Schwarm, Der

Der Schwarm von Frank SchaetzingÖlexperten stoßen in der norwegischen See auf Würmer, die riesige Ozeanflächen besiedeln. In Kanada greifen Wale Touristen an. Eine unbekannte Macht aus dem Meer erhebt sich gegen die Menschheit. Sigur Johanson, norwegischer Biologe, und Leon Anawak, kanadischer Walforscher, schließen sich einem wissenschaftlichen Team an, das die Gewalt aus dem Meer erforschen will. Gemeinsam mit der Wissenschaftjournalistin Karen Weaver kommen sie einer unheimlichen Wahrheit auf die Spur.

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Als 2004 das Buch zu „Der Schwarm“ erschien, betitelte man den Autor des Werkes als den „Deutschen Michael Crichton“ oder den „Deutschen Stephen King“. Sicher hatte Frank Schätzing damals die Abverkaufszahlen eines solchen literarischen Giganten, doch auf lange Sicht (heute, 2012) ist er eher auf der Strecke geblieben – zumindest was die Massenwirkung anbelangt.

Dennoch reichte damals die Bekanntheit des „Schwarm“ dazu aus, den Hörverlag dazu zu bringen ein Hörbuch in Auftrag zu geben. Der Meister selbst machte sich daran dies umzusetzen und man kann sich nicht des Hintergedankens erwehren, das ein Autor sinnvolle Kürzungen seines Werkes an anderen Orten ansetzt, als es der Zuhörer tun würde.

Da ich das Buch niemals gelesen habe, habe ich auch nicht wirklich die Möglichkeit zu beurteilen wo man jetzt ein wenig schneller hätte zur Sache kommen können, oder wo man lieber nicht so schnell voran gegangen wäre. Bleibt mir nur die Möglichkeit über das gehörte an sich zu urteilen und da ist vieles an Bezeichnungen und Kategorisierungen falsch gelaufen.

Hörbuch? Nein. Inszenierte Lesung? Nein. „Der Schwarm“ ist definitiv ein Hörspiel, doch eines das von jemand inszeniert wurde, der von der tauben Zunft – also dem gedruckten Wort – kommt.

Auch wenn ein paar der Sprecher eher lesen, als das sie spielen, so trifft der Begriff Hörbuch keinesfalls zu. Auch wenn die Soundkulisse nicht ständig vorhanden ist, so trifft der Begriff Hörbuch keinesfalls zu. Und es ist auch Musik vorhanden, also trifft der Begriff Hörbuch keinesfalls zu.

Die Qualität der Sprecher schwankt in gewissen Partien der Geschichte recht stark, doch sind die Hauptcharaktere so besetzt, da man keine Ausrutscher hätte abliefern können. Allen voran Mechthild Großmann, Joachim Kerzel, Ulrike C. Tscharre, (unerwarteterweise) Ralph Morgenstern und der unverkennbare Bass von Thomas Balou Martin.

Diese Sprecher bewegen sich mit professioneller Leichtigkeit durch eine geschichtliche Kulisse, welche zwischen Action Movie und Love Story hin und her schlittert. Die Gefühle der agierenden Personen sind genau so im Vordergrund, wie es die Tatsache ist, das die Menschheit während der Ereignisse im „Schwarm“ eine Aufforderung erhält sich als dominante Spezies des Planeten Erde doch entweder zusammen zu reißen, oder bitte auszusterben – wie man auch immer würde wählen wollen.

Das Frank Schätzing seine Geschichte aus „gefälligen Elementen“ zusammen gesetzt hat, wurde ihm mehrfach vorgeworfen. Dies ist jedoch in meinen Ohren nicht negativ, sondern produzierte eher den Effekte des Hollywoodstyle, auch wenn man zeitweise mit wissenschaftlichen Begrifflichkeiten zugeworfen wird, welche wohl literarischen Tiefgang erzeugen sollten.

Die Geschichte ist nicht neu: Der Mensch zerstört den Planeten, doch gibt es eine Macht, welche ihm seine Irrwege aufzeigt, jedoch auch nicht davor zurück schreckt die Spezies Mensch auszulöschen. Neu ist jedoch der Umstand das die Bedrohung aus den „eigenen Reihen“ kommt und nicht extraterrestrischen Ursprungs ist. Woher die bedrohende Rasse der „YRR“ (?) kommt ist relativ egal – sie sind da und sie sind eine Bedrohung.

Die Inszenierung des Hörspiels ist, wie auch die vorgebende Geschichte, nach Hollywood ausgerichtet. So bleibt auch nicht aus, das sich ab und an einmal gewisse Bilder aus James Camerons „Abyss“ ins Kopfkino schieben, denn so weit weg ist „Der Schwarm“ im Feeling nicht davon entfernt. Doch ist die Darstellung von Land und Leuten eher für ein gereifteres Publikum ausgelegt, denn akustisch zu opulent geht es dennoch nicht zu.

Da wo Effekte angebracht sind, bekommt man sie geliefert und auch an Musik wird nicht gespart. Diese ist jedoch recht ungewöhnlich für ein Hörspiel und man hat stets den Eindruck das doch andauernd gleich jemand, vorzugsweise in gälisch, beginnen muss in Gesang zu verfallen. Stets sehr intensiv und manchmal auch todernst und trauernd, bekommt man Instrumente wie Uillean Pipes, Tin Whistle und andere Exoten geboten.

Musik, Geräusche und die meisten Sprecher vermischen sich zu einem sehr hörbaren und kurzweiligen Amalgam. Leider nur die meisten Sprecher, denn gerade der Stimmakrobat mit dem meisten Text, macht auch die meisten Fehler. Manfred Zapatka scheint nicht wirklich der Intonierung englischsprachiger Begrifflichkeiten und Namensgebungen zugetan zu sein. Neben dem Umstand das er gewisse, eher unbedeutende, Passagen, mit fast schon todesdrohendem Unterton zum besten gibt, so schafft er es mit spielender Leichtigkeit fast jeden Namen der Protagonisten so zu verdeutschen, das es teilweise schmerzt. Er mag sicher als Schauspieler seine Gage wert sein, doch als Erzähler ist er, in diesem Fall, eher ungeeignet. Dies möchte ich auch nicht wirklich Herrn Zapatka zur Last legen, sondern eher Herrn Schätzing aufbürden, welcher eine fehlende Regie doch ab und an zu deutlich werden lässt.

Dies ist jedoch der einzige Nachteil von 723 Minuten Spielzeit auf 10 Audio-CDs. Spannend, wenn auch recht leicht vorhersehbar, läuft das innere Kopfkino während des Zuhörens zur Hochform auf. Langsamere Passagen wechseln sich, in recht homogener Abfolge, mit Actionsequenzen ab und erschaffen so recht plastisch die Welt des vermeintlichen Untergangs auf der Leinwand des Augeninneren.

Mein Tipp wäre, nicht nachzugeben, auch wenn einem die Geschichte zu platt und zu dröge vorkommen mag – dies ist nur temporär und ändert sich schneller als das Wetter im Skagerak. Groß, opulent und wellenartig überwältigend…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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