18 – König der Nacht

2.04Ich sah das Wesen. Es kam schnell auf mich zu. Ich musste schon genau hinsehen, um meinen Gegner nicht aus den Augen zu verlieren. Er war fast unsichtbar. Die Form veränderte sich – für einen Augenblick dachte ich, es wäre eine gigantische Fledermaus mit grün leuchtenden Augen, kurz darauf erinnerte es mich an das personifizierte Böse: Den Teufel!

Trennstrich„Oha“ – das war mein erster Gedanke als ich den Anfang des Hörspiels zu Ohren bekam. Nun wandelte diese Serie auch auf den Pfaden derer die Nazis und sogar Adolf Hitler in ihre Geschichten einbauen. Doch legte sich meine Befürchtung schnell, denn die Szene war nur recht kurz und diente auch nur zur Erklärung eines bestimmten Umstandes.

Die Story, oder besser das große Ganze der Serie, weitet sich immer mehr aus und die Begleitumstände werden immer mehr vertieft. So stellt sich weiter heraus das es eine Organisation gibt welche sich kontrollierend um die „Metawesen“ und deren Aktionen kümmert, sowie diese überwacht. Der Name der Organisation wird sicher, nachdem er genannt worden ist, sofort ein paar Aha-Momente beim aufmerksamen Zuhörer auslösen.

Auch findet sich so langsam eine Art „Clan des Bösen“ zusammen, welcher an die Vorlagen aus diversen Hefromanserien erinnert. Draculas Truppe besteht immer mehr aus den unterschiedlichsten Gruselwesen, welche sich mit ihm verbünden. Die Erwähnung von „selbst ernannten Superhelden“, im Bezug auf Faith und Co., trifft genau so zu wie sich hier eine Art „Sinister Six“, nur mit mehr Mitgliedern, herausbildet. So erinnern diese beiden Gruppierungen, mit ihren unterschiedlichen Charakteren und deren unterschiedlichen Spezialkräften, sehr stark an Superheldencomics der amerikanischen Art. Mir persönlich gefällt dies sehr gut, da die Übertragung des Genres in das Hörspiel-Grusel-Milieu gelungen ist und man merkt das sich der Autor in beiden Medien gut auskennt.

Erneut kann die Serie mit ausgezeichneten Frauenstimmen aufwarten. Diesmal fiel mir besonders Tanja Geke, als „Delia Richards“, auf. Das erneute Auftauchen des Charakters bietet nicht nur eine Menge Zündstoff für die Story, sondern wurde die Rolle hier auch wesentlich besser mit Tanja Geke besetzt, als es mit Daniela Hoffmann, in Folge Fünf (Dämonische Leidenschaft) der ersten Staffel, der Fall war.

Das übliche Blabla im Bezug auf die Sprecher könnte ich mir eigentlich sparen, denn in den großen Rollen gibt es keine Ausreißer und auch keine besonders erwähnenswerten Sondervorstellungen. Jede Hauptrolle ist mit einem stimmlichen Hochkaräter besetzt der solch eine Aufgabe im Schlaf meistert und jeder kennt seine Rolle mittlerweile gut genug um sie auch ausleben zu können. Sei nur am Rande erwähnt das mir die Wahl von Lutz Riedel als „Dracula“ immer besser gefällt. Denn wer sich zwei anderen Hörbüchern, oder besser einem sehr spartanisch ausgestatteten Hörspiel und einer Lesung, widmen mag, der kann so die komplette Geschichte des Grafen von Lutz Riedel erzählt bekommen.

Dennoch sollte man nicht unbedingt ein Sprecher-X für ein Sprecher-U vormachen. Der auf der R&B-Seite angegebene „Ibrahim von Rosenberg“ als „Adolf Hitler“ entpuppte sich in meine Ohren eher als Torsten Michaelis, aber vielleicht wollte er nicht in Bezug zu dieser Rolle genannt werden, wofür ich vollstes Verständnis hätte.

Nach wie vor wissen R&B die nicht ganz so guten, oder teilweise komplett überpräsenten, Sprecher eher in kleineren Rollen einzusetzen, wo sie nicht wirklich „Schaden“ anrichten können. Doch ein wenig seltsam mutete es an Tilo Schmitz sofort wieder zu hören, leider in einer anderen Rolle und auch nur kurz, aber dennoch nicht als „Azazel“. Selbes Schicksal teilt Karen Schulz-Vobach, welche sich als Schulhof-Aggro ausleben darf. Sicher wäre es besser so markante Stimmen nicht in aufeinander folgenden Episoden auftauchen zu lassen, sondern eher etwas Vergessensspielraum einzuräumen, besonders wenn es um die Darstellung eines der Main-Bösewichte geht, wie bei Tilo Schmitz.

Das ganze Hörspiel machte wieder einen etwas verjüngten Eindruck, doch ist die Gangart der letzten drei Folgen nicht komplett vergessen. Die Weiterentwicklung von Story und Charakterprofilen ist beachtlich und wird kontinuierlich weitergeführt. Ich bin gespannt wie lange dieses Tempo noch vorgelegt wird und wann sich eine Routine einstellt, von der bisher nichts zu bemerken ist. Die Inszenierung ist wieder genau so nah dran wie erhofft und alles macht einen recht runden Eindruck.

Bisher die beste Folge der zweiten Staffel, wenn nicht sogar die beste Folge der bisherigen Serie. Alles ist und bleibt offen und die weitere Story wird sicher noch ein paar Überraschungen bereit halten…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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