Ohne je ein Schwert in der Hand gehalten zu haben, fühlt sich unser Held zutiefst angesprochen von einer Kontaktanzeige: „Frau sucht Samurai“. Ohne Zögern fliegt er nach Tokio, um Samurai zu werden. Hier erwarten ihn Verfolgungsjagden, Sexspiele und harte Lehrer, aber auch die Philosophie.
So verwirrend wie die Inhaltsangabe ist auch das Hörspiel selbst. Alles kommt sehr experimentell daher und man muss schon sehr genau aufpassen und auch zuhören um nicht den Faden vollends zu verlieren und sich in den Klangcollagen aus Musik, Effekten und Stimmen zu verrennen.
Jede der Szenen macht an und in sich irgendwie keinen rechten Sinn, da man stets vor vollendete Tatsachen gestellt und in die Dinge unvorbereitet hinein geworfen wird. Doch nach und nach ergibt es dann doch noch Sinn ohne wirklich Sinn zu ergeben. Hört sich seltsam an, aber dieses Hörspiel ist eher eine akustische Erfahrung, keine reine Unterhaltung.
Die wilde Mixtur aus Asia-Kung-Fu-Film, Porno, Seelenstriptease und Zen-Lehre, macht eine Menge diebischen Spaß, wenn man sich nicht zu stark an eingefahrene Strecken und überholte Konventionen klammert. Ein normaler Handlungsablauf findet nicht statt und manchmal ist es eher ein Musikvideo, denn eine Geschichte welche Sinn macht. Abgehackte Satzfetzen werden gemeinsam mit eingehender Musik zusammengesetzt um sich danach in Vereinigung, teilweise sogar fast orgiastisch anmutend, in die nächste Szene zu ergießen.
Die benutzte Sprache windet sich in Ergüssen von vulgär bis zum poetisch verklärten Ausdruck hin und her. Auszüge aus Filmsynchronisationen gehen mit den wenigen Sprechern eine Symbiose ein und beleben so die unwirkliche Kulisse, welche dadurch dennoch eine Spur Realität abbekommt.
Der Erzählerpart wird teilweise durch einen Telefonfilter gesprochen, da alles vom Hauptakteur am Telefon für „Eine Frau“ erzählt wird. Ab und an wechselt er in die, für den Zuhörer angenehmere, normale Sprachversion.
Sabrina Zwach, in der Rolle von „Eine Frau“, klingt sehr hektisch. Auch wenn sie alles richtig betont rast sie durch die Sätze und man hat das Gefühl sie müsse Zeit aufholen. Stefan Lange, als „HELD“, macht seinen Job perfekt und schafft die notwendigen Spagate, welche ihm in jeder Szenen abgerungen werden, mit Leichtigkeit ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Er beweist sich akustisch in jeder Situation gleich, als Erzähler wie auch als agierender Kämpfer.
Musik und Effekte sind in rauen Mengen vorhanden, doch sprengen auch sie alle normalen Rahmen vollkommen weg. Man wird durch Filmsounds geworfen um danach von eingespielten Studioeffekten weiter geleitet zu werden in Klangcollagen aus Musikstücken der unterschiedlichsten Coloraturen.
Hörer die sich gerne experimentellen Dingen öffnen werden hier auf eine akustische Erfahrung treffen wie ich sie bisher noch nicht gemacht habe. Faszinierend ist nicht das richtige Wort. In aller Ruhe genossen ist es ein richtiger Wild Ride der asiatischen Natur mit sehr großem Spaßfaktor. Wer sich jedoch schon davor fürchtet das ein Hörspiel eine ungewöhnliche Titelmelodie abbekommen könnte oder eine Therapiesitzung braucht weil man einen Sprecher ausgewechselt hat, der sollte von dieser Medizin die Finger lassen, denn hier ist nichts wie man es kennt und gewohnt ist.
Ein Schlag in die Magengrube jedes normalen Hörspiels. Trashig, mit absolut hohem Anspruch, versehen mit den Wirkungen der niedersten menschlichen Regungen und blutig amüsant…
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