Im Jahr 1887 wird der schiffbrüchige Engländer Edward Prendick von einem Schiff aufgenommen, das einen gewissen Montgomery mit seinem grotesken Diener M’ling und eine Ladung verschiedener Tiere auf die geheimnisvolle Insel von Dr. Moreau bringen soll. Moreau ist für Edward Prendick beileibe kein Unbekannter, immerhin hat auch er einen wissenschaftlichen Hintergrund…
Dass das Gruselkabinett genau das nicht immer ist, nämlich ein Hörspielkabinett in dem man sich gruseln kann, ist nichts Neues mehr. Zu oft wurden bereits Stoffe verarbeitet, welche weder gruselig waren oder schon gar nicht in solch ein Reihe gepasst haben – siehe zuletzt das recht anstrengend anzuhörende „20.000 Meilen…“.
So haben sich dann meine Hoffnungen für die Umsetzungen der Stoffe von Herbert George Wells auch ziemlich in Grenzen gehalten, was die Produktion durch Titania Medien angeht. Man verstehe mich nicht falsch – die Inszenierungen sind vom technischen Standpunkt bisher immer top of the Pops gewesen, doch hatte ich so meine Bedenken, was den Umgang mit der Story an sich angeht.
Als Start gönnte ich mir dann also auch die kürzeste der beiden bisher erschienenen Adaptionen: Die Insel des Dr. Moreau, welche nur auf einer CD daherkommt und nicht, wie „Der Unsichtbare“, auf zwei CDs.
Die ganze Geschichte beginnt mit einer Menge komplett unerwartetem Grusel, rutscht dann aber schnell in moralinsaure Gefilde ab um seicht auszulaufen.
Sicherlich ist dies Wells Hinweis darauf das der Mensch nicht Gott spielen sollte – welchen er eigentlich in jeder Geschichte irgendwie untergebracht hat – und sich mit dem ihm zugewiesenen Platz im Universum begnügen soll, doch ganz so herausheben hätte man gerade diesen Punkt nicht unbedingt müssen.
Mir stellte sich auch die Frage, wieso man wieder so eine weiche Bübchenstimme für den Hauptprotagonisten ausgewählt hat. So geraten in dessen Erzählungen über die Schrecken, welche Moreau unter den Tiermenschen verbreitet und anrichtet, eher zum wehklagenden Einerlei, welches bei Titania so oft eingesetzt wird.
Louis Friedemann Thieles „Edward Prendick“ fehlt es an Schärfe und Agitation. Man hätte den Charakter ein wenig lebendiger ausgestallten sollen, denn selbst emotionale Ausbrüche des Hauptakteurs erschienen mir mehr wie ein höfliches Anmerken von Missstände statt einem Aufbegehren gegen diese.
Lutz Riedel leistet sich jedoch einen hervorragenden „Dr. Moreau“. Er spielt die Figur so arrogant, herrisch und überheblich, dass man den Gottkomplex des Wissenschaftlers fast schon schmecken kann.
Auch Rolf Berg überzeugt in der Rolle des von ethischen Widersprüchen geplagten „Montgomery“. Der Rest ist Tiermensch und teilweise überzogen bis zur Karikatur anstelle eines bedrohlichen Schreckgespenstes.
Die Geschichten von H.G. Wells sind sicher nicht Hardcore, doch könnte man gerade die edukativen Momente ein wenig aggressiver herausarbeiten und sie offensichtlicher anbieten.
Gruselkabinett = Schauerromantik, das ist schon seit mehr als einem Jahrzehnt klar, doch kann man nicht jeden Stoff in das Fettlinsen-Korsett pressen in das man die meisten Produktionen bisher hineingepresst hat.
Inszenierung, wie immer top, Sprecher auch top – nur nicht immer passend, ansonsten würde ein wenig mehr „Härte“ gerade solchen Produktionen besser zu Gesicht stehen.
Und nun… Der Unsichtbare…
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