte, doch dem ist leider nicht so.
Zu Anfangs fehlt die erzählerische Dichte, durch die John Ronald Reul Tolkien so bekannt geworden ist, fast völlig und alles mutet eher als grob und ungeschickt zusammengeschusterte Hommage des Altwerks an. Ereignisse welche sich eher über längere Zeiten hinweg erstrecken werden in kurzen Sätzen schnell erwähnt, abgehandelt und man geht im Galopp weiter. Dies ist man so nicht gewohnt und ich vermute das es sich bei diesen Passagen eher um die nachträglichen Einschübe des Zusammenfügens des Sohnes handelt denn um die fragmentarischen Ausarbeitungen des Vaters.
Auch muten die Hauptpersonen nicht ganz so lebendig an wie man sie gewohnt ist. „Túrin“, der eigentlich Hauptakteur der Geschichte, kommt zu glatt, konturlos und unglaubwürdig daher als das er wirklich von J.R.R. Tolkien ersonnen zu sein scheint. Erst nach geraumer Zeit beginnt sich der Charakter dem Zuhörer langsam anzunähern und zu entwickeln, erreicht jedoch nie die Tiefe eines Frodo oder gar Bilbo.
Alles in allem mag hier zwar Tolkien drauf stehen, aber wirklich drin ist der Altmeister nicht zu jeder Zeit. Die vermeintliche Handschrift des Sohnes, welcher nicht an die seines Vaters heran reicht, ist hier zu deutlich zu spüren als das sich dieses Werk nahtlos in die Geschichte Mittelerdes einfügen könnte. Sicherlich als neuer Ausflug in eine bekannte Welt interessant, jedoch als Einstieg in die Geschichte Mittelerdes nicht geeignet.
Das Booklet, welches eher wie ein kleines Buch anmutet, bietet neben der Aufteilung der CDs noch ein Menge andere lesenswerte Dinge. Ein Tolkien-Kurzbiographie, eine Kurzbiographie von Gert Heidenreich, diverser Stammbäume, ein zwanzig Seiten lange Namensliste und die Karte von Mittelerde mit Anmerkungen zu ihr.
Gert Heidenreich geht recht distanziert an die Lesung heran. Dies mag sicher auch zum Großteil daran liegen das die handelnden Figuren nicht die Tiefe der bekannten Protagonisten Mittelerdes aufweisen und so auch nicht die Möglichkeit zu viel Spiel und Interpretation anbieten. Man folgt ihm dennoch gerne durch die sieben CD, denn seine Stimme ist sehr wohltemperiert und das Lesetempo ist so erfreulich langsam das man sich des Gefühl einer „Gute Nacht“-Geschichte streckenweise gerne hingibt.
Wer sich mit Tolkien auskennt wird sich gut unterhalten fühlen, Neueinsteiger wird es eher verwirren…
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