Eine Krankheit hat den größten Teil der Weltbevölkerung ausgelöscht. Aber die Toten kehren zurück und streifen durch die verlassenen Städte, auf der Suche nach Nahrung. Richard und Mary Green gehören zu den letzten Überlebenden…
Und da erheben sie sich wieder – die Toten aus den Gräbern und das auch noch in Deutschland. Doch spielt die Produktion nicht in Deutschland und typisch deutsch ist sie erfreulicherweise auch nicht.
Sind die Zombies in den USA mittlerweile ein nicht mehr weg zu denkender Eckpfeiler im amerikanischen Free-Audio-Drama-Pool geworden, so tun sie sich in deutschen Landen noch sehr schwer damit ihren schlurfenden Weg in die Ohren der Hörer zu finden. Ein paar Versuche gab es bereits (Fetzer, Wild West Zombies, Dead Pulse) doch keiner davon wurde den Möglichkeiten der Untoten gerecht und wusste somit zu unterhalten.
Nun haben sich die Dolls and Guys von Push my Belly daran gemacht, es auch deutschsprachig zu versuchen und die Erwartungshaltung ist natürlich – nach einem Erstling wie „Centralia“ – dementsprechend haushoch.
Da ich die Ehre hatte das Rohscript vor den Aufnahmen zu lesen – um eventuelle Dubletten zum US-Zombie zu entlarven – wusste ich bereits zum Teil, was mich erwarten würde. Doch was ich dann zu hören bekam, war mehr als ich erhofft hatte.
Auch in den USA werden stets neue Möglichkeiten durchgespielt, um dem Zombie mehr abzuringen als nur tumbes Geschlurfe, Gefresse und Gestöhne. So gibt es dort Storys über lebende Tote mit Bewusstsein deren kannibalistischer Dämon durch Drogen in Schach gehalten werden kann (Alive Inside), genetische Experimente welche außer Kontrolle geraten sind und sich selbst weiter entwickeln (We´re alive), die Geschichten der Überlebenden innerhalb neuer Versuchszivilisationen (Age of the Zombies) und klaustrophobische Kammerspiele mit wenigen Beteiligten (Autumn, Undead End). Letzterer Variation kommt „Mein eigen Fleisch und Blut“ recht nahe, ohne jedoch zu kopieren.
Autor Franjo Frajkovic verlässt sich nicht auf die Faszination des Ekelfaktors innerhalb einer kannibalisch gewordenen Gesellschaft, sondern verlegt sich auf die alltäglichen Lebensumstände der noch Überlebenden. Jede Verletzung, jeder noch so kleine Kratzer, könnte das übertragen, was für den Tod und die spätere Wiederkehr aus dem Reich der Dahingeschiedenen bewerkstelligt. Zwar wird nicht erklärt wie es dazu kam, oder was dafür verantwortlich ist – doch ist dies auch nicht wirklich von Nöten.
Sicherheit findet man nur in abgeriegelten Lebensräumen, doch können auch Häuser überrannt werden – die Sicherheit ist trügerisch. Somit wäre eigentlich die Spannung schon alleine durch diesen Aspekt gesichert, doch geben sich die Bellypusher damit nicht zufrieden.
Fast schon ruhig geht es in großen Teilen des Hörspiels zu – was nicht bedeutet das die Action zu kurz kommt – denn man umgeht die Oberflächlichkeit einer Schiess- und Ballerorgie um Menschen zu zeigen, welche trotz auswegloser Situation versuchen eine Zukunft zwischen all dem Tod zu finden.
Um solche einer Geschichte Leben einzuhauchen, bedarf es nur weniger Stimmen, welche allerdings professionell genug sein sollten extremste Emotionen akustisch so zu transportieren, das sie nicht in die Lächerlichkeit abrutschen. Anke Reitzenstein, Luisa Wietzoreck und Bernd Vollbrecht sind hier ausgezeichnet gewählt, besonders da Vollbrecht ja schon eine Menge Erfahrung in „Let´s be a whimpering Man!“ durch „Gabriel Burns“ hat machen können.
Alle drei Sprecher geben alles, und ich meine alles, was akustische machbar ist um so bedrückend negativ zu sein, das man die Atmosphäre des Hörspiels unweigerlich als Zuhörer übernimmt. Und nicht nur das Script schafft es die ganze Sache zu transportieren, auch das virtuell-akustische Evironment von Marc Schülert trägt dazu bei das man sich am Ende der Geschichte nicht wirklich gut und erheitert fühlt. Dark and Gritty, ohne Pathos und Abklatsch.
Nach „Centralia“ beweisen die Bellypusher das sie sich auch auf dem Tanzparkett des Horror mit leichtfüßigen Schritten zu bewegen verstehen. Sämtliche Kleinteile greifen harmonisch ineinander und man beweist, mit einem Schlag in die Weichteile anderer deutschen Zombies, das es möglich ist der Genrenische auch andere Seiten abzuringen versteht und nicht in der Trockenfurzigkeit eines zombionalen Stereotypismus versinken muss…
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