01 – Der Gentleman mit der Feuerhand

Unbenannt-1

Skulduggery ist ein Skelett – und gleichzeitig wohl der ungewöhnlichste Detektiv der Literaturgeschichte. Er erscheint verhüllt mit einem langen Mantel und Schal auf der Beerdigung des Schriftstellers Gordon Edgley. Und als der Anwalt bei der Testamentseröffnung verkündet, dass Edgleys Nichte Stephanie das gesamte Vermögen erbt, ist Skulduggery ebenfalls anwesend – der Beginn eines haarsträubenden Abenteuers. Das Skelett führt Stephanie in eine Welt voller Magie. Gemeinsam versuchen sie herauszufinden, was es wirklich mit dem Tod des Onkels auf sich hat.

Sprecher: Rainer Strecker

Autorisierte Fassung, 6 CD, Spielzeit: 459 Minuten

Trennstrich

„Skulduggery“ = Gemeinheit, „Pleasant“ = angenehm – also übersetzt eine „angenehme Gemeinheit“…

Auch wenn der Name des Hörbuches diese Vermutung regelrecht aufdrängen mag, so ist doch nicht der gute Skulduggery die Hautfigur der Handlung, sondern die zwölfjährige Stephanie. Denn das erste Abenteuer um den recht ungewöhnlichen Detektiv und seine Kollegin ist ein Jugendbuch und deshalb ist der Hauptheld auch eher die jüngere Hauptakteurin denn der skelletierte „Gentleman mit der Feuerhand“ um so genügend Identifikationsmaterial für jüngere Zuhörer zu liefern.

Dennoch ragt die Geschichte vom Anspruch her recht weit aus der Masse des Jugendbuches heraus. Zum einen ist da der rechtschaffende und eher ernsthafte Skulduggery, zum anderen die eher quirlige Stephanie. Beide ergeben ein sehr ungleiches Gespann und gerade aus dieser Mischung erwachsen auch die wirklich netten Momente dieses Hörbuchs, denn der Detektiv steht in Schlagfertigkeit Stephanies spitzer Zunge in nichts nach.

Und in dieser Welt voll von schwarzem Humor entdeckt Stephanie das es mehr Lebewesen gibt als sie bisher dachte. Vampire, Zauberer, Zombies und vieles mehr kreuzt ihren Weg als sie sich daran macht heraus zu finden wer ihren Onkel ermordet hat, denn Skulduggery geht davon aus das Gordon Edgley nicht wirklich eines natürlichen Todes gestorben ist. Doch nicht nur eine Mörder wird gejagt, sonder Stephanie hat auch einen ungebetenen Verfolger, in Gestalt eines bösen Zauberers. Doch stehe sie und Skuduggery nicht alleine da, denn ein Schneider und eine Kämpferin unterstützen sie im Kampf gegen das Böse.

Zwar ist dieses ganze Abenteuer für jugendliche Zuhörer gestrickt, doch ist die Gangart der Ezählung streckenweise nicht wirklich für zart besaitete Gemüter gemacht. Sterbe- und Kampfszenen gibt es genug und da alles im Genre des Grusels ansiedelt ist, geht es auch dementsprechend zu Sache. Verwundern sollte das jedoch niemanden, denn der Autor, Derek Landy, verdiente seine Brötchen, bevor er dazu überging Jugendbücher zu verfassen, mit dem schreiben von Drehbüchern für Zombiefilme wie „Dead Bodies“ oder den Thriller „Boy Eats Girl“.

Rainer Strecker gehört nicht gerade die die Kategorie de spielfreudigsten Vorleser. Sicherlich sitzt jede Betonung und dem Fluss der Erzählung ist leicht zu folgen, doch wenn es an die Interpretation einzelnen Charaktere geht kommt dabei nicht sehr viel heraus. Um ein Beispiel zu nennen: Der Testamentsvollstrecker, welcher direkt am Anfang das Testament von Stephanies Onkel Gordon vorliest, beginnt damit dies mit näselnder und recht hoher Stimme zu tun. Nach ein paar wenigen Sätzen verfällt Rainer Strecker jedoch in ganz normale Stimmlage und man kann den Notar nur noch an dem erkennen was er sagt, nicht mehr daran wie er es sagt.

Doch ist die Lesung deshalb nicht schlecht, ganz im Gegenteil. Was Strecker an Spielfreude fehlt, macht er durch die perfekte Beherrschung von Sprachtempi oder gekonntem Einsatz von Pausen wieder wett. Sein etwa raues Timbre passt ebenfalls zur Stimmung der Geschichte wie die sprichwörtliche Faust auf das Auge und eine glattere Stimmlage wäre hier eventuell auch fehl am Platz gewesen.

Die Aufmachung soll auch noch lobend erwähnt werden. Die einzelnen CD stecken in schön gestalteten Pappschubern in einem Papp-Klapp-Karton. Das Booklet wartet schon in der ersten Folge mit einem ausführlichen Glossar auf, der sich ab und an als hilfreich erweist.

Skulduggery und Stephanie entführen den Zuhörer nicht in eine komplett neu konstruierte Welt, sondern erleben ihr Abenteuer hier, unter uns. So kommt man schnell in die Geschichte hinein und kann dem Aufbau auch gut folgen. Der erste Teil, dieser auf neun Teile angelegten Serie, ist schon einmal ein genialer Einstieg in eine skurile Verdrehung unserer Welt der zu unterhalten weiß. Die Geschichte an sich ist abgeschlossen und kommt ohne großen Cliffhanger aus. Doch bin ich gespannt was der Autor noch so alles im Ärmel hat für seine beiden Zöglinge…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
Letzte Artikel von Thomas Rippert (Alle anzeigen)