Poe zieht vor Gericht. Falsche Zeugen sollen seine Identität beschwören. Aber die Gegenseite hat ihre Maßnahmen getroffen. Und plötzlich wendet sich Poes eigener Plan gegen ihn selbst.
“Nimm auf die Stirne diesen Kuss, weil ich dich jetzt verlassen muss!“….
So donnert Christopher Lees Basstimme im vorletzten Track der CD das Gedicht „Ein Traum in einem Traum“ von Edgar Allen Poe. Und Poe muss der Zuhörer hier nun auch zum neunten Mal verlassen. Doch ist dieses Weggehen nicht wirklich ein verlassen der Geschichte. Die Situation in der sich der Suchende befindet ist die, welche er schon acht Mal vorher gehabt hat.
Die Geschichte vorher birgt nicht wirklich neue und unerwartete Momente. Die Trennung von Leonie wird, wie erwartet, aufgehoben und wieder verlässt sich Poe auf das unverlässlichste auf diesem Planeten – das Wesen des Menschen an sich. Was sich hier als neuere Handlungsabschnitt in Poes Leben darstellen sollte, ist nichts anderes als ein Aufguss dessen was man vorher bekommen hat. Das Geschichte hat sich verändert, nicht mehr die Identität wird gesucht sondern das ehemalige Leben und dessen Wiederherstellung, doch die Grundzüge sind vollkommen identisch. Poe wittert Luft und bekommt Hilfe, Poe verliert den Boden unter den Füßen da die Hilfe keine ist, Poe ist am Ende und flieht erneut jammernd in die nächste Stadt. Dies alles ist so sicher wie der Umstand das am Beginn einer jeden Folge die Sätze kommen werden, welche durch den Beginn „Mein Name ist Edgar Allan Poe….“ eingeleitet werden.
Warum hört man sich also die neuen Folgen eigentlich noch an? Wegen der perfekten Inszenierung die da dunkle und kalte Treiben der amerikanischen Großstädte um 1850 in vortrefflicher Stimmung porträtiert. Die damals gerade erwachenden Menschenmoloche sind als Schmelztiegel von Tod und Gewalt gut geeignet um die niedersten Instinkte der Menschen in sie hinein zu projizieren und Poe darin um sein Seelenheil streiten zu lassen. Auch die Sprecher sind ein weitere Grund der Geschichte des Suchenden weiter zu folgen. Perfektes Zusammenseil eines jeden Stimmakrobaten wird in jeder Folge geliefert und die Hauptcrew von Pleitgen, Hagen und Berben erfährt immer wieder neue Unterstützung durch akustische Diamanten – diesmal von Olaf Baden, Ernst Meinke, Tilo Schmitz und anderen.
Das Herz schlägt noch, angetrieben durch Klangmalereien in höchsten Qualität, doch die Seele scheint dem guten Poe immer mehr zu entschwinden. Handlungen entgegen dem bisherigen Charakter des Hauptakteurs geraten immer mehr in den Vordergrund. Der bekannte Poe beginnt sich zu verlieren und die neue rigorosere Version ist nicht wirklich eine die mir zu 100% zusagt.
Sprecher top, Inszenierung zur vollsten Zufriedenheit, doch die Story sollte sich ein wenig mehr regen…
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