In seinem Roman von 1851 schickt Melville den Erzähler Ishmael, von Fernweh und der Lust auf Abenteuer getrieben, auf Walfang. Zusammen mit seinem neu gewonnenen Freund Queequeg, einem Harpunier polynesischer Herkunft, heuert Ishmael auf dem Walfänger Pequod unter dem Kommando von Kapitän Ahab an. Ahab hat bei der Jagd auf den riesigen weißen Pottwal Moby Dick ein Bein verloren und ist nun besessen von seinen Rachegelüsten. Die Jagd auf „normale“ Wale erledigt die Mannschaft quasi nebenbei und nur zur Tarnung der eigentlichen Absicht von Ahab: Moby Dick zu finden und zu töten. Mit diesem wahnsinnigen Vorhaben setzt er ohne Skrupel das Leben aller Männer an Bord aufs Spiel.
Sprecher: Lutz Küppers
7 Audio-CD & 1 MP3-CD, Spielzeit: 440 Minuten
„Nennt mich Ishmael…“
So wird man normalerweise begrüßt wenn es um die Geschichte des weißen Wals geht. Doch nicht hier! Hier wird man mit den Worten „Ich heiße Ishmael!“ in der Welt des Romans begrüßt. Danach erlebt man die altbekannte Geschichte in der sich der getriebene Kapitän Ahab seiner Rache widmet um die „Bestie“ zur Strecke zu bringen welche für seine Verkrüppelungen verantwortlich ist. Und mittendrin besagter Ishmael als Erzähler und die restliche Crew der Pequod.
Normalerweise würde eine Komplettvertonung des zu Grunde liegenden Buches um die 20 bis 30 Stunden beanspruchen, je nach Interpretation. So kann man also davon ausgehen das hier die Cutschere angesetzt wurde und das nicht zu knapp. Entfallen sind alle langwierigen Passagen in denen sich Walklassifikationen oder die Darstellung des Tötens und Zerlegens der Tiere bis zum Exzess ausleben. So beschränkt sich diese Lesung auch nur auf die spannenden Teile, was dem Tempo der Geschichte sehr gut tut. Hier bekommt man das, was man sonst zusammen geschnitten als Film kennt, in etwas ausführlicherer Version geboten.
So sollte dann auch nicht wirklich die Qualität der Geschichte an sich bewertet werden, sondern die Über- und Umsetzung. Mittlerweile hat es der weiße Wal auf 11 Übersetzungen in die deutsche Sprache gebracht, die erste 1927 und die bisher letzte aus dem Jahr 2004. Welche hier zu Grunde liegt kann ich nicht sagen, da keine Angaben im Booklet gemacht wurden und ich nicht alle auswendig kenne um da unterscheiden zu können.
Zumindest die Zusammenfassung der Geschichte ist gelungen. Auch wenn nicht alle moralischen, religiösen und naturwissenschaftlichen Aspekte der Geschichte komplett ausgeleuchtet werden, so hat man sich aber dennoch nicht nehmen lassen den Charakteren ihre Tiefe zu lassen und sie somit in den Vordergrund zu stellen. Wien den Filmen auch, geht es hier hauptsächlich um die abenteuerlicheren Momente der Waljagd und nicht so sehr um deren spiritistische Auswirkungen über die sich Melville in der Printversion zu Genüge aus läßt.
Man sollte sich nicht von den ersten Minuten der Lesung von Lutz Küppers abschrecken lassen, in denen er sich anhört als wolle er nun jeden kommenden Satz mit der Betonung auf der letzten Silbe des letzten Wortes beenden. Nach kurzer Zeit hat er seinen, wenn auch recht ungewöhnlichen, Sprechfluss gefunden und man kann ihm gut über die ganze Distanz hinweg folgen. Doch ist die Geschichte nicht so eingängig umgesetzt worden das sich keine Längen bieten, welche Lutz Küppers leider auch nicht zu überspielen versteht. Er schafft es nicht immer die packenderen Momente auch dementsprechend aus zu leben und somit einen Puffer zu schaffen welcher die ruhigeren Passagen abfangen könnte. Sicherlich ist es eine technisch gute Lesung, doch wirkliche Spannung und tiefer gehende Atmosphäre erschafft er leider nicht.
Für Freude des Klassiker gut geeignet um eine andere Variante des Stoffes geboten zu bekommen, Wer sich jedoch neu heran wagen möchte muss mit akustischen Längen und eher zurückhaltender Lesung rechnen…
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