Label, Label – wie Sand am Meer. Und gerade die Totgesagten leben länger, wie es den Anschein hat. Wie Phoenix aus der Asche, so erhebt sich Maritim immer wieder mit neuen Ideen und Serienkonzepten in den Hörspielhimmel. Das dies nicht immer einfach ist kann man sich denken, doch ich möchte gerne mehr wissen.
Oliver Fleischer vom Hörspiellabel Maritim war so freundlich mir mit ein paar Aussagen über sich und seine Arbeit ein paar Fragen zu klären! 😉
Und los geht’s…
Luke Danes: Hallo Oliver. Zuerst einmal vielen Dank das Du dir die Zeit nimmst für eine kleine Plauderei. Die Standardfrage möchte ich gerne einmal etwas modifizieren: Wie bist Du zu deinem Job bei Maritim gekommen und hattest Du vorher schon einen Bezug zum Medium Hörspiel/Hörbuch?
Oliver Fleischer: Also ich zäume das Pferd mal von hinten auf. Einen beruflichen Bezug zum Medium Hörspiel/Hörbuch hatte ich zuvor nicht, allerdings war und bin ich ein großer Hörspielfan, somit war mir das Medium keinesfalls fremd. Mit einigen Serien wie z.B. den ??? bin ich ja auch groß geworden. Bevor es mich zu Maritim verschlagen hat, war ich aber bereits in den Bereichen Promotion/Marketing für ein internationales Heavy-Metal Label tätig. Wie ich zu meinem jetzigen Job gekommen bin ist eher unspektakulär, ich habe mich ganz einfach beworben.
Luke Danes: Was genau ist dein Job bei Maritim?
Oliver Fleischer: Ich bin quasi die Schittstelle zu den Medien im Unternehmen. Ich kümmere mich um die Promo für neue Produkte, plane Anzeigen, Interviews etc. Daneben bin ich auch Ansprechpartner für unsere Autoren. Im Marketingbereich kümmere ich mich mit meinen Kollegen darum neue Vermarktungswege zu erarbeiten. Das reicht zusammen für einen arbeitsreichen Tag.
Luke Danes: Die Promo schließt ja auch ein, dass man sich die ganzen neuen Produktionen, sowie sicher auch die meisten älteren, komplett zu Gemüte führt um zu wissen was man das anbietet.
Auch wenn die Frage gemein ist, aber: Hast Du da auch Serienfavoriten?
Oliver Fleischer: Allgemein gesprochen oder nur von Maritim?
Luke Danes: Alles was da kreucht und fleucht!
Oliver Fleischer: Also ich splitte es einfach mal in drei Kategorien. 1. Außer Konkurrenz laufen jene Serien oder Einzeltitel die mich seit der Kindheit begleiten, nämlich die ???, Paul Temple und Larry Brent.
Aus dem eigenen Haus liegen mir Sherlock Holmes, NYPDead, Alpha Base und S.I. besonders am Herzen.
Natürlich finde ich auch einige Titel der Mitbewerber gut. Die Titel aus dem Lausch Programm finde ich z.B. super aber auch die Serien von Volker Sassenberg sind nicht zu verachten.
Luke Danes: Also von Grusel über Krimi und SF ein recht breites Hörspektrum.
In wieweit hast Du Einfluss auf das Programm von Maritim? Bekommst Du Dialogbücher oder Projektumrisse zu sehen, oder wertest Du erst das fertige Produkt?
Oliver Fleischer: Ich bekomme auch Einblick in Dialogbücher etc., bin aber nicht in alle Projekte involviert.
Luke Danes: Inwiefern ist es dir da möglich Einfluss zu nehmen und wie sind deine Kriterien und Herangehensweise an, zum Beispiel, eine neues Serienkonzept wie S.I.?
Oliver Fleischer: Ich stehe hier lediglich im Kontakt mit den Autoren und mache an der ein oder anderen Stelle Vorschläge etwas zu verbessern, kürzen oder straffen. Die Konzepte der Serien gestalte ich nicht mit, da sind meine anderen Aufgabengebiete zu groß für.
Luke Danes: Zurück zum Thema „neue Vermarktungswege“.
Die Entscheidung die Serie „Mimi Ruherfurt“ jetzt komplett neu zu beleben, finde ich recht gewagt. Nicht nur das jetzt Boxen mit jeweils 3 neuen Geschichten erscheinen, auch das Erscheinungsbild hat sich geändert.
So ein radikaler Wechsel ist, meines Wissens nach, einzigartig bisher – für eine Serie welche auf Einzelfolgen basiert. Habt ihr da nicht die Befürchtung das es zum Ende der Serie führen könnte, da dieser Wechsel nicht angenommen wird?
Oliver Fleischer: Wenn man etwas Neues probiert, ist dies sicher immer irgendwie gewagt, da gebe ich Dir recht. Es wird ja aber kein kompletter Neuanfang sein, so haben wir ja nicht etwa die Hauptrolle der Serie neu besetzt. Es ging uns darum uns vom alten Erscheinungsbild der Krupicka Titel deutlich abzusetzen. Was ich wie ich finde auch gelungen ist.
Das wir die Titel nicht mehr als Einzelfolgen fortsetzen, steht in keinem Zusammenhang damit, das wir die Zusammenarbeit mit Sylvia Krupicka beendet haben. Der Grund hierfür ist die Tatsache das sich die Einzelfolgen deutlich schlechter verkauft haben als in den jeweiligen Boxen, deshalb haben wir uns dazu entschlossen, die Serie nur noch in der Boxenform neu zu starten.
