08 – See des Grauens

Geister-Schocker-08Der Familien-Clan der Abernathys ist Opfer eines jahrhundertealten, blutigen Fluches. Sobald die Dudelsackmusik erklingt, sind sie gezwungen dem magischen Ruf zum See zu folgen. Dort wartet das Grauen auf sie. Doch handelt es sich hier wirklich um einen Fluch oder stecken andere Gründe dahinter? Die junge Studentin Sheila versucht, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Doch als das erste Mitglied des Clans vor ihren Augen zu Staub zerfällt, muss sie erkennen, dass die Mächte der Finsternis stärker sind als sie.

TrennstrichIch weiß, was Angst ist. Wie sich sich anhört und wie sie in einen durch den Kopfhörer hinein kriecht. An einem See, in dem das Grauen haust, wird sich alles entscheiden…willkommen…in Schottland.

So würde dieses Hörspiel in einer anderen Serie beginnen, doch hier ist dies nicht der Fall. Trotzdem: Hier ist schon fast die Location alleine Programm. Schottland, das Land der defekten Burgen, Hausgeister und Seen in denen sich diverse Dinge herum treiben sollen. Und genau hier eine Geschichte, welche gruselig sein soll, anzusiedeln ist sicher eine Nummer Sicher, aber auch die Möglichkeit mit den bekannten Dingen ein wenig zu spielen, welches Autor Walter Appel damals auch getan hat.

Der 1976, als „Vampir-Roman“, erschienene Heftromangrusler „Die Seeschlange“, benutzt alle bekannten Stilmittel einer Gruselgeschichte welche in Schottland spielt: einen unheimlichen See, einen alten Familienfluch und das landestypische Musikinstrument welches genutzt wurde um Feinde in die Flucht zu verängstigen, den Dudelsack. Der Autor mischt noch seine eigene Idee solch einer Begebenheit dazu und fertig sind 59 Minuten wirklich genial gemachter Unterhaltung.

Dunkel ist das Geheimnis der Familie Abernathy nicht, doch ist der sie heimsuchende Geist um so dunkler. Das Hörspiel steigt sofort in die Geschichte ein und überlässt das kennenlernen der Figuren dem Zuhörer während der Handlung mit Sheila MacKenzie gemeinsam zu erleben. Und dieses Tempo wird weiter bei behalten. Viele Ruhepausen werden dem Zuhöre nicht gegönnt und selbst die Erklärdialoge werden immer wieder von Spielszenen in Rückblendungen durchbrochen. Hier zeigt das Team der Romantruhe wie „simpel“ es sein kann eine gesunde Mischung aus Action und Grusel zu erzeugen, ohne dabei in Langeweile oder Hektik anzurutschen.

Da ich diesen Roman nicht kenne, aber diverse andere von Walter „Earl Warren“ Appel gelesen habe, denke ich das die Bearbeitung des Stoffes sicher auch eine Menge an diesem positiven Eindruck mitgearbeitet hat. Markus Winter legt hier ein Script vor, welches problemlos in die heutige Zeit passt, aber dennoch den Flair des Vergangenen mit sich trägt.

Die Inszenierung von Oliver Bauman und Michael Schwabe braucht sich nicht hinter diesen Script zu verstecken. Wenn man Nebel akustisch sichtbar machen kann, so ist ihnen dies hier gelungen. Die Geräuschkulisse und die Musikstücke sind so dicht zusammengefasst, das die Umwelt der Geschichte ganz unweigerlich vor dem inneren Kinoauge des Zuhörers entstehen muss.

Bei den Sprechern sind die sogenannten „Big Names“ eigentlich nicht erwähnenswert, denn sie machen ihren Job wie immer perfekt. Doch gibt es da neben Jürg Löw, Karlheinz Tafel, Michael Che Koch, Bert Stevens und Walter Gontermann noch eine bunten Reigen an unbekannten Namen und unverbrauchten Stimmen, welche jedoch genau so wie ihre Kollegen voll zu überzeugen wissen.

Alexandra Schalaudek, in der Rolle der Aufklärerin „Sheila MacKenzie“, lies mir ab und an den Mund ein wenig offen stehen bleiben. Sie schafft es mit solch einer Leichtigkeit diese Figur zu beleben, das man meint sie wäre selbst dabei gewesen und lebe dies nun alles noch einmal nach. Ihr Timbre spielt dabei vom sexy Unterton bis hin zur entschlossenen Geisterjägerin alle akustischen Facetten einmal durch. Hildegard Keller, in der Rolle der „Lady Anna Abernathy“, hat die wohl undankbarste Rolle. Sie leistet gute Arbeit in Wort, aber noch besser im Schrei, denn davon hat sie reichlich abbekommen. Insgesamt ergibt sich bei dieser Folge ein Bild von 100% homogen agierenden Sprechern in 100% stimmigen Rollenzuteilungen.

Wieder eine großer Schritt nach vorne/oben oder wie man es sonst auch bezeichnen mag. Der See des Grauens reiht sich für mich perfekt neben das Klippenhaus und den Highway in die Reihe der Top-Folgen der bisherigen ein…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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