Schneetreiben

schneetreibenSie können nicht mit-, aber auch nicht ohne einander: In der verschneiten finnischen Einsamkeit wollen Vivian und Jonas während eines heimlichen Liebeswochenendes wieder zueinanderfinden. Doch das Grauen wartet bereits im Schneetreiben der weiten Winterlandschaft und belauert das Paar, bis der richtige Moment gekommen ist, um seinem Blutdurst freien Lauf zu lassen.

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Fremdgehen ist gefährlich, Bekanntgehen noch viel mehr?

Vivian und Jonas waren einmal ein Paar, welches durch eine sehr freizügige Beziehung zusammen gehalten. Jonas suchte stets neue sexuelle Abenteuer und Vivien war den ganzen Wechselspielchen auch nicht abgeneigt. Bis eines Tages das Bedürfnis nach Liebe und Zusammenhalt größer wurde, den Wunsch auf freien Sex bei Vivien verdrängte und die beiden sich trennten. Doch ohne den Anderen können und wollen beide scheinbar nicht leben. Um Vivien dies zu verdeutlichen, lädt Jonas sie zu einem gemeinsamen Wochenende ein – Sex und spätere Auswirkungen erwünscht!

Die Geschichte von Markus Duschek hat wirklich Potential, welches aber leider durch die teilweise viel zu schwülstige Sprache, besonders in den Gedankenebenen der beiden Protagonisten, so anstrengend transportiert wird, das man eigentlich gar nicht mehr folgen möchte. Umgangssprache geht anders.

Stetiges wiederholen der Verlangen (sexuell wie auch sonstnochwas) der beiden Hauptakteure führt sehr schnell dazu, das man sich schon fast wünscht der Hüne (denn es ist klar das er die beiden Liebesvögeln verfolgen wird – „Hitcher – The Highway Killer“ lässt grüßen) würde die beiden endlich erwischen.

Die beiden Hauptsprecher scheinen leider auch die Steifheit für sich gepachtet zu haben. Selbst die orgiastische Raserei des ersten Nachgebens der sexuellen Begierde kauft man ihnen nicht ab, was sicher auch an der gestelzten Sprache liegt in der sie formuliert ist.

Beide Charaktere leben nicht, sondern scheinen einer inszenierten Lesung entsprungen zu sein, deren Interpretatoren keinerlei Bezug zu den dort spielenden Figuren entwickeln können. Heidi „Vivian Fassbender“ Klein und Marco „Jonas Fassbender“ Mehring bleiben so weit auf Distanz zu ihren Rollen, das man als Hörer mehr Verbundenheit mit dem Polizisten, dem Hünen oder dem Hund verspürt als mit Vivian und Jonas. Auch das teilweise Overacting zeugt von keinerlei Bezug zum gewünschten Spiel.

Den größten Spaß macht die Musik und die Inszenierung, denn beides ist bis aufs kleinste Tüpfelchen perfekt. Es fühlt sich kalt an, der Kamin wärmt und auch sonst ist man durch die Inszenierung mitten in der Szenerie – in der man eben zwei akustische Zombies beobachtet.

In den Sprechern zu steril, der Geschichte zu stereotyp und gezwungen künstlich – dieses Schneetreiben ist zu kalt um die gewünschte Hitze transportieren zu können…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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