Der grausame Eroberungskrieg des Chimärenvolks der Rachuren wirft seine Schatten auf die Welt Krysons. Mordend und plündernd sind sie bis zu den Kernlanden des Volkes der NnobeiKlan vorgedrungen. Auf den Rat des Magiers Sapius besinnen sich die untereinander verstrittenen Fürstenhäuser der Klan-Völker in ihrer äußersten Not auf einen uralten, traditionsreichen Orden. Den Orden der Bewahrer, begründet in Urzeiten von einem der mächtigsten Magier Krysons. Es gilt das Gleichgewicht wieder herzustellen. Nur der Magier Sapius weiß die Hinweise zu deuten, die das Weltengefüge Krysons für immer verändern könnten. Kryson ist in größter Gefahr. Am Fluß Rayhin formiert sich schließlich das größte Verteidigungsheer, das es je in den Klanlanden gegeben hat. Die Schlacht soll die Entscheidung bringen: Freiheit oder Tod und Sklaverei. Doch in der Dunkelheit Krysons schlummern noch ganz andere Mächte, die das Blutvergießen am Rayhin erst auf den Plan ruft. Was bedeutet ein Sieg?
Deutsche Fantasy tut sich zumeist sehr schwer die von Tolkien eingefahrenen Bahnen zu verlassen. Wenn sie es dennoch versucht geschieht dies meist im Verborgenen und mit nicht wirklich begabten Autoren aus eher hobbytechnisch angehauchten Ecken. Doch die Ausnahmen bestätigen hoffentlich bald die Regel.
Autor Bernd Rümmelein ist dem Zuhörer bereits aus den Geschichten der „Phantastischen Hörbibliothek“ bekannt, zumindest dem der sein Ohrenmerk auf diese kleine, feine Produktion gelenkt hat. Die Wege welche seine Geschichten dort gehen sind zumeist unangenehm und nicht wirklich mit einem Happy End versehen. In der Tradition eines Michael Moorcock bewegt sich Rümmelein auf den Pfaden jenseits der heilen Welten mit netten, weichgespülten Fabelwesen, welche singend und fabulierend durch die Umgebung torkeln. Rümmeleins „Helden“, auch wenn sie meistenteils diese Bezeichnung weder verdienen noch erfüllen können, sind realistischer und müssen sich ihrer Umwelten anpassen – welche meist nicht wirklich angenehm ist, seien sie nun komplett erdacht oder in der unsrigen angesiedelt.
Bernd Rümmelein hält sich im ersten Band der Trilogie nicht lange mit Vorgeplänkel und beschreibenden Erklärungen der bisherigen Ereignisse auf. Der Zuhörer wird sofort in eine seit Jahrhunderten bestehenden Welt geworfen und muss sich nun dort zurecht finden. Da das Tempo der Erzählung jedoch von Beginn an sehr hoch ist, macht man sich auch nicht wirklich einen Kopf über diese Dinge – dafür ist nicht genug Zeit. Was man wissen muss, wird im Laufe der voranschreitenden Geschichte ausreichend erklärt und so umgeht man eventuelle Langatmigkeiten einer vorangestellten Einführung der Spielplätze und Vorgeschichten. Doch hier hilft der recht ausführliche Glossar, welcher sich auf der Verpackung der CDs befindet und viele Personen und Orte vorstellt.
So wird dann zuerst auch ein wenig Geduldsmuskel vom Zuhörer erwartet, denn die ganzen Zusammenhänge sind nicht sofort klar. Vieles das vielleicht vermutet wird, wird über den Haufen geworfen und geht in komplett andere Richtungen. Rümmelein hält so von Anfang an den Spannungsbogen bis kurz vor dem Zerbersten gespannt, denn man kann sich nie sicher sein wohin die Reise geht und ob die gerade angenommene Handlungsperson die nächste, vorgetragene Zeile heil überstehen wird.
Man bemerkt recht schnell das die „Schlacht am Rayhin“ nur der Beginn größerer Ereignisse sein kann, denn die Geschichte beginnt sich zum Ende hin immer mehr in epische Dimensionen zu strecken. Rümmelein erwartet von seinen Zuhörern ein gerüttet Maß an Aufmerksamkeit, denn sicher werden viele der hier nebensächlich erscheinenden Ereignisse in den folgenden zwei Bänden noch ihre Früchte tragen.
Dieses Hörbuch ist einmal nicht „Fantasy für All-Ages“, wie man neudeutsch so schön sagt, sondern rein für ein erwachseneres Publikum gedacht. Keine kindlichen Helden bevölkern die Kulissen, keine vergeistigten Halbwesen dürfen sich als spätere Herrscher ins rechte Licht rücken – hier geht es zur „Sache“. Auch wenn man „Kryson“ als „High Fantasy“ bezeichnen mag, so ist es für mich doch so weit weg wie man sich das nur vorstellen kann.
Das Team der „Phantastischen Hörbibliothek“ tobt sich hier erneut aus, mit ein wenig Verstärkung. Neben Corvus Corax, welche auch die Bibliothek musikalisch unterstützten, begeben sich auch hier wieder auf ihnen bekanntes Terrain und unterstützen die Lesung mit ihren mittelalterlich anmutenden Klängen. Als Ergänzung ist Thorsten Krill mit an Board dieser Produktion zu finden. Als Sounddesigner und Komponist macht er eine sehr gute Figur und versteht die Stimmung von Welt und Personen beeindruckend umzusetzen.
Doch all diese wäre nicht ohne den Sprecher des ganzen: Johannes Steck. Er hat Erfahrung mit den Geschichten des Autors und das hört man allem auch sehr genau an. Ich denke das sich jeder Charakter so anhört wie sich der Autor das beim schreiben dachte und somit ist diese ungekürzte Interpretation Stecks sicher das was der Autor auch daraus machen würde. Teils verhalten, teils recht forsch, geht Steck durch die Geschichte und erschafft mit seinem leicht rauen Timbre die Welt von Kryson.
Besondere Erwähnung soll hier – zum einen – Tom Klenner zuteil werden, da ich ihn auf dem Hörbuch nirgendwo genannt finden konnte. Der Mann hinter der Maschine ist dafür verantwortlich die die Atmosphäre, welche Johannes Steck und die Musik erschaffen haben, auch genau so beim Zuhörer ankommt wie es beim einspielen gedacht war. Und Zweitens sollte hier noch die Produzentin des Griot-Verlages erwähnt werden, da sie in der heutigen Marktlage noch das Wagnis eingegangen ist dieses Werk mit seinen 16 CDs auf den Markt zu bringen.
Ein Werk das vorgelesen sicher genau so viel Freude bereitet wie selbst als Buch erlebt. Episch in den Ausmaßen, anders als gewohnte deutsche Fantasy und mit einem Ende das nur eines zulässt: die Gier nach mehr…
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