54 – Ein schwarzer Tag in meinem Leben

54Nur Millimeter neben meinem Kopf splitterte der Holzboden auf. Ein Querschläger jaulte davon. Gegen eine Ohnmacht ankämpfend riss ich die Beretta herum. Undeutlich erkannte ich den Mann, der auf mich anlegte. Meine Finger waren bereits taub. Ich sah noch die Feuerblume, dann stürzte ich in eine tiefschwarze Leere.

TrennstrichEine hektische Szene – Kampfgetümmel, Verfolgungsjagd, beliebig einsetzbar -, ein Erzähler der mitten im Satz abbricht um von einem Schockeffekt erdrückt zu werden, der positive Charakter der Szene schreit einen Ruf nach Hilfe oder sonst etwas, welcher in einem Hall ausklingt……

Dieses ist eines der bekannten Stilmittel welches in fast mittlerweile jeder Folge von Sinclair zu finden ist. Konnte man die Serie vor 9 Jahren noch mit Fug und Recht als die wegweisende Referenz in ihrem Genre bezeichnen, so ist dies heute nicht wirklich mehr gegeben. Nach 54 Folgen ist nicht nur inszenierungstechnisch irgendwie die Luft raus und Macher Oliver Döring hat eigentlich alles schon gebracht was akustisch mach- und vertretbar ist.

Wie kann man aber eine Serie wie Sinclair, deren Romanvorlagen sich auch immer mehr selbst an der Einfallslosigkeit des Autoren überlebten, sich aber im aktuellen Stand – Band 190 – noch zu guten Vorlagen verarbeiten lassen weiter am Leben erhalten ohne sie zu früh schlafen zu legen? Ich denke das man sich auf die Geschichten an sich konzentrieren könnte. Gerade „Ein schwarzer Tag in meinem Leben“ ist für den Geisterjäger einer der schwersten Schläge die er bisher einstecken musste und die Ereignisse der Folge wären ein guter Aufhänger für Dramatik und Seelenstriptease pur gewesen.

Nicht nur das Fastzerwürfnis mit seinem besten Freund Suko sollte dem Sohn des Lichts zusetzen, doch von Seelenqualen und großen menschlichen Verlusten ist hier nichts zu spüren. Die Inszenierung ist fast belanglos eisig, wenn es ans Eingemachte geht und die Folge bildet nicht den Meilenstein den sie hätte darstellen können. Sicherlich ist alles Wichtige für die Zukunft verpackt und die „weiße Wölfin“ kann kommen, doch irgendwie hatte ich mir diese seelische Geburtsstunde doch monumentaler erhofft – mit mehr Spiel und keiner fast emotionslosen Zusammenfassung der Ereignisse durch jemanden der eigentlich kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehen sollte.

Einzig positiver Faktor in der Verarbeitung der Grundvorlage ist der Umstand das Lady X endlich aus dem harmlosen Schatten heraus tritt, welchen sie bisher darstellte. Endlich erkennt man wie gerissen und dämonisch die gefährlichste Terroristin der Welt ist. Ebenfalls möchte man sich ihr gerne anschließen als sie die restliche Mordliga als „Pfeifen“ darstellt, denn so kommen die ach so mächtigen Oberdämonen eigentlich bisher auch daher.

Und nun – das übliche. In einer wie immer perfekten Inszenierung, geräusche- und musiktechnisch betrachtet, tummeln sich akustische Giganten wie Simon Jäger, Bernd Rumpf, Hans Werner Bussinger, Dascha Lehmann, Hans-Georg Panzack und der übliche Rest der Sinclair-Besatzung die ich nicht auch noch namentlich bemühen möchte. Alles perfekt, bis in die kleinste Ecke…..

…doch wo bleibt das Feeling? Aus dieser Folge hätte man spieltechnsich ein Highlight wie den „Todesnebel“ machen können und trotzdem schrappt man sehr weit daran vorbei. Nur gute Technik und nur geniale Sprecher sind eben nicht alles – die Geschichte braucht eine Seele die beim Hörer für Aufruhr sorgen kann – das wäre ein großer Fortschritt dies nochmals zu erleben – denn das man es kann hat man, subjektiv gesehen, bisher dreimal gezeigt…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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