Schläfer, Die

Die SchlaeferDer Neurobiologe Dr. Vincent Lürssen reist für eine Isolationsstudie in die Antarktis zur Forschungsstation Darwin. Dort sind Forscher kurz davor, den seit 30 Millionen Jahren von der Außenwelt abgeschnittenen Lake Vostok anzubohren. In ihm, so erhoffen sich die Wissenschaftler, könnte die Evolution eine völlig andere Richtung eingeschlagen haben und Organismen beherbergen, welche auf der Erde einzigartig sind.

Und tatsächlich. Unter dem von vier Kilometer Eis begrabenen Gewässer stößt ihre Sonde auf exotisch anmutende Lebensformen. Als der Tauchroboter mit den gesammelten Proben zurückkehrt, beginnt für die ehrgeizige Biologin Maja Jovanovic die aufregendste Zeit ihres Lebens.

Doch mit Einsetzen des antarktischen Winters schwindet die gute Laune der Besatzung. Anfänglich nur depressive Verstimmungen entwickeln sich zu beängstigenden Halluzinationen. Ein wohlbekanntes Problem, welches Vincent durch ein speziell entwickeltes Trainingsprogramm eigentlich verhindern soll. Doch zu spät erkennen sie den wahren Grund.

Erst als ein Mitglied ihres Teams spurlos verschwindet, dämmert ihnen, dass ihre Sonde auf eine Erfindung der Natur gestoßen sein muss, welche für sie, ja sogar für die gesamte Menschheit, den Untergang bedeuten könnte.

TrennstrichVon einer Hörbuchproduktion, wie im Opener erwähnt, kann hier keine Rede sein. „Die Schläfer“ sind ein reinrassiges Hörspiel. Auch die Zusammensetzung aus polarer Region, einer dort angesiedelten Forschungsstation und einer unheimlichen Lebensform müssen nicht unweigerlich zu einem „Ding aus einer anderen Welt“ führen – auch wenn die Anleihen zweifelsfrei vorhanden sind.

Wer jedoch atemlose Spannung und blanken Horror erwartet, der wird ebenfalls nur bedingt fündig werden. Man merkt dem Hörspiel nach den ersten Minuten an, das es aus Deutschland stammt und das man sich eher an der Kultur des Radiohörspiel orientiert hat. Sicherlich sind „Die Schläfer“ zu keiner Zeit steril oder gar langatmig, doch trägt jeder der Protagonisten ein großes emotionales Päckchen mit sich herum, welches auch ausgiebig aufgearbeitet wird.

Die Spielzeit von 150 Minuten enthält somit eigentlich zwei Hörspiele. Zum einen die persönlichen Geschichten der Protagonisten, bei deren hören man sich manchmal fragt wie jemand mit solch einem emotionalen Background überhaupt in so einer abgeschiedenen Umgebung unter Extremsituationen überleben will und zum anderen die der fiktiven Entdeckung das es noch viel auf Terra zu entdecken gibt, welches dem Menschen den Königsplatz an der Evolutionskette streitig machen könnte.

Wer mit dem Hintergedanken des „Das könnte auch so im Radio laufen!“ an die Produktion heran geht, wird nicht enttäuscht werden. Wer jedoch von einer rein kommerziellen Medienmarkt-Produktion ausgeht, der sollte vorher diverse Abstriche machen. Die Inszenierung ist in Musik und Effekten sehr dich gewebt, doch agieren manche der Figuren etwas zu steif, um übersprudelnd lebendig zu wirken.

Man erkennt viele der Storyteile wieder, wenn man sich ein wenig im Genre auskennt und auch musikalisch wird einem ab und an auch bekannt Kost in anders arrangiertem Gewand geboten. Der Soundtrack von Torsten Gellrich scheint eine Hommage an die Arbeiten des deutschstämmigen Hollywoodmusikers Hans Zimmer zu sein. Diverse Teile von „Batman“ und anderen Arbeiten des Akustikemigranten sind zu hören, oder zumindest kam es mir so vor.

Namen sind Schall und Rauch und so sagten mir die Namen der Sprecher auch nichts. Einzig die Stimmen von André Beyer und Ralf Bettinger kamen mir bekannt vor. Neben ihnen agieren noch Andreas Kleb, Stephan Ziwich, Arno Abd-el Kader Lüning, Petra Springhorn, Katja Pilaski, Liudmyla Vasylieva, Andreas Schattenberg und 15 andere Stimmen.

Die Geschichte von Torsten Gellrich, welcher nicht nur für den Soundtrack zuständig ist, vereint eine Menge bekannter Dinge mit der Idee, das die Bedrohung der menschlichen Lebensform nicht unbedingt aus dem All kommen muss um „Alien“ zu sein. Genreliebhabern wird das alles nicht neu sein, doch ist es so unterhaltend genug zum Amalgam verfugt, das lange Duststrecken im Spannungsbogen nicht wirklich vorhanden sind.

Das Cover ist Entertainment pur. Nicht nur die grafische Aufmachung ist ein länger währender Hinkucker mit massenweise Informationen, auch der auf dem Frontcover angebrachte Gimmick ist vom feinsten – in einer Petrischale befindet sich eine undefinierbare Gewebeprobe – einfach, aber sehr effektiv! Die Petrischale lässt sich einfach vom Cover ablösen, ohne Spuren zu hinterlassen – was vielleicht jeden Sammler erst einmal aufatmen lässt.

Komplett betrachtet ist „Die Schläfer“ eine Hörspielproduktion von denen ich mir mehr wünschen würde. One-Offs mit viel Anspruch an Story und Umsetzung gibt es zu wenige und XY als Dauerserie eigentlich viel zu viele. Vitaphon beschreitet zwar auch hier keine neuen Wege, doch macht das Hörspiel eine Menge Spaß, welcher sicher mehr als einmal genossen werden kann…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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