Es bedarf eines Ungeheuers, um ein Ungeheuer zu töten…
Kanada 1878. River, eine junge Frau vom Stamm der Ojibwe, muss miterleben, wie ihr Dorf von etwas heimgesucht wird, das kein Mensch sein kann. Die Hütten von einer gewaltigen Kraft zerstört, Männer und Frauen grausam ermordet, scheint eine uralte Legende zum Leben erwacht zu sein. River schwört Rache – und verbündet sich mit einem gesuchten Mörder.
England 2015. Durch den Tod ihrer Großmutter aufgerüttelt, begibt sich die Studentin Eve auf die Spur eines Familiengeheimnisses, das in der kanadischen Wildnis wurzelt …
Western? Love-Story? Mystery?
Ja! Ja! Und ja!
Und warum lese ich es dann, wenn zwei der drei Kriterien nicht meinem normalen Beuteschema entsprechen?
Ganz einfach: Thomas Thiemeyer, der Autor des Romans, ist mir schon durch andere Werke bekannt und sein Multitalent – der Mann kann auch malen, als habe er niemals etwas anderes gemacht – lockten mich doch sehr, auch mal etwas anderes auszuprobieren, als das normal gewohnte.
Thiemeyer kennt sich entweder in Geschichte gut aus, was man von jemand der Geographie und Geologie studiert hat nicht wirklich erwarten kann, oder er ist ein guter Rechercheur. Seine Beschreibungen von Land, Leuten, Leben und Geschehnissen waren für mich so stimmig, dass ich mich problemlos in die Zeit von 1878 hinziehen lassen konnte und mich dort auch im Laufe der Story immer wieder gut zurechtfand.
Auch arbeitet Thiemeyer nicht mit zu vielen Handlungssträngen gleichzeitig – auch wenn die Geschichte an sich dies hergegeben hätte – und die beiden Aktionsebenen halten recht gut die Balance zueinander. Zwar wird man im Laufe des Buches mehr mit den Ereignissen im Jahr 1878 konfrontiert, als dass man sich in der Gegenwart befindet, doch verursacht das weder im Spannungsbogen noch im Lesefluss einen Abbruch der Kontinuität.
Thiemeyer erschafft in „Devil´s River“ ebenfalls einen Effekt, den ich gerne als „Hannibal Lector“-Faktor bezeichne. Man kann sich einer gewissen Sympathie bei gewissen Figuren einfach nicht erwehren, selbst wenn sie nicht wirklich nett und freundlich daherkommen und düstere, ja sogar tödliche, Geheimnisse in und mit sich tragen.
„Devils ´River“ bewegt sich ein wenig weg von den gewohnten Konventionen – und ich könnte nicht behaupten, das ich die Möglichkeit hätte ihn mit einem anderen Werk, welches ich gelesen habe, zu vergleichen – denn die Melange der verschiedenen Anteile ist so gelungen, das mich weder die Love-Story noch der Westernanteil wirklich abgeschreckt oder gar genervt hat, auch wenn beides nicht meins ist.
Auch wenn die Schreibe Thiemeyers es eigentlich nahelegt, denn sie ist flüssig und gefällig zu lesen, so sollte man sich doch mit dem „Devil´s River“ ein wenig mehr Zeit nehmen und die ganze Geschichte ein wenig nachhallen lassen. Dieses Buch ist für mich ein Aspirant für die Kategorie „Werde ich sicher noch einmal lesen!“, was eigentlich selten vorkommt.
Dem nicht so visuellen Leser wird auch beiseite gesprungen, denn in den Innseiten des Buchcovers befindet sich eine Karte (vorn), mit der Gegend in der die Geschichte spielt, sowie ein Stammbaum (hinten) der beteiligten Protagonisten an deren Gestaltung Thiemeyer ebenfalls beteiligt war.
Thomas Thiemeyer liefert nicht einfach „nur“ ein Buch ab, der Mann präsentiert Gesamtpakete…
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