Beherzt hatte ich die Klinke ergriffen, sie heruntergedrückt und die schwere Metalltür aufgezogen. Doch ich sollte nicht dazu kommen, den dahinterliegenden Raum zu betreten. Kaum war die Tür offen, fiel mir etwas entgegen – ein Körper. Geistesgegenwärtig warf ich die Hände vor, fing den Stürzenden auf – und erschrak. Meine Hände fassten in eine speckige, gallertartige Masse. Fleisch – Blut.
Konnte man die ersten beiden Folgen der Serie noch als reine Psychothriller bezeichnen, so ist dies hier nicht mehr ganz so simpel zu bewerkstelligen.
Das „Hotel der verlorenen Zeit“ bietet sich dem Hörer in vielerlei Hinsicht eher als phantastische Erzählung an. Der übernatürliche Faktor dominiert ganz klar gegen die Thrillerparts, Rachestory und das Zeitreisegeschehen.
So interessant sich das auch alles anhört, so wenig konnte es mich letzten Endes begeistern. Zu viel wurde an Einzelheiten in die Geschichte gepackt. Nicht nur das sie auf zwei komplett unterschiedlichen Ebenen spielt, die Ebenen überschneiden sich und vier Handlungsstränge werden miteinander verwoben. Natürlich ist bis zum Ende unklar wie sich dies alles zusammenfügt und auflösen wird, aber ab der Mitte des Hörspiels werden die Irrungen und Verwirrungen doch bereits ein wenig zu viel des Guten.
Dies mag auch daran liegen das diesmal die Musik übermächtig eingesetzt wurde. Nicht nur der prozentuale Anteil hat im Gegensatz zu den Vorgängern gefühlt um 200% zugenommen, auch ist sie teilweise so laut untergemischt das sie die Handlung komplett übernimmt und alles überdröhnt das gegen sie anzukommen versucht – Sprecher genau so wie die Soundkulisse.
Die Sprecher haben ebenfalls die Schreierei gepachtet. Normale Unterhaltungen finden nur zu Beginn des Hörspiels statt, der Rest ergeht sich in Geschrei. Besonders auffällig ist dies wenn diverse Protagonisten durch eine Holzwand getrennt sind und die Gruppe A die Gruppe B – welche sich fast normal unterhält – gut hören kann. Gruppe B bekommt jedoch andererseits nichts davon mit, das sich Gruppe A im Schreiton unterhält.
Zu hektisch ist die Geschichte ans sich und zu hektisch deren Inszenierung. Hier wären viele Spannungsmomente möglich gewesen, wenn man das „Grauen“ langsamer und nicht ganz so überzogen humorig aufgebaut hätte.
Erzählerin Kirstin „Liz“ Hesse wirkt zwischendurch so als habe sie eine Überdosis Energydrink zu sich genommen. Die wirkt sich nicht auf die Schnelligkeit des Sprechens aus, sondern eher auf das Timbre an sich, welches gehetzt und recht nervig daher kommt. Peter „Rick“ Flechtner darf sich ab der Mitte des Hörspiels nur noch in fast atemlosen Schreien verständlich machen und Marie Bierstedt ist Marie Bierstedt – stets leidend. Auch Leon Boden, Frank Röth und Jens Wendland laufen nicht zu Höchstleitungen auf, sondern spielen das was sie fast immer zum besten geben.
Nach zwei sehr guten Beginnerfolgen sackt die Qualität der Geschichten hier ziemlich weg. Zu viel von allem, erweist sich hier als Manko. Zu viele Story – welche fast schon erdrückt, zu viel und zu laute Musik – welche noch zusätzlich unnötige Hektik verbreitet und zu viel spielerisches Overacting. Möge dieser, subjektiv betrachtete, Ausrutscher der einzige gewesen sein…
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