01 – Die Ankunft

Anne-01Prince Edward Island, Kanada, im ausgehenden 19. Jahrhundert: Das ältere Geschwisterpaar Marilla und Matthew Cuthbert hat sich entschlossen, einen Waisenjungen aufzunehmen, der Matthew bei der Arbeit auf der Farm unterstützen soll. Versehentlich schickt das Waisenhaus jedoch ein Mädchen nach Prince Edward Island – die springlebendige und sehr mitteilsame Anne Shirley. Als Anne Green Gables, das wunderschöne Farmhaus der Cuthberts, erblickt, ist sie sich sicher, dass dies der Platz ist, an dem sie für immer bleiben möchte.

TrennstrichVorausschicken muss ich, das ich weder die Bücher noch die Fernsehserie kenne. Also mag man mir gewisse Unwissenheiten nachsehen.

„Reden kann sie, soviel steht fest!“ – diesem Ausspruch von Marilla Cuthbert mag sich der Zuhörer nach der ersten Begegnung mit Anne gerne anschließen. Denn als Matthew Cuthbert sie vom Bahnhof abholt hat Anne nichts anderes zu tun als zu reden. Sie ist eben ein Mädchen dem die Phantasie ständig übersprudelt. Dies teilt sie ihrer Umwelt auch nur zu gerne mit. Und so ist man als Zuhörer sehr geneigt sich Marilla Cuthbert erneut anzuschließen, als sie Anne auffordert das Plappern zu beenden.

Anne trifft auf eine Welt, welche sie vorher noch nicht kannte. Per Zufall wird sie in das Idyll von Green Gables gebracht und verliebt sich vom Fleck weg in dieses herrliche Stückchen Erde. Doch trifft sie in Marilla Cuthbert jemanden der das genaue Gegenteil von ihr ist. Marilla Cuthbert steht mit beiden Beinen im Leben. Große Gefühle oder gar Phantasie sind ihr fremd. Da sind Konfrontationen unvermeidlich.

Annes Ankunft auf Green Gables ist von Titania so opulent umgesetzt worden wie ich es erwartet hatte. Steht Titania doch für den Einsatz einer sehr realistischen Geräuschkulisse, so hat man hier das Gefühl mitten auf dem Land zu sein. Schließt man die Augen so hört man die Vögel im Hintergrund zwitschern, den Pferdewagen an sich vorbei rattern und die Bäume rauschen durch das Fenster in die Küche hinein in der gerade der Abwasch gemacht wird. All dies hilft die perfekte Illusion dieser Geschichte zu erzeugen.

Der Soundtrack ist ebenfalls wie gewohnt. In klassischer Manier unterstützt die fröhlich beschwingte Musik die ganze Szenerie und verleiht Annes Träumen noch zusätzliche Tiefe die den Zuhörer in ihren Bann schlägt.

Wenige Sprecher tummeln sich in dieser Folge, doch diese sind vom feinsten. Regina Lemnitz könnte nicht besser für die „Dorfneugier“ ausgewählt worden sein. Mit leicht schrill nervender Stimme gibt sie eine Nachbarin zum besten wie man sie auch heutzutage im realen Leben noch antreffen kann. Neugierig und besserwisserisch, wenn auch mit einem guten Kern.

Dagmar von Kurmin kann in ihrer Rolle alles ausspielen was ihre Stimme herzugeben hat. Die etwas bärbeissige Jungfer Marilla Cuthbert passt zu ihr wie Marie Bierstedt zu Anne – perfekt. Das Spiel zwischen den beiden ist so ergreifend anzuhören das man einfach in die Geschichte eintauchen muss um mit Anne zu leiden und sich mit ihr zu freuen.

Wieder einmal zeigen die Titanier was sie können. Diesmal dominieren zwar eher die leisen Töne, doch ist das in keinster Weise uninteressant. Selbst mich, als eher bekennender Hörer des Gruselkabinetts, hat diese Geschichte in ihren Bann geschlagen. Auch wenn Anne zuviel redet…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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