17 – Mardi Gras

Zombies, lebende Leichen – nur ein Mythos? Ein Foto, das ihre tödlich verunglückte Geliebte Camille scheinbar lebendig zeigt, lockt die exzentrische Künstlerin Barbara Knox nach New Orleans…ein drückend heißer Hexenkessel im Ausnahmezustand: Es ist Mardi Gras. Mitten im brodelnden Partytreiben nimmt Barbara die Spur auf und kommt dabei einem psychopathischen Mörder, der seinen Opfern das Herz aus dem Leib schneidet, gefährlich nahe. Die Polizei misstraut ihr und nimmt sie ins Visier. Jetzt muss Barbara nicht nur um ihr Leben fürchten, sondern auch noch ihre Unschuld beweisen und gerät dabei in einen Strudel aus Voodoo und dunklen Leidenschaften, dem sie sich nicht mehr entziehen kann…

TrennstrichYou do something to me,
something that simply mystifies me.
Tell me, why should it be
you have the power to hypnotize me?
Let me live ’neath your spell,
Do do that voodoo
that you do so well.

Bereits 1929 packte Cole Porter diese Zeilen in einen Song denn scheinbar wusste er, das Markus Duschek diese berücksichtigen würde um seinen persönlichen Mardi Gras in die die Welt des Hörspiels hinaus zu schicken.

Irgendwie muss man ja mit der Rezension, oder wie man das hier auch immer nennen mag, ja beginnen und ich wollte nicht wieder damit starten zu erläutern das dies hier ein Hörspiel für Erwachsene ist, denn es wird bestialisch gemordet, eine nicht stubenreine Sprache benutzt und die Hauptakteurin ist eine lesbische Malerin, welche gut und gerne dem Alkohol zuspricht. Also alles in allem kein Hörspiel für Töröhexhexjustuspeterbobaffine.

Soweit dazu und soweit auch schon eine Menge verraten.

Jeder der beteiligten Macher des Hörspiels ist mir persönlich bekannt und jeder kann mit Kritik relativ gut umgehen. Am besten von allen könnte es Markus Duschek, doch an dessen Geschichte gibt es absolut nichts zu bekritteln. Da man weiß, das MindNapping nichts übernatürliches nutzt um eine Geschichte zu erzählen, ist von Anfang an klar, das sich alles irgendwie realistisch auflösen wird. Duschek spielt auch erst gar nicht mit der Möglichkeit des Übernatürlichen um den Zuhörer auf eine falsche Fährte zu locken. Seine Geschichte ist eine Hommage an die verschwitzten Gassen des Mardi Gras in New Orleans und dessen Loas, sowie einer sexuell unterschwelligen Spannung, welcher sich das Hörspiel in seiner kompletten Spielzeit immer wieder bedient.

Die Musik von Marcel Schweder, welcher auch das Mix- und Mastermind dieses Mardi Gras ist, versteht es wieder einmal gekonnt mit stampfenden Basstrommelrythmen und vielfachen Untertönen eine Stimmung zu erzeugen, welche auch sekundenlange Tracküberleitungen nicht dazu verdammt die Stimmung kippen zu lassen. Schweder ist ein Ass, wenn es darum geht Musik wirken zu lassen, ohne sie zu aufdringlich in den Vordergrund zu drängen. Oft bewiesen und auch auch hier wieder positiv angewandt.

Elf Sprecher. Mehr braucht es hier nicht um die Besetzung auszustatten. Zehn davon passen ins Bild und nur einer, dessen Stimme ich nicht einem Namen zuordnen konnte und sie für einen Semiprofi hielt, sticht negativ heraus.

Alexandra Doerk, welche laut meiner Google-Recherche, kein unbeschriebenes Blatt im deutschen Hörspielsprecheruniversum ist, war mir bisher kein Begriff, da sie, laut diverser Hörspielsprecherdatenbanken, zumeist in Kinder- und Jugendhörspielen mitgesprochen hat. Leider muss man hier sagen, das sie die Qualität des Sprechercasts ein wenig nach unten zieht, denn ihre Leistung ist nicht mit den Darstellungen ihrer Kollegen zu vergleichen. Sie wirkt ein wenig gestelzt und unbeteiligt neben Giganten wie Katja Brügger, Udo Schenk, Gordon Piedesack und Detlef Bierstedt.

Katja Brügger und Udo Schenk liefern hier eine sehr amüsante Darstellung eines sehr ungleichen Paares auf irgendwie gleicher Mission ab. Die kratzbürstig veranlagte und sich lesbisch auslebende Malerin mit Hang zu Jack (Daniels) scheint Frau Brügger geradezu auf das rauchige Timbre geschrieben worden zu sein und der nicht minder sarkastisch und sexuell ausschweifend agierende Galerist mit Hang zu fülligen Damen passt auf Udo Schenks Organ wie die Nadel in die Puppe.

Was bringt Mardi Gras denn nun einem Hörer? Wer auf Grusel steht, der findet hier ein wenig Splatter und eine Menge Psycho. Wer auf Thriller steht, der wird mit recht tiefgängigen Charakteren beworfen, denn das ist eine Sache, welcher sich Autor Markus Duschek gerne bedient – Menschen ausloten. Wer ein qualitativ hochwertig (mir fällt keine andere Bezeichnung ein) Hörspiel hören möchte, der wird auch dies hier finden.

Mardi Gras ist reine Unterhaltung. Einzig beim Auftritt von Alexandra Doerk sackte der Spannungsbogen bei mir ein wenig durch, doch insgesamt ist dies ein Hörspiel, welches man auch im zweiten Hörgang genießen kann.

Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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