A Scottish Podcast – ein Hörtipp der besonderen Art

Podcasts, Podcasts, Podcasts…. ich liebe Podcasts!

Mein nächtliches Hörfutter rekrutiert sich mittlerweile zu 75% aus kostenlos downzuloadenden Podcasts in englischer Sprache. Das war nicht immer so, denn ich musste mich erst einmal mit dieser Art der Hörspielverköstigung anfreunden, doch seit Dingen wie „Serial“ oder den „The Black Tapes“ hänge ich süchtig am iTunes und refreshe meine Podcastliste mindestens zweimal am Tag.

Es gibt die unterschiedlichsten Dinge – wie ich bereits HIER einmal erwähnt habe – doch am meisten haben es mir die Horror- und Mystery-Podcasts angetan. Das geht von Fake-Reality-Reportagen bis hin zu waschechten Hörspielen. Die Qualität ist mittlerweile so gut, das man 75% dieser kostenlos zu erstehenden Produktionen mit Leichtigkeit mit den deutschen Kaufhörspielen vergleichen kann.

Heute möchte ich ein Unikum unter den Horror-Podcasts vorstellen: A SCOTTISH PODCAST… im Laufe des Textes als ASP abgekürzt.

Nicht nur, das sich dieses Ding im Akzent der Protagonisten guttural von allen anderen Podcasten…sen… (was ist die Mehrzahl von Podcast?) unterscheidet, auch die Story ist recht abgefahren und bisher einmalig.

The Story: „When washed up radio DJ Lee finds himself “between jobs” he decides to launch a paranormal investigative podcast series, inspired by the likes of ‘The Black Tapes’, ‘The Message’, and ‘Limetown’. Enter ‘The Terror Files’.

Aided by his long suffering sidekick, struggling musician Dougie, the pair embark on their first investigation – by heading down into a newly uncovered vault underneath Edinburgh’s old town.

Lee is prepared to sprinkle a bit of fiction into his reporting to keep things lively.“

Klingt zuerst relativ „Ok, gabs sicher schon mal!“, doch dem ist nicht so. Dies ist bisher der einzige Podcast, welcher sich als Hörspiel damit befasst, wie es ist einen Podcast zu produzieren um damit Geld zu verdienen.

Sind die Patreon-Seiten von Podcasts wie z.B. „The Black Tapes“ so gut von Fans unterstützt, das diese im Monat zusammen um die 1200,- $ investieren, so begnügt sich „A Scottish Podcast“ momentan mit einer Ausbeute von 15,- $ pro Monat.

Dieser Vergleich hinkt allerdings gewaltig, denn wenn man beide Podcasts nebeneinander stellt, so empfinde ich ASP als wesentlich unterhaltender. Die Charaktere sind näher am Leben des Durchschnittshörers dran, nehmen sich selbst nicht immer ernst und leiden auch keine psychosozialen Nöte während sie ihrem Tagwerk nachgehen.

Jeder der beiden Hauptprotagonisten, Lee und Dougie, muss sich seine Brötchen verdienen. Dougie tut dies, indem er jeden Gelegenheitsjob annimmt, egal was und egal wie die Bezahlung aussieht. Lee hingegen versteift sich so sehr auf die Geldeinnahme durch den Podcast, das er auch nicht davor zurück schreckt Geld von einem zwielichtigen Typen zu nehmen, der in der Drogenszene bekannt und noch mehr gefürchtet ist.

Matthew McLean, welcher auch die Stimme von Dougie ist, schreibt und regiert hier eine sehr ausgewogenen Mischung aus Horror, unaufdringlicher Comedy, Realsatire und diverser Seitenhiebe auf die Medienbrachen im Allgemeinen.

Man ist stets mittendrin, statt nur dabei, denn die Gedankengänge der beiden Terror-Filer sind nicht so verschachtelt und undurchdringlich, wie z.B. die der Protagonisten der „Black Tapes“. Lee und Doug sind relativ bodenständige Leute von nebenan, welche versuchen einen schnellen Dollar zu machen und dies tun indem sie etwas herstellen, das ihnen Spaß macht und Lee wieder zu Ruhm und Beachtung verhilft.

Der Faktor des Übernatürlichen ist stets vorhanden, doch beschränkt man sich nicht darauf Lee und Doug in trockene Recherche zu stürzen, sondern man handelt diese in einem kurzen Nebenplot ab, während Lee und Doug auf die Suche nach dem Unerklärlichen gehen. Umso interessanter ist es, das der „Factor Supernatural“ so abgehandelt wird, das man sich am Ende der ersten Staffel nicht sicher ist ob es nun wirklich Geister sind oder ob die Figuren, welche neben Doug und Lee agieren, einfach nur vollkommen überdreht sind oder mächtig einen an der Klatsche haben.

Auch ein Running Gag ist vorhanden, in Gestalt einer Frau, welche in jeder Folge in wirrstem Wortschwall irgendetwas von sich gibt, was die Handlung weder beeinflusst noch weiter bringt, aber alles zusätzlich auflockert.

Ich mag normalerweise keine Comedy im Horror – die bisher einzige Ausnahme stellt „Jack Slaughter“ dar – doch hier wir alles so homogen miteinander vermengt das es einfach passt.

Mit dem normalen Schulenglisch ist der ganzen Sache allerdings nicht bei zu kommen. Der Akzent ist teilweise so stark, das man schon recht sattelfest in seinem Englisch sein sollte und ein wenig Vorerfahrung in englischen Akzenten haben muss. Wer dies bejaht, der sollte sich die erste Staffel, welche komplett über alle gängigen Podcastdienste und die Webseite von ASP kostenlos downloadbar ist, zu Gemüte führen. Es lohnt sich!

A SCOTTISH PODCAST

Thomas Rippert
Letzte Artikel von Thomas Rippert (Alle anzeigen)