Was ist mit Lord Atherton geschehen? Wohin kann er verschwunden sein, er, der seit einem traumatischen Erlebnis seinen Landsitz so gut wie gar nicht mehr verlässt? Und noch merkwürdiger: Warum ließ er sich 9.000 Tonnen Stahl liefern, die ebenfalls spurlos verschwunden sind? Gemeinsam mit dem Stahlmagnat Bradshaw machen sich Lord Athertons Neffen nebst Gemahlinnen und Butler auf die Suche nach dem Einsiedler. Und schließlich werden sie fündig. Auf Atherton Manor erwartet sie der Beginn einer fantastischen Reise, die sie quer durch das Land führen wird. Auf der unglaublichsten Route, die je ein Mensch gewählt hat, folgen sie Lord Atherton.
2 CD werden hier geboten und derer bedarf dieses Werk auch, denn die Fülle der Informationen ist gewaltig. Andreas Masuth hat hier eine Menge Dinge zusammengefasst die in der Tradition eines Jules Verne stehen und sich auch an dessen Romanen bedienen und orientieren. Doch stehen sie als Eigenwerk vollkommen auf eigenen Beinen und sollten nicht als dreiste Kopie betrachtet werden. Sein Stil ist flüssiger und lebendiger als er der Altmeister je vermochte.
Die Protagonisten sind victorianische Steifmenschen welche sich eher darüber Gedanken machen ob sie nun die richtige Kleidung tragen als das sie über ihr Überleben nachdenken, wenn sie von einem Monster verfolgt werden. So entwickeln sich die üblichen skurrilen Verwicklungen und Auswüchse wenn die Contenance wichtiger ist als die eigene Sicherheit.
Der Beginn der Geschichte ist etwas zäh inszeniert und die Zusammenfindung der einzelnen Protagonisten hat so ihre Längen anzubieten. Doch nachdem die Einschienenbahn entdeckt wurde und man sich mit ihr auf den Weg macht nimmt die Geschichte unerwartete Fahrt auf und das Tempo, so wie die Schlagzahl der Ereignisse, nimmt recht flüssig zu.
Man beschränkt sich hier auf die Suche nach dem verschwundenen Lord und dem entgegenwerfen diverser Monster als Gefahren. Zwar werden die einzelnen Charaktere zwischendurch ein wenig mehr ausgeleuchtet, doch zum Psychodrama in Spitzenhäubchen verkommt die Story dennoch nicht. Schätzungsweise 75 Minuten der 120 Minuten dauernden Spielzeit können schon die ein oder andere Überraschung bieten. Zwar hat Masuth sich am Werk Vernes orientiert, doch ist ihm die Langatmigkeit von Vernes Beschreibungen vollkommen fremd.
An Sprechern werden zwar nicht viele aufgeboten, denn die Zahl der Reisenden ist durch die Enge der Bahn beschränkt, doch die Stimmen welche man zu hören bekommt sind gut gewählt. Jeder hat das gewisse Etwas, das einen steifen victorianischen Akzent und die zutiefst gewählte Aussprache der damaligen Zeit zum tragen bringt. Die Herren der Produktion: Michael Mendl, Torsten Münchow, Mogens von Gadow und Phillip Brammer, interpretieren ihre Rollen mit der Würde eines Aristokraten, welcher sich eher das Bein abhacken lassen würde als eine Frau auch nur im entferntesten in Gefahr zu bringen. Die Damen: Melanie Manstein, Dagmar Dempe und Susanne Meikl, versuchen die Ladys akustisch ein wenig in die aufkommende Emanzipationszeit des Vergangenheit zu anzusiedeln.
Soundtrack, wie auch die Geräuschkulisse, sind passend und stimmig gewählt und man kann sich die Reise durch die Unterwelt relativ einfach auf den inneren Bildschirm rufen.
Ein schwacher Anfang welcher sich aber nach der großen Entdeckung mit einer Menge Sense Of Wonder selbstständig macht und zum Schluss hin einen angenehmen Cliffhanger hinterlässt…
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