Kinder des Judas

Kinder des Judas

Leipzig im Jahr 2006. Sie ist die gute Seele des Krankenhauses. Sie steht denen bei, die in ihren letzten Stunden nicht allein sein sollen. Jeder, der die junge Frau am Bett eines Sterbenden wachen sieht, wird sie für einen Engel halten. Denn niemand weiß, wer sie wirklich ist. Jung sein, schön, gesund – und das bis in alle Ewigkeit: Was sich für viele nach einem Traum anhört, ist für Sia schon vor langer Zeit zum Fluch geworden. Sie sehnt sich nur nach einem: einschlafen und nie wieder aufwachen müssen. Doch das darf sie nicht. Zu groß ist die Schuld, die Sia auf sich geladen hat, zu groß die Verantwortung, die sie gegenüber der Menschheit trägt. Um den Schmerz zu lindern, schreibt Sia in einer langen, einsamen Nacht ihre Geschichte nieder. Sie beginnt 1670 und erzählt von einem kleinen Mädchen, das in die dunklen Machenschaften der „Kinder des Judas“ verwickelt wurde, jenes mächtigen Bündnisses von Wissenschaftlern – und Vampiren!

Sprecher: Johannes Steck

6 CD, Spielzeit: 480 Minuten

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Das Blut fließt in Strömen – so könnte man die Geschichte kurz und knapp zusammen fassen, würde ihr aber nicht gerecht damit werden. Nach den Werwölfen und anderen Wandelwesen hat sich der Autor Markus Heitz hier einem weiteren Volk der Nacht, den Vampiren, angenommen. Diese eher tragischen, sich ihrer Selbst mehr bewussten Schattenwesen, haben sicher mehr psychologische Tiefe zu bieten als ein rein instinktgesteuerter Werwolf – und sie leben es hier auch aus.

Wieder springt Heitz zwischen den Zeitebenen hin und her. Und wieder haben die beiden Handlungsstränge einen engen Bezug zueinander. Ein Konzept das ich ja schon aus „Ritus“ und „Sanctum“ von ihm kannte, mich nicht überraschte – aber dennoch immer noch eine gute Wirkung auf mich hatte.

Zuerst lernt der Zuhörer Sia kennen welche über die Melodie des Lebens sinniert, sich selbst dem Zuhörer beschreibt und man so ihr bisheriges Leben kennen lernt. Dann erfolgt der erste Zeitsprung und man lernt das kleine Mädchen Scylla kennen und erlebt ihre Selbstfindung mit. Im Laufe der Geschichte ist es sehr schwierig immer genau zwischen der guten und der bösen Seite problemlos unterscheiden zu können. Besonders die Hauptprotagonisten vollführen ab und an gewisse Wandel die man ihnen nicht so direkt zutrauen würde. Doch ist alles logisch und nachvollziehbar umgesetzt und endet nicht in einem Wirrwarr aus unzusammenhängenden Aktionen und Enden.

Johannes Steck gibt auch hier dem Zuhörer wieder die Möglichkeit ihm in die Geschichte hinein zu folgen. Er beherrscht die leisen Töne und den Aufbau von unterschwelliger Spannung genau so gut wie die der offenen Konfrontationen. Ihn für die gruseligeren Bücher des Herrn Heitz als Sprecher auszuwählen war sicher eine gute Wahl. Es gibt wenige Hörbücher bei denen ich den Drang verspüre sie zu einem späteren Zeitpunkt nochmals anzuhören, doch bei diesem wird es der Fall sein.

Gruselige Unterhaltung auf recht hohen Niveau…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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