Diese Nacht wird Lisa Wagner niemals vergessen. Eigentlich wollte die junge Frau mit ihrer Schwester Emma auf einer Party über den Dächern Frankfurts ausgelassen feiern. Stattdessen findet sie sich in einem dreckigen Kellerverlies wieder und wird Zeuge, wie ihre Schwester brutal ermordet wird. Doch der wahre Albtraum beginnt erst nach ihrer Flucht. Emmas Mörder ist schnell gefunden, doch die Beweise reichen für eine Verhaftung nicht aus. Für Lisa wird es Zeit, selbst etwas zu unternehmen. Mit dem charismatischen Staatsanwalt und der engagierten Mordermittlerin heftet sie sich an die Fersen des Täters und kommt einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur.
„Kuck mal, Christoph, das hier ist ein Rad!“, „Das sehe ich Markus, aber das hast Du doch nicht neu erfunden, oder?“, „Nein, Christoph, ich habe es aber gepimpt!“…
So, oder ähnlich, könnte sich eine Unterhaltung zwischen den Machern von „Mord in Serie“ – Regisseur Christoph Piasecki und Autor Markus Topf – zugetragen haben.
Krimihörspiele scheinen nach wie vor im Trend zu liegen, doch mit dem üblichen „Wir sind britisch und somit auch recht komatös!“ kann man sich nicht wirklich aus den Masse abheben. Was also tun? Psychothriller wäre zu einfach und auch zu populistisch. Also: Mischen ist die Devise und diese wird hier von Autor Markus Topf beherzigt.
Erneut zeigt sich das Hörspielmacher aus aus Fehlern lernen können, denn in Kooperation mit Contendo Media-Chef Christoph Piasecki könnte es Markus Topf gelingen eine Serie ins Leben zu bringen, welche länger als 1-2 Episoden atmet, da Piasecki für Kontinuität bekannt ist.
Wem beim hören dieser ersten Folge TV-Serien wie „Criminal Minds“ in den Sinn kommen, dem sei gesagt das er sich in brauchbarer Gesellschaft – nämlich meiner – befindet. Wie sollte man auch eine Story erfinden, deren Twist neu, komplett unerwartet und noch nie vorher dagewesen ist? Auch wenn die Ausführung am Ende – und kurz davor – eine unerwartet Wendung bereit hält, so kennt man dies doch alles bereits aus dem TV und anderen Alltagablenkungsmedien.
Doch ist es die Inszenierung, die Sprecherauswahl und die rotzige Schreibe, welch das ganze aus dem normalen Brei abheben. Die Polizei (Polizei, weil das alles auch noch in Deutschland, nämlich Frankfurt, spielt) ermittelt, versagt und andere Wege der Wahrheitsfindung müssen abgeschubst werden. Das birgt stets Potential für Underdog-Charaktere und deren unorthodoxes Verhalten im sonst angepassten Krimiversum.
Die Darstellung von Gewalt geht hier nicht den ausgeblendeten Weg, sondere wird dem Zuhörer direkt und ungeschönt in die Ohren gehauen. Dabei ergeht man sich nicht in Schrei- oder Stöhnorgien, sondern beschränkt alles auf ein erträgliches Maß dessen Bemessung extrem knapp an der Unerträglichkeit ist, aber niemals die Grenze zum nervenden „Jetzt zeigen wir Dir aber mal wie toll wir schocken können!“-Stereotyp.
Nur wenige frische Stimmen mischen sich zwischen die alten Akustikhasen, was aber dennoch zeigt das man nicht zu 100% auf #Sicher gesetzt hat und auch bereit ist unverbrauchte Ohrkrobaten einzusetzen. Mit Uta Dänekamp, in der Rolle von „Opfer“ Lisa Wagner, hat man genau das richtiger Pferd gesattelt. Verletzlich naiv geht sie durch die Geschichte um dann doch ab und an dem Konsumenten am anderen Ende des Mikrofons zu zeigen das man sich auch akustisch leicht täuschen lassen kann – Tonfälle könne wie Blicke sein.
Danach ist eigentlich nur noch ein Aufzählen von Stimmen möglich – nämlicher die von Martin May, Katja Brügger, Wolf Frass, Sascha Rotermund, Gordon Piedesack, vielen anderen mehr und Hörspielurgesteingigant Konrad Halver. Das alle diese Profivokalisten einen guten Job machen, in dem sie die zugewiesenen Rolle so sprechen wie man sich die Figur auch im Kopfkino vorstellt, ist Voraussetzung und wird durch einen Regisseur wie Christoph Piasecki garantiert. Doch ist es besonders nett Konrad Halver in der Rolle des „Schmuddelprivatdetektivs mit übermenschlicher Aufklärungsrate“ zu hören – das passt nicht nur, wie die anderen Sprecher, das ist schon fast kultig.
Die Story nicht neu, aber dennoch mit einem „Ach so ist das!“ versehen. Die Inszenierung perfekt, bis auf den letzten Vogelpiepser aus der hintersten Reihe. Die Musik ein wenig zu wechselhaft und nicht immer so harmonisch wie es nötig gewesen wäre. Sprecher die ihre Hörspielcharaktere aus dem Lehrbuch umsetzen. Ein Autor der losgelassen und dessen Vision von einem Regisseur eingefangen wird, der versteht was er da macht.
„Live long and prosper, Mord in Serie“, so mag man wünschen, denn die neue Contendoserie hat Potential für eine längere Lebenszeit. Sollte man sich entscheiden die Storys abwechslungsreich zu halten und keine zu extremen Verkaufsicherheitsmechanismen dazwischen schalten, so könnte sich gerade aus der Inszenierung die Verkaufsgarantie entwickeln…
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