Luke Danes: Die Entwicklung von Maritim finde ich in den letzten Monaten beachtenswert. Früher ging das, mir gegenüber von offizieller Seite unbestätigte, Gerücht um das die Sprecher ohne Regie arbeiten müssten, was man bei einigen Sprecher auch vermuten konnte – wie zum Beispiel Norbert Gastell.
Das scheint sich gründlich geändert zu haben, denn solche Faux Pas sind mit in den den neuen Hörspielen nicht mehr unter gekommen, was ich auch gerade am Beispiel Norbert Gastell festmachen konnte.
Hat man da auf die Kritiken reagiert, oder sind da mittlerweile nur andere Leute am Werk, welche ihr Handwerk besser verstehen?
Oliver Fleischer: Natürlich haben auch wir in den letzten Jahren dazu gelernt und sind darum bemüht Dinge zu verbessern und Fehler auszumerzen. Sicher hat man sich Kritiken auch zu Herzen genommen, keine Frage.
Luke Danes: Der Hörspielmarkt schüttelt sich ja im Moment recht gut durch, was die Verkäufe diverser Serien angeht.
Wie siehst Du die momentane Entwicklung und wie wird sich Maritim in diesem „Umbruch“ behaupten können?
Oliver Fleischer: Ich denke dass was wir im Augenblick beobachten können ist eine Entwicklung, die ich bereits viel früher erwartet habe, nämlich das der aufgeblasene Markt sich wieder gesund schrumpft. Ich habe mich sowieso bei einigen Serien gefragt wer das eigentlich alles kaufen soll und ob die Veröffentlichung überhaupt Sinn macht. Ich denke das Maritim sich gut positioniert hat und den Umbruch überstehen wird.
Luke Danes: Also wird Maritim auch weiterhin neue Serienkonzepte in Rennen schicken und sich nicht nur auf die eingesessenen Zugpferde verlassen?
Oliver Fleischer: Genau so ist es, wir werden sicher immer mal wieder neue Konzepte ausprobieren und auch neue Serien starten.
Luke Danes: Das Konzept mit der Zusammenführung bekannter (Synchron)Stimmen, welche schon einmal irgendwie zusammen zu hören gewesen sind, finde ich bisher einzigartig.
Das Geschrei von Plagiaterie war ja nicht zu überhören, doch habt ihr bisher bewiesen das zwar die Stimmen eine Wiedervereinigung erfahren, man sich jedoch nicht am bekannten Material ausgiebig bedient.
Wie geht ihr mit diesen Gratwanderungen um und wie umschifft ihr eine zu starke Anlehnung an die Dinge, welche ja immer dahinter zuerst vermutet werden?
Oliver Fleischer: Es war schon immer eine reizvolle Idee, die Sychronstimmen die in einem anderen Zusammenhang bereits gut mit einander harmoniert haben zusammen in eine andere Story zu transportieren.
Die Plagiatsvorwürfe sind für uns kein Thema, denn unsere Serien die bekannten Vorbildern ähneln, sind eine Hommage an die großen Brüder und Schwestern und kein stupides abkupfern. Zudem sind es ja alles neue Stories und keine bereits vorliegenden Romane die einfach umgearbeitet wurden.
Luke Danes: In einer Serie wie „S.I.“, welch ja an Dingen wie „Matrix“ angelehnt ist, kann man ja mit Dingen spielen so wie man gerade Lust dazu verspürt. Nichts ist ja wirklich, wie in Stein gemeißelt, festgelegt.
Richtet ihr euch da auch schon mal nach den Wünschen der Hörer und lasst die Dinge in andere Richtungen laufen als ihr es vorher angedacht hattet?
Oliver Fleischer: Ich möchte das nicht komplett ausschließen, allerdings war dies bisher noch nie der Fall.
Luke Danes: Es gibt ja nach wie vor ein großes Potential an Kritik was die Veröffentlichung der Serienboxen angeht. Da diese ja auch nicht aus Altbeständen bestückt werden, ist es da rentabel so etwas auf Dauer zu produzieren, oder überwiegt der Aspekt der Werbung hierbei eher – also das sich die Käufer danach der „normalen“ Serie zuwenden?
Oliver Fleischer: Die unterschiedlichen Erscheinungsformen, als Einzeltitel und in Form von Boxen richtet sich an z.T. unterschiedliche Käufer etwa Buchhandel und Tonträgerhandel. Die Kritik kann ich an dieser Stelle nicht nachvollziehen, wer die Einzeltitel kaufen möchte kauft diese, wer lieber ein wenig wartet und lieber die Box erwerben möchte, so kann er auch dies tun. Boxen erscheinen ja auch nicht zu allen Serien sondern nur zu einigen bestimmten.
Luke Danes: Und zum guten Schluss: Was sollten der Hörer noch über Maritim wissen?
Oliver Fleischer: Eine schwierige Frage! Ich denke Maritim ist eines der Hörspiellabel das versucht den Hörern dort draußen ein breites, spannendes und gut produziertes Programm an Hörspielen zu bieten.
Luke Danes: Vielen Dank für deine Zeit und weiterhin viel Erfolg!
Oliver Fleischer: Bitte, gern geschehen!
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