Nach zwölf Jahren kehrt Samuel Gordon wieder auf das Schloss Black Mirror zurück, um am Begräbnis seines Großvaters teilzunehmen. Als einziger glaubt er weder an einen Unfall noch an Selbstmord. Samuel beginnt mit eigenen Nachforschungen und ist bald einem schrecklichen Geheimnis auf der Spur. Doch je näher er der Wahrheit kommt, desto stärker wird er in einen Strudel von Wahnsinn und Mord gezogen.
Ein paar PC-Spiele gibt es ja bereits, welche eine Vertonung zum Hörspiel erfahren haben. Die eine halten sich nur grob an die Grundvorlage und nutzen nur die Welten und Figuren der Spiele für eigene Geschichten aus, die anderen orientieren sich mehr an den Vorgaben. „Black Mirror“ gehört für mich, obwohl mir das PC-Spiel vollkommen unbekannt ist, zur zweiten Kategorie.
Die Suche nach der Lösung des mysteriösen Todes seines Großvaters führt Samuel Gordon an einen Ort zurück, welchen er nie wieder betreten wollte: Das Schloss der Gordons „Black Mirror Castle“. Das unfreundlich und dem Verfall schon recht fortgeschritten anheim gegebene Gemäuer eignet sich ideal als Schauplatz der Dinge die sich nun entwickeln sollen, als Samuel beginnt den Bewohnern des Schlosses und dessen Umgebung bei seiner Suche recht nahe zu kommen.
Da man sich hier entschlossen hat sich am Adventure-Spiel sehr nahe anzulehnen, breitet sich die Storyführung der Geschichte auch recht linear vor dem Zuhörer aus. Selbst vor dem Ablauf von Rätsel erkennen-lösen-weiter gehen-nächstes Rätsel erkennen-wieder lösen usw. macht man nicht halt. Dieser Umstand beschränkt natürlich auch die Spielszenen mit „mehreren“ Sprechern gleichzeitig immer wieder auf kurze Einschübe und David Nathan bestreitet so fast die Hälfte der Story im kompletten Alleingang.
Wer jetzt jedoch sofort den Begriff der „inszenierten Lesung“ ergreifen mag, der liegt auch nicht wirklich verkehrt. Die Bezeichnung Hörspiel empfand ich auch nur im weitesten Sinne als komplett gerechtfertigt. Es existiert zwar ein Klangteppich an Musikstücken und Soundeffekten, welcher über die komplette Spielzeit hinweg nicht abreißt,doch sind die Spielszenen mit Interaktionen so dünn gesät wie bei der Spielvorlage sicher auch. Die Dialoge dienen zumeist nur zur weiteren Wegbereitung von Samuels Exkursion und die anderen Figuren sind nicht viel mehr als Hinweislieferanten für den nächsten Schritt im Abenteuer. Dies alles zeitlich genau einzuordnen wollte mir nicht so recht gelingen. Was aber auch nicht wirklich wichtig für die Handlung an sich ist.
Doch ist diese alles sehr unterhaltsam gestrickt und mir viel Liebe für das Detail inszeniert worden. Man wähnt sich von der ersten Minuten an in der Gegenwart von Samuel Gordon und hat Teil an seiner Suche so wie seinen Gefühlen und Gedankengängen. Diesen Part bewältigt David Nathan mit der Gelassenheit, für die er aus so vielen Hörbücher des Mysterygenres bekannt ist. Als Wegbegleiter, Szenenbeschreiber und spielende Person zugleich kann er intensiv und mit viel Einfühlungsvermögen für die Handlung begeistern und überzeugen. Als Hilfesteller stehen ihm unter anderem Stimmen wie Till Hagen, Peter Groeger, Ursula Sieg, Peter Weis und Detlef Bierstedt in diversen Rollen zur Seite.
Das Gefühl ein werksgetreu vertontes PC-Adventure präsentiert zu bekommen vergeht während der kompletten Spielzeit nie und ich vermute das dies auch nicht die Intention hinter der Produktion gewesen ist. Zuhörer welcher das Spiel kenne werden sich sicher schnell zurecht finden und der Rest sollte auch nach wenigen Minuten von Nathan und Co. überzeugt werden können, so wie es bei mir der Fall war…
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