Nacht der gefangenen Träume, Die

Nacht-der-gefangenen-Traeume

Das Rätsel der traumlosen Kinder: Mit dieser Schule stimmt was nicht! Irgendetwas stimmt nicht mit Frederics neuer Schule. Seine Mitschüler sind allesamt Musterschüler, brav und ohne eigene Ideen. Nur das Mädchen Änna scheint ihn zu verstehen. Und gemeinsam mit ihr macht er eine unglaubliche Entdeckung – in letzter Minute, denn auch Änna und Felix sind in Gefahr …

Sprecher: Felix von Manteuffel

4 CD, Spielzeit: 310 Minuten

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Frederics Leben ist nicht von vielen Sonnenstrahlen beschienen. Seine Mutter verstarb bei einem Verkehrsunfall und sein Vater, Hendrik, muss sich seitdem alleine um die Probleme des erwachsenwerdens seines Sohnes kümmern, dafür sorgen das beide genug zu beißen haben und eine Unterkunft über dem Kopf. Doch ist Frederic ein außergewöhnliches Kind. Er ist sehr intelligent und hat großen Spaß daran Dinge zu erfinden und deren Funktion bis ins kleinste Detail auszutüflteln.

Als Frederics Vater umzieht muss er sich mit einer neuen Umgebung abfinden, einer Elite-Schule. Da sein Vater dort ab und an gearbeitet hat, bekommt Ferderic die Möglichkeit in der Schule den Unterricht zu besuchen. Doch so richtig will es ihm dort nicht gefallen. Statt Schüler anzutreffen die sich wie Kinder in seinem Alter verhalten trifft er dort auf das Abziehbild eines jeden Elterntraum: Jeder erweist sich als braver und gefügiger Musterschüler ohne viel eigene Persönlichkeit. Nichts gleicht dem Betrieb einer normalen Schule. Keine Streiche werden ausgeheckt, niemand scheint wirklich fröhlich zu sein und alle wirken eher stoisch und abwesend. Bis auf das Mädchen Änna. Im Gegensatz zu den anderen Kindern scheint sie sich genau so zu verhalten wie Frederic und ihn nicht als andersartig“ab zu stempeln.

Frederic will den Dingen auf den Grund gehen und vermutet das der seltsame Schulleiter auch in das alles recht tief verstrickt ist. Als er eines Tages eine alte Frau im Keller der Schule aus einer Rattenfalle befreit, gibt sie ihm als Dank ein Fläschchen und bittet ihn den Inhalt zu trinken. Was die alte Dame als Vitamine deklarierte entpuppt sich als eine Art Zaubertrank welcher es Ferderic am nächsten Morgen ermöglicht Dinge zu sehen welchen normale Leute nicht sehen können. Er sieht seelische Zustände wie Merkmale an den Körpern der Leute welche er ansieht. Doch dies ist nicht alles. Als Ferderic den Rektor und ein paar andere Lehrer mit einer seltsamen Maschine hantieren sieht ist Änna am nächsten Tag genau so stumpfsinning wie die anderen Schüler. Frederic begibt sich in große Gefahr um Änna zu retten.

Nach dieser umfangreichen Einführung in die Geschichte könnte man davon ausgehen dass ich jetzt das komplette Hörbuch geschildert habe – doch, falsch gedacht. Die Geschichte ist sehr vielschichtig und mit einer Menge Metaphern versehen welche sich dem Zuhörer erst nach und nach erschließen. Alles ist in sich sehr verschachtelt und erweckt zwischendurch einen recht ungeordneten Eindruck, doch fügt sich das Gesamtbild langsam und logisch immer mehr zusammen. Der Held der Geschichte hat nicht nur mit seinen pubertären Problemen zu kämpfen, sondern muss sich auch noch zusätzlich einer sehr phantastischen Umwelt stellen die alles andere als freundlich und wohlgesonnen ist.

Frederic rebelliert gegen die Ordnung der Schule und diese Metapher ist so eindeutig wie sie eindeutiger kaum sein könnte: die Jugend rebelliert gegen die ihnen eingefahren erscheinende Lebensart der älteren Generation und den Stillstand welchen sie dahinter vermutet. So ist dies nicht nur die Geschichte eines Jungen der ein mystisches Abenteuer erlebt, sondern auch die eines Kindes welches sich den seelischen Kämpfen der Pubertät stellen muss.

Da alles ja irgendwie eine Kategorisierung benötigt so möchte ich diese Geschichte eher in die Kategorie Grusel einordnen denn sie in die neu entstandene Schublade der Urban Fantasy zu stecken. Dies empfand ich so, da sich nicht nur die Coverzeichnung wie eine Hommage an die optische Arbeit von Hollywoodregisseur Tim Burton anmutet, sondern die ganze Geschichte irgendwie in den Farben und skurilen Szenerien seiner Filme vor dem inneren Auge abläuft. Die Technik der Maschinen, welcher sich im der Story bedient wird, erscheint archaisch und alles ist zeitlich kaum einzuordnen.

Da die Grundidee etwas vielschichtiger ist als die reine Story eines Jungen der seine Mutter verloren hat und jetzt auf eine Zauberschule gehen muss, ist es sicher auch recht schwierig einen Vorleser zu finden der alle Aspekte der Geschichte aus zu spielen versteht ohne sie künstlich zu überziehen. Felix von Manteuffel gelingt es recht gut die Balance zwischen Fantasygeschichte und Charakterzeichnung zu finden. Als Erzähler ist er begleitend und recht unbeteiligt, bei den Figuren versucht er jedoch ihnen Leben ein zu hauchen ohne sie zu stark festzulegen. Er setzt seine ruhige und tiefe Stimmlage so ein das man ihn teilweise gar nicht mehr wirklich als Vorleser bemerkt, denn die Tiefe der Geschichte kommt durch seine Vortrag sehr intensiv zur Geltung.

Das Rad wird auch hier nicht neu erfunden, doch wird es auf ein Vehikel gesetzt das eine nettes eigenes Design besitzt und sehr in Form eines Tim-Burton-Films daher kommt…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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