„Vor einem Jahr, zur Walpurgisnacht am Brocken, verschwand meine Nichte. Alle Nachforschungen blieben bisher erfolglos und die Polizei hat die Ermittlungen eingestellt. Sie ist bestimmt ein Opfer der Brocken-Hexen geworden! Finden Sie meine Nichte“, flehte mich Frau Schmittken an. Ich nahm den Auftrag an, denn an Hexen glaubte ich nicht. „Hexen in der heutigen Zeit? Das ist doch alles Einbildung“, dachte ich. Das wird ein einfacher Job und so fuhr ich siegessicher in den Harz. Wie sehr ich mich doch irren sollte, denn nicht nur die Hexen trieben dort ihr Unwesen.
Gruselgeschichten, welche in Deutschland spielen, haben für mich immer ein wenig den Flair des Uninteressanten und Verstaubten. Vorteile solcher Storys ist es, das die Autoren vor Ort recherchieren können und somit die ganze Umgebung, sowie eventuell benutzte Sagen und Mythen, besser darzustellen verstehen.
Die zweite Produktion der Serie kann mit genau den gleichen Problemen aufwarten wie die erste Folge auch. Schon der Opener lässt eine nicht wirklich perfekte Abmischung hören. Es ist Musik und auch Effekte vorhanden, doch sind sie so leise eingemischt das man sie fast nur erahnen kann und Sascha Rotermund irgendwie wirkt als würde er alleine erzählen wer er ist, ohne jede Untermalung. Dies zieht sich durch das komplette Hörspiel. Es ist sicher nicht schlecht wenn die Sprecher genau zu verstehen sind, es gibt genug Produktionen bei denen eher Wert auf die Effekte denn auf die Stimmen gelegt wird, doch sollte beides in einem harmonischen Verhältnis zueinander stehen.
Da ich den Roman kenne welcher dem Hörspiel zu Grunde liegt, muss ich Horst Kurth erneut bescheinigen das wirklich unsinnige und unwichtige Gelabere heraus getrennt zu haben. Das wirklich Interessante ist vorhanden geblieben und die Charaktere wurden so umgebaut das sie nicht mehr so unrealistisch wirken wie in den Romanen. Dort ist Schwarz eher ein kleiner, grobschlächtiger Troll, der aber dennoch die schärfsten Frauen abschleppt. Das hat Horst Kurth zum Glück komplett geändert, da man diese Serie sicher ernster nehmen sollte und nicht wie eine Realsatire behandeln.
Die ganze Geschichte kommt nur sehr schleppend in die Gänge und man hat das Gefühl nicht wirklich in einem Gruselhörspiel zu sein, da die Story erst sehr spät Grusel hergibt. Waren beim Zombie zumindest anfangs noch ein paar schnellere Momente vorhanden, so sucht man diese hier zuerst vergebens und muss sich durch den Aufbau der Geschichte erst einmal hindurch schleppen.
Auch die Mischung aus Profisprechern und Hobbyartisten ist immer noch nicht ausgreift. Neben den Vollprofis wie Sascha Rotermund, Lea Kohns und Simona Pahl sind gute Semiprofis wie Ronald Salert, Christopher Albrodt, Oliver Theile, Melissa Kumpmann und andere zu hören. Doch die meisten der Nebenrollen sind mit Hobbysprechern besetzt, welche das Gesamtbild stets wieder nach unten ziehen.
Tajana Auster klingt extrem abgelesen, Jana Kowalski scheint sich dem anschließen zu wollen, Annika Weitershagen bleibt weit hinter ihren bisherigen Auftritten zurück und selbst Lea Kohns, welche mir in der „Schatzjägerin“ immer ausnehmend gut gefällt und ein Vollprofi ist, wirkt hier blass und lustlos.
Auch hier wieder ein Wort zum Cover: Simpel gestrickt, mit nur einem Highlight versehen, trifft es den Nagel genau auf den Kopf. Einfallsloses schwarz, wie es so für Gruselhörspiele Gang und Gebe ist, wird mit einem angenehmen Highlight aufgepeppt und nimmt so die Trivialität des ganzen.
Leider kein Fortschritt zur ersten Folge und bedingt durch die etwas trägere Story und die immer noch vorhandenen massiven Probleme in der Abmischung eher ein Schritt zurück…
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