Barnaby Grimes – Der Fluch des Werwolfs

Barnaby-Grimes

»Zeit meines Lebens werde ich die Ereignisse jener schrecklichen Nacht nicht vergessen.« – So beginnt die Erzählung des Botenjungen Barnaby Grimes. Er schildert seine aufreibenden Erlebnisse in einer düsteren Stadt und seine unheimliche Begegnung mit einem Werwolf. Unversehens wird er in eine Gruselkrimi-Serie gezogen, in der neben Werwölfen ein skrupelloser Arzt und die dunklen Gassen einer Großstadt eine Rolle spielen.

Sprecher: Simon Jäger

Gekürzte Lesung, 2 CD, Spielzeit: 170 Minuten

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Barnaby Grimes ist ein „Tick-Tack-Junge“. So bezeichnet man Botenjungen die eine Mischung aus Kurier und Laufbursche sind, nur sind sie schneller als beide – Barnaby zumindest. Er lebt in einer großen Stadt in der er die Kunst des „Kaminspringens“ ausnutzt um seine Dienste schneller erledigen zu können. Die Kaminspringer sind Botenjungen welche die Dächer als Fortbewegungsplattform benutzen um sich so dem umständlichen Gewirr der Straßen zu entziehen und sofort zum Ziel kommen zu können. Es gibt nur wenige von ihnen da diese Fortbewegungsart schnell tödlich enden kann und sehr gefährlich ist.

Barnaby ist sehr beliebt bei seinen Auftraggebern und auch im Rest der Stadt als angenehmer und hilfsbereiter Zeitgenosse bekannt. So verspricht er eines Tages einem alten Kutscher für ihn nach einer Medizin zu suchen, welche den Husten des Kutscher kurieren könnte. Da Barnaby jedoch in Arbeit erstickt, vergisst er diese Bitte und trifft den Kutscher erst nach vier Wochen wieder. Diesem geht es wesentlich besser und er präsentiert eine Wundermedizin die ihm geholfen habe. Es scheint nicht das übliche Wässerchen eines Quacksalbers zu sein, denn es ist eine Wirkung spürbar. Ein gewisser Dr. Cadwallander hat den Kutscher auf der Straße angesprochen und ihm seine Medizin gegeben. Barnaby ist zufrieden und geht weiter seiner Arbeit nach.

Als er eines Nachts auf dem Weg zu einem Auftraggeber ist um sich seinen Tageslohn abzuholen, begegnet er auf dem Dach eines Hauses in der Nähe der Wohnung des Kutschers einer Kreatur. Diese jagt ihn doch es gelingt Barnaby ihr zu entkommen und die Kreatur fällt bei seiner Verfolgung durch das Dach einer Leimfabrik in einen Siedetopf, in dem sie jämmerlich verendet. Bei dieser Jagd hat sich Barnaby am heißen Kamin der Leimfabrik am Arm verletzt und sein Auftraggeber, welcher auch die Wundermedizin von Dr. Cadwallander benutzt, trägt ihm auf sich am nächsten Tag von Dr. Cadwallander auf seine Kosten behandeln zu lassen. Da Barnaby in der Nähe des Kutscher ist, beschließt er nach diesem zu sehen. Doch als er dort ankommt ist dessen Stuhl, mit dem der Kutscher seine Zeit vor der Tür des Hauses zubringt, zerstört und er findet Blut sowie ein paar Haare daran – der Kutscher ist jedoch verschwunden. Auch taucht ein Botenjunge auf der ihm einen Brief für den Kutscher übergibt. Der Brief ist von Dr. Cadwallander welcher den Kutscher bittet zum „Abschluss der Behandlung“ in dessen Praxis zu kommen. Barnaby beschließt dem Verschwinden des Kutschers und dem seltsamen Brief auf den Grund zu gehen und ein haarsträubendes Abenteuer nimmt seinen Anfang.

Die Geschichte ist sehr düster und die Gegend in der sie spielt zuweilen auch. Es wird zwar nicht erwähnt, doch ich vermute mal das es sich beim Spielplatz der Story um das viktorianische London handeln könnte. Die Schauplätze werden so anschaulich beschrieben das es dem Zuhörer leicht fällt sich ein greifbares Bild zu machen und Barnaby bei seinem Abenteuer zu „beobachten“. Die Charaktere sind nicht so skuril wie die Zeichnungen im Booklet es vermuten lassen, obwohl sie einen sehr einzigartigen Charme haben. Atmosphärisch dicht erzählt bietet die ganze Sache eine sehr unterhaltende Szenerie die durch abwechslungsreiche Handlungsorte und spannende Momente überzeugen kann.

Simon Jäger gehört sicher mit zu den besten Hörbuchsprechern die man im Moment zu hören bekommt. Diese Lesung zeigt das er sich auch auf dem Gebiet des Grusel sehr gut und mit Leichtigkeit bewegen kann. Er erweckt die Geschichte um Barnaby und die Lycanthropen sehr plastisch zum leben und es ist fast wie ein Film der da beim hören vor dem inneren Auge abläuft. Die handelnden Personen bekommen ihre Eigenarten stimmlich verliehen und können so gut voneinander unterschieden werden. Jäger rutscht dabei jedoch zu keiner Zeit ins Overacting ab und hält alle Charaktere glaubhaft und recht nah an der Realität.

Unterstützt wird seine hervorragende Lesung noch von dramatischer Musik und einer großen Anzahl von Geräuschen. Wenn es in der Geschichte regnet, regnet es in der Hintergrundbeschallung auch für eine gewisse Zeit um so das Gefühl noch zu verstärken das man mitten im Geschehen ist. Straßenlärm, Vogelgezwitscher, Windgerausche und viele andere Sounds mehr beleben die Lesung noch zusätzlich. Die Musik kam mir stets wie eine Filmmusik von Danny Elfman vor, welcher ja die eher dunkle angehauchten Klassiker von Tim Burton akustisch begleitet. Sie wird nicht nur in den spannenderen Szenen eingesetzt und ist stets punktgenau und passend.

Das erste Abenteuer von Barnaby Grimes ist ein herausragendes Hörbuch das Liebhabern von Grusel, Gothic, den Filmen von Tim Burton oder einfach nur richtig guter Unterhaltung 170 sehr angenehme Hörminuten bescheren kann. Rundum gelungen und sehr geeignet um hoffentlich weiter fortgesetzt zu werden…

Thomas Rippert
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