Cadel – Teuflisches Genie

Cadel-Teuflisches-Genie

Manche Menschen sind böse – andere lernen es in der Schule Mit sieben kann Cadel sich in Computernetzwerke einhacken. Mit acht legt er ganze Städte lahm. Mit vierzehn beginnt er seine Ausbildung in Spionage, Sabotage und Giftmord. Cadel hat nur ein Ziel: Er will die Weltherrschaft an sich reißen und damit den Traum seines Vaters erfüllen, eines ebenso brillanten wie eiskalten Verbrechers. Da gibt es nur ein Problem: Cadel soll durch und durch böse sein – und ist eigentlich ein richtig netter Junge …

Sprecher: Stefan Kaminski

Autorisierte Lesefassung, 6 CD, Spielzeit: 459 Minuten

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Wer hier, nach der Lektüre des Klappentextes, einen neuen Artemis Fowl erwartet, der wird enttäuscht werden. Sicherlich handelt es sich bei Cadel um ein kleines, oder besser junges, Genie das sich Technik und Psychologie zu Nutzen macht um Böses zu tun, doch findet man hier keinen Bezug zu magischen Wesen oder der Welt des Übernatürlichen.

Cadel wird schon als kleines Kind von seiner Umwelt mit argwöhnischen Augen beobachtet. Welcher siebenjährige Junge besitzt schon die Fähigkeit sich problemlos in Computer zu hacken? Und damit nicht genug. Nachdem er mit acht Jahren eine ganze Stadt außer Gefecht gesetzt hat, entschließen sich seine Pflegeeltern professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Doch der Therapeut, zu dem Cadel geschickt wird, ist nicht die Hilfe welche die Pflegeeltern erwartet hatten. Er unterstützt Cadel in seinem Tun und bringt ihn sogar noch mit seinem richtigen Vater zusammen – einem Schwerverbrecher der in einem Gefängnis sitzt und sich nur durch Monitorübertragung mit Cadel verständigen kann.

Cadel ist von seinem richtigen Vater so beeindruckt das er ihm unbedingt nacheifern will. So häufen sich also die illegalen Taten bis das Cadel mit 14 auf eine Schule kommt die Leute mit seinen kriminellen Fähigkeiten fördert. Zuerst ist es begeistert und versucht sich dort aus zu leben, doch bald kommen ihm Zweifel an der Richtigkeit seines Tuns und er gerät zusehends in Gewissenskonflikte die bald in einem dramatischen Vorfall gipfeln sollen der alles verändern wird.

Soweit könnte man meinen das es sich hierbei um eine weiter Variation des Themas Artemis Fowl handelt. Doch dies ist definitiv nicht der Fall. Cadels Leben ist nicht ganz so simpel gestrickt und seine Welt ist um ein wesentliches düsterer und gewalttätiger als man es zuerst vermutet. Die Geschichte nimmt erst langsam Fahrt auf indem der Autor zuerst den komplette Charakter von Cadel ausleuchtet und so dem Zuhörer die Möglichkeit gibt sich später besser mit seinen Reaktionen abfinden und gegebenenfalls sogar identifizieren zu können.

Dabei geht Catherine Jinks nicht gerade feinfühlig vor. Hat man sich gerade an einen Nebencharakter gewöhnt, so kommt er sicher bald recht unschön um. Hat man sich gerade ein Gebäude eingeprägt, so wird es sicher gleich eingeebnet. Alles ist in einem ständigen Fluss von Entstehen und Vergehen und Cadel ist mittendrin. Das der Junge dabei bei klarem Verstand bleibt ist ein Wunder und all dies erlebt der Zuhörer sehr intensiv mit. Die Gewissenskonflikte von Cadel, der ja nicht von Grund auf Böse ist und sich immer wieder mit den Geschehnissen um ihn herum auseinander setzt, machen viel von der Tiefe der Geschichte aus.

Stefan Kaminski hat hier mal wieder freie Bahn um sein Stimmen-Morphing voll aus zu spielen. Die einzelnen Charaktere sind schon von der Geschichte her sehr skuril angelegt und bieten so genügend Spielfläche um sich in ihnen stimmlich so richtig gehen zu lassen. Er röchelt, krächzt, knödelt, stolpert und spielt sich wieder einmal so die Seele aus der Stimme, das sich die ohnehin faszinierende Geschichte noch mehr beim zuhören verselbstständigt und dem Zuhörer eine wilde Fahrt ins Abenteuer beschert.

Der erste Teil des Dreiteilers legt schon eine sehr hohe Messmarke an. Ohne Elfen und Magie geht es auch, man muss nur Cadel heißen…

Thomas Rippert
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