10 – Die Insel der Skelette

John Sinclair Classics 10Angst und Schrecken gehen um auf der kleinen Insel St. Kilda: Knochenfinger krallen sich in die Reling des Fischerbootes und das Skelett holt sich einen neuen Untertan. Auch in London hinterlassen die Skelette ihre blutige Spur. John Sinclair, Spezialist des Yard in Sachen Geister und Dämonen, zieht in den Kampf gegen die knöchernen Untoten. Doch erst auf der kleinen Insel Coony Island steht er dem Bösen gegenüber … und befindet sich plötzlich in einer fast ausweglosen Situation.

TrennstrichMein Name ist Sinclair, John Sinclair.

Das kann man einfach nicht wegwischen. Diese Assoziation hat man, egal wie sehr man sich auch bemüht das Bild nicht entstehen zu lassen.

Als man John zu seinem neusten Auftrag ruft, so liegt dieser mit einem Drink an einem karibischen Sonnenstrand und macht Urlaub, was eher zu einem Geheimagenten passen würde, als zu einem unterbezahlten Inspector des Scotland Yard. Dann erklingt auch noch die Stimme von Dietmar Wunder, welcher ebenfalls die Synchronstimme des momentanen Film „James Bond“ Daniel Craig ist, und man wundert sich nicht schlecht, was der neue Mann am Ruder – Dennis Ehrhardt vom Zaubermond-Verlag, noch so alles wird abgeändert haben, das sein Vorgänger 12 Jahre lang verwendet hat.

Kurz darauf bahnt sich die zweite Neuerung den Weg zum Innenohr. Nicht mehr Wolfgang Pampel erzählt was gerade um den Geisterjäger herum vor sich geht, sondern die Stimme einer älteren Dame – sehr fahrig teilweise und ein wenig zu nuschelnd in der Betonung – scheint nun die neue Wegbegleitung zu sein. „Alexandra Lange-Baehr ist der Name der Dame und akustisch für TSB macht sie Reklame“ – könnte man scherzhaft dichten, wenn die Sache nicht so ernst wäre.

Wieso ernst? Ganz einfach: Zwei solch einschneidende Umstellung könnten einige Hörspielhörer, welche ja Änderungen zumeist nur sehr schwer akzeptieren können, so stark verwirren, das sie ihren Geldbeutel an der Kasse bei der nächsten Folge zu lassen könnten.

Zum ersten verströmt die neuste Folge der Classics einen Flair der ihrem Namen gerecht wird – Klassisch. Zum zweiten wird hier scheinbar nicht mehr mit Action gekocht, sonder es wird versucht dem Geisterjäger wirklich akustischen Grusel beizubringen. So recht gelingen will das jedoch nicht, aber zumindest gibt man sich Mühe. Doch wenn die Knochen klappen, dann schleicht sich ganz unwillkürlich ein wenig die Vorstellung von Plastikskeletten an einer Haustür zu Halloween ein.

Erstaunlicherweise hat man sich mit Regisseur Dennis Ehrhardt die Konkurrenz ins Haus Lübbe Audio geholt, da dieser beim eigenen Verlag – Zaubermond Audio – bereits einen Dämonenkiller unter Vertrag hat, welcher ebenfalls Hörspielabenteuer bestehen muss. Was für mich subjektiv unlogisch wirkt – denn wer gräbt sich schon selber die Kundschaft ab indem er eine Serie so gut produziert das sie Marktführer wird oder sich jemanden ins Haus holt der die eigenen Produktionen verhunzt – kann auch einen Plan beinhalten, welcher sich mir momentan noch nicht wirklich erschließen will.

An sich wird nicht wirklich neues geboten, was die Geschichte angeht, und auch die meisten Stimmen sind – wie vorher auch – bereits bekannt. So haben dann neben Dietmar Wunder auch Karlheinz Tafel, Jürgen Holdorf Bernd Rumpf und auch Volker Brandt einen Auftritt. Der von Volker Brandt ist allerdings ein wenig peinlich, und ob seine Figur im Roman wirklich „Michael Douglas“ hieß kann ich nicht sagen, doch sollte dem nicht so gewesen sein, ist der Versuch weiter Humor in der Serie unter zu bringen gründlich nach hinten los gegangen – so wie der Humor von Oliver Döring ebenfalls.

Zusammenfassend hat man es verpasst reinen Grusel zu produzieren, sich aber zumindest atmosphärisch daran versucht und nicht nur auf Geballere gesetzt. Dies wird sicher die „Boah, ey, den Verstärker auf voll Bass und dann die Lautstärke auf super heavy, ey!“-Fraktion in den Grundfesten erschüttern, doch steht dies dieser neuen Art der Inszenierung besser zu Gesicht als das bisherige Gedröhne.

Auch werden die Fans der alten Serie des Tonstudio Braun bedient. Nicht das es hier zuginge wie in Kassettenkinds Amateuraufnahmekeller, keineswegs. Man hat zwischendurch immer wieder das Gefühl von „TSB goes 2012 ohne die Macher von TSB“. Das Script weißt keiner Lächerlichkeiten wie damals auf und die Spreche sind sich einig darüber wie man den Namen Sinclair ausspricht, denn sie scheinen englisch zu verstehen.

Im Moment ist da noch viel zu vermuten und viel zu befürchten, doch man sollte der Serie und dem neuen Regisseur zumindest eine zweite Chance geben…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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