Unruhige Zeiten im Weimar von 1805. Erst bricht ein Schauspieler tot zusammen, als Goethe seinen „Faust“ aufführt, dann liegt Schiller sterbenskrank danieder. In diese Szenerie platzen die Brüder Grimm, die den beiden Dichterfürsten ihre Aufwartung machen wollen. Sie erhalten von Schiller ein letztes vollendetes und versiegeltes Manuskript, mit der Bitte, es seinem Freund Goethe zu überbringen. Am nächsten Morgen ist Schiller tot – offenbar vergiftet durch eine Medizin, die die Brüder Grimm ihm im Auftrag Goethes verabreichten. Eine spannende Suche nach einem verschwundenen Manuskript beginnt.
Fast 15 Jahre nach dem Erscheinen des Buches, in der Erstauflage, wurde hier der erste „Fall“ der Gebrüder Grimm als Hörspiel verarbeitet. Die beiden Schreiberlinge – den meisten wohl eher als Märchenerzähler denn für ihre detektivische Ermittlungskunst bekannt – geraten ungewollt in ein Spiel aus Ränkeschmieden und Verschwörung, welches ihnen eine Menge Kopfzerbrechen bereiten soll.
Als die zwei Jungautoren auf ihre beiden – fast schon von ihnen unterwürfig verehrten – großen Vorbilder, namens Goethe und Schiller, treffen, ist diese Begegnung keinesfalls so wie sich Wilhelm und Jacob Grimm sie erhofft haben. Keine bereichernde Konversation steht den Beiden mit den damaligen Giganten der Literatur bevor, sondern die grausame Realität von Krankheit, Mord und Verrat. Ein dunkles Geheimnis zwingt sie dazu sich auf gefährliche Pfade und ungewöhnliche Reisen zu begeben, bei denen sie zeigen müssen das sie mehr als nur das Talent des Geschichten erzählen beherrschen.
Auch wenn das erste Abenteuer der Gebrüder Grimm streckenweise recht schnell und atemlos daher kommt, so wäre es nicht wirklich ratsam einem Fan von Action- und Horrorhörspielen dieses ans Herz zu legen.
Die Sprache, welcher sich das Hörspiel bedient, kann man mit Fug und Recht als antiquiert bezeichnen. Doch gerade damit schafft man einen Bezug zum Jahr 1805 und überträgt die Atmosphäre der damaligen Zeit noch intensiver, als man es mit „normaler“ Sprachweise hätte bewerkstelligen können.
Sätze wie „Ich kam und sah, da lag er schon!“ mögen sich vielleicht zu Beginn eher parodistisch anhören, doch nach extrem kurzer Zeit hat man sich an die umständliche Ausdrucksweise der Figuren gewöhnt und nimmt es als inszenierungstechnische Finesse gerne in Kauf.
Das dieses Werk zu Kai Meyers früher Schaffensperiode gehört merkt man ihm nicht wirklich an. Wer sich jedoch die „Alchimistin“ zu Gemüte geführt hat, der erkennt das er seine Welten doch recht streng an die eigenen Vorgaben bindet und sich auch schon einmal selber beleiht – was durchaus legitim und qualitativ wünschenswert ist.
Obwohl die Spielzeit „nur“ 280 Minuten beträgt sind die einzelnen CD so gut portioniert das diese Sinn machen und man auch schneller den Einstieg in die Geschichte wiederfindet, da alles irgendwie in Kapiteln pro CD abgeschlossen ist, wie ich fand.
28 Sprecher sind zu hören und zu 21 davon hält das Booklet sogar eine kurze Vita bereit. Namen wie Hasso Zorn, Marius Clarén, Matthias Habich, Andreas Fröhlich, Celine Fontanges, Brigitte Grothum und und und, um nicht alle aufzuzählen, schließen von vorne herein aus das es in diesem Punkt zu Aussetzern kommen könnte. Auf jeden Sprecher einzeln einzugehen wäre jetzt fast schon abendfüllend, den hier reichen sich zahlreiche Hör- und Schauspiellegenden die akustische Hand zum perfekt abgestimmten, wenn auch düsteren, Reigen. Nun sollte man nicht vergessen das sich diese Auswahl ja nicht von zufällig her trifft, sondern das gerade beim Zaubermond sehr penibel auf Stimmigkeit in Akustik und Figur geachtet wird. So konnte ich diesmal sogar, zum eigenen Erstaunen, Gerlach Fiedler in seiner Rolle verstehen, was sicherlich auf die Regie von Marco Göllner zurück zu führen ist.
Die Inszenierung ist wie gewohnt perfekt. Wer einmal einen frühen Hunter vom Zaubermond gehört hat, der weiß was ihn hier erwartet – qualitativ, nicht vom Stil her. Ein an die Geschichte angepasster Soundtrack und eine umfangreiche Soundkulisse bringen den Zuhörer problemlos an die jeweiligen Spielorte und versetzen ihn mit Leichtigkeit in die gewünschten Szenerien. Doch sollte man nicht vergessen das hier alles recht bunt ausgelebt wird und Regisseur Marco Göllner auch gerne mit Soundextremen spielt. Da er hier nicht mit dem musikalischen Stilmitteln spielen kann, Technoklänge wären mehr als unangebracht, verlagert er sich auf die Ausschmückung der Szenen.
Eine Szene in der eine schon recht ansehnlich verweste Leiche mit recht archaischen Mitteln ihres Geheimnisses beraubt wird ist nichts für einen zu schwachen Magen, da die Knochen bersten und die Innereien sich ebenfalls mit vielen verschiedenen Effekten glucksend und schlabbernd zu Gehör melden.
An diesem Hörspiel gibt es definitiv nichts auszusetzen. Die ruhigeren Szenen sind notwendig um die fortlaufende Handlung, sowie die Charakterzeichnungen der Figuren, zu transportieren und die für Viele sicher seltsam anmutende Sprache ist nur um so interessanter, da man damals nun einmal so gesprochen hat und dies der ganzen Sache ein großes Maß an Authentizität verleiht.
Ein zweiter Teil und letzter Teil existiert ebenfalls und man kann gespannt sein auf das nächste Abenteuer der Literaturdetektive…
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