Zum 100. Geburtstag von Orson Welles am 6. Mai 2015: Das amerikanische Kult-Hörspiel auf Cd und Vinyl
1938, ein Rundfunkabend. Orchestermusik. Dann: eine Explosion. Noch eine. Marsbewohner landen in New Jersey. Der aufgeregte Radioreporter berichtet von Aliens, von ihrem Angriff auf die Bevölkerung, von Giftgas und Lichtblitzen. Die Hörer erleben ein beklemmendes Szenario … und werden von Panik gepackt, weil viele die Invasion für eine wahre Nachricht halten.
Der legendäre Regisseur, Schauspieler und Autor Orson Welles inszeniert im Alter von 23 Jahren den Science-Fiction-Roman von H. G. Wells für das amerikanische Radio. Das bringt nicht nur ihm selbst schlagartig landesweite Berühmtheit ein, sondern macht auch das Hörspiel „The War of the Worlds“ zu einem Meilenstein der Medienkunst.
Das Radio, noch unendliche Möglichkeiten denn wir schreiben erst das Jahr 1938. Dies ist die Idee des noch recht unbekannten Schauspielers Orson Wells, welche New York und die umliegenden Gegen einen Abend lang nicht nur unterhalten, sondern auch in Panik versetzen wird. Wobei der Panikaspekt nicht wirklich konkret überliefert wurde.
Heutzutage wäre so etwas vollkommen unmöglich, doch betrachtet man die damaligen weltpolitischen Gegebenheiten, so ergäbe sich ein schlüssiges Bild des emotionalen Zustand der damaligen Bevölkerung des Staates New York, welcher eine Panik durchaus in den Rahmen des möglichen verlegen könnte.
Die Art der Inszenierung, derer sich Regisseur Wells und Scriptautor Howard Koch bedienten, würde heute als „Found Footage“-Stil oder „Mockumentary“ bezeichnet werden. Damals nahm man es aber dennoch für bare Münze und die, welche die Erklärung zu Beginn des Hörspiels verpasst hatten, reagierten auch dementsprechend panisch, im Glauben einer Invasion aus dem All.
Zum Hörspiel an sich gibt es nicht viel zusagen und selbst die bearbeitet Qualität der neuerlichen CD-Veröffentlichung ist für Puristen klaren Sounds nichts zu empfehlen. Wer sich jedoch mit einem zeitgeschichtlichen Dokument, welches bis heute ohne vergleichbare Nachproduktionen geblieben ist, beschallen möchte, der wird mit sehr unterhaltsamen 58 Minuten belohnt werden.
Die Art und Weise der Darstellung des Geschehens wird so realistisch umgesetzt, und dies live in einem Studio in dem alle gemeinsam untergebracht waren, das man schon daran zweifel könnte – zumindest im Jahr 1938 – das es sich nur um ein Hörspiel handelt.
Kein x-ing oder großartige Möglichkeriten der Abmischung standen zur Verfügung, einzig die Leistung der Schauspieler, Musiker, Geräuschemacher und Tontechniker vor Ort sorgten für einen Ohrenkick, welche heutzutage manche Hörspielhersteller selbst mit den teuersten Geräten nicht erzeugen können.
„The War of the Worlds“ ist und bleibt eines der größten Weltwunder in Hörspielkunst, welches jemals hergestellt wurde. So ist es dem Hörverlag anzurechnen, das er mit einer Neuauflage auch weiterhin dem deutschen Hörspielhörer die Möglichkeit gibt, es sich ins Regal zu stellen und an einem Event teilhaben zu lassen, welches zeigt, das Radiohörspiel eine Kunst ist, welche für „Die Massen“ gemacht wurde und nicht hinter die mentalen Barrikaden verkopfter Zwangskünstler gehört.
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