Prince Edward Island, Kanada, im ausgehenden 19. Jahrhundert: Mittlerweile hat sich das Waisenmädchen Anne Shirley schon gut bei den Geschwistern Cuthberts auf Green Gables eingelebt. Mit klopfendem Herzen erwartet sie den ersten Besuch auf der Nachbarfarm Orchard Slope, wo die Familie Barry mit ihren Töchtern lebt. Anne hofft, dass die gleichaltrige Diana Barry die von ihr ersehnte „verwandte Seele“ sein wird, die erste leibhaftige beste Freundin. Allerdings ist Mrs. Barry eine sehr strenge Frau, die ihre Töchter nicht mit jedem spielen lässt.
Anne hat sich auf Green Gables eingelebt. Als der Zuhörer sie wieder trifft ist sie gerade damit beschäftigt ein paar Kleider zu begutachten die Marilla ihr geschneidert hat. Doch glücklich ist Anne darüber nicht. Die Kleider sind funktionell und nicht traumhaft schön, so wie Anne sie gerne hätte. Sie sind eben von Marilla, die wirklich keinen Bezug zu unnützen Dingen wie Puffärmeln hat. Doch auch sie taut langsam auf.
Marilla ist, genau wie ihr Bruder Matthew, dem Charme des Rotschopfes erlegen und in ihren Wesenszügen machen sich gewisse Veränderungen bremerkbar. Genau so wie Marilla disziplinierend auf Anne wirkt, so wirkt Anne erheiternd auf Marilla. Auch wird Anne in dieser Folge einer ihrer sehnlichsten Wünsche erfüllt. Sie findet, dramatisch wie es nun mal Annes Art ist, ihre lang ersehnte Busenfreundin, doch das ist nur der Beginn von Annes schwersten Stunden.
Auch die zweite Folge ist wieder reiste Magie zum hören. Was Titania dort hinzaubert mag sicher nicht für jedermann etwas sein, doch ist es so herzergreifend in Szene gesetzt, das man sich des Charmes dieser Produktion nicht entziehen kann. Ich muss, als Vertreter des männlichen Geschlechtes, gestehen das mir diese Geschichten auch aus dem Heile Welt-Faktor heraus gefallen hat und dies nicht nur für die Damenwelt interessant und mitreißend anzuhören ist. Annes Phantasie ermöglicht ihr immer nur das Beste aus allem zu machen. Auch wenn sie zur Seelenart „himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt“ gehört, so versucht sie stets das Beste in allem zu sehen.
Die Sprecher, allen ganz weit voran Marie Bierstedt, spielen sich die Seele aus dem Leibe. Anne wird so intensiv dargestellt das man vermuten könnte Frau Bierstedt hätte selbst eine schwere Kindheit hinter sich und dadurch keine Probleme sich in die Rolle ein zu leben. Dazu kommt jetzt noch verstärkend Uschi Hugo, in der Rolle von Annes bester Freundin, hinzu. Die beiden zaubern eine inbrünstige Jungmädchenfreundschaft in die Ohren des Zuhörers, wie sie dramatischer und leidenschaftlicher vorher nie zu hören war.
Dagmar von Kurmin spielt die bärbeissige, wenn auch langsam auftauende, Marilla Cuthbert mit beachtlicher Inbrunst. Das verbale Wechselspiel zwischen ihr und Anne ist immer noch eine wahre Freude anzuhören und in dieser Folge gibt es davon sogar noch mehr als im ersten Teil.
Lutz Mackensy, den ich zu Teil 1 vollkommen vergaß zu erwähnen, ist wohl für solch eine Geschichte die perfekte Besetzung als Erzähler. Er schafft es, wie nur wenige Sprecher die ich kenne, seine Stimme „lächeln“, „schmollen“ oder „trauern“ zu lassen. Er verstärkt die starke Gefühlswelt von Anne noch mit seiner Art des Erzählens, da er immer das Gefühl vermittelt stimmlich durch alle Höhen und Tiefen der Geschichte mit zu gehen.
Die Untermalung von Geräuschen und Musik ist, wie immer bei Titania, perfekt und mittlerweile eine Art Markenzeichen dieses Labels geworden.
Man mag mir nachsehen das ich an dieser Produktion keinerlei Knackpunkte finden kann, denn es gibt meiner Meinung nach keine. Es ist einfach gute Unterhaltung, sicher nicht für jeden, aber doch für die welche sich gerne von einer hinreißenden Story und viel, viel Gefühl in den Bann schlagen lassen wollen…
